Schreibaby » Was sind Ursachen? Was tun: So beruhigst du dein Baby!

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Schreibabys, die durch anhaltendes und intensives Schreien auffallen, haben oft Schwierigkeiten, sich gegen Umweltreize abzuschirmen. Dies führt zu Überreizung und Schlafproblemen. Eltern von Schreibabys brauchen oft Unterstützung, um mit den Belastungen umzugehen und einen gesunden Umgang mit ihrem Kind zu finden. Schreiambulanzen bieten dazu professionelle Hilfe an.

Dr. Anne Rother

Kinderärztin Anne Katrin Rothe ist Kinder- und Jugendärztin, die ihren Kindheitstraum verwirklicht hat. Ihr medizinischer Werdegang führte sie von Bonn und London über die Schweiz und die USA nach München.…

Alle Beiträge des Experten

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Ein Schreibaby kann für seine Eltern schnell zum Alptraum werden. Circa 10 bis 20 Prozent aller Babys treiben ihr Umfeld durch besonders häufiges und anhaltendes Schreien zur Verzweiflung. Von einem Schreibaby sprechen Ärzte und Wissenschaftler dann, wenn ein Kind an mindestens drei Tagen pro Woche länger als drei Stunden schreit und sich dieses Phänomen über mehr als drei Wochen hinzieht.


Was du machen kannst, wenn dein Baby zu lange schreit

In den ersten drei Lebensmonaten ist das Schreien meist besonders intensiv. Diese sogenannte „Dreier-Regel“ wurde im Jahr 1954 durch den US-amerikanischen Mediziner Moritz Wessel eingeführt. Die Gründe dafür wurden in Verdauungsstörungen – den sogenannten Drei-Monatskoliken – vermutet, was mittlerweile aber widerlegt wurde.

Inzwischen sind die Probleme dieser Kinder deutlich umfassender erforscht als damals. Die Ursachen für das Schreien sind oft recht komplex und bestehen im Kern darin, dass die Kinder Schwierigkeiten haben, sich gegenüber den vielfältigen Umweltreizen abzuschirmen. Die Bochumer Kinder- und Jugendpsychologin Prof. Dr. Silvia Schneider stellt heraus, dass oft vor allem die Eltern von Schreibabys Hilfe brauchen – viele von ihnen leiden unter starken Schuldgefühlen, da sie nicht wissen, dass das Schreien meist durch Reizüberflutung und eine Selbstregulationsstörung ihres Kindes hervorgerufen wird.

Manche Eltern fühlen sich durch das permanente Brüllen, gegen das absolut nichts hilft, irgendwann nur noch hilflos und gestresst, was unter Umständen einen Teufelskreis in Gang setzt: Die Anspannung der Eltern überträgt sich auf das Kind, das dadurch nur umso intensiver schreit. Irgendwann macht sich bei Mutter oder Vater Wut breit – pro Jahr sterben in Deutschland ca. 60 Babys an den Folgen eines Schütteltraumas oder einer Hirnverletzung, die durch kurzes heftiges Schütteln eines Babys hervorgerufen wird.

In der modernen Kinderheilkunde helfen Schrei-Ambulanzen sowohl Kindern als auch Eltern, ihre Probleme so bald wie möglich zu überwinden. Die professionellen Helfer können die Situation für beide Seiten mit Ruhe, Zuwendung sowie praktischen Hilfestellungen meist sehr schnell verbessern.

Schreibabys – Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Umweltreizen

Schreibabys schreien besonders intensiv und schrill, mit angezogenen Beinen und geballten Fäusten, hochrotem Gesicht und mit einem überstreckten Rücken. Tagsüber kommen sie nur schwer zur Ruhe und schlafen meist nicht länger als etwa 30 Minuten am Stück. Die Schreiattacken beginnen meist um die zweite Lebenswoche, nehmen bis zur sechsten Lebenswoche kontinuierlich zu und enden häufig mit dem Beginn des vierten Lebensmonats. In einigen wenigen Fällen ist die Brüllerei erst am Ende des ersten halben Jahres oder sogar noch später ausgestanden. Oft lässt auch der Appetit von Schreibabys zu wünschen übrig.

Wenn Eltern mit ihrem Schreibaby einen Arzt aufsuchen, ging dieser vor noch nicht allzu langer Zeit davon aus, dass sich das Schreien nach dem Abklingen der „Drei-Monats-Koliken“ von selber geben würde. Inzwischen ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Ursache dafür nur bei wenigen Babys in Verdauungsschwierigkeiten liegt.

Lediglich fünf bis zehn Prozent der betroffenen Kinder leiden unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten und vertragen bei Flaschenernährung beispielsweise kein Kuhmilch- oder Soja-Eiweiß. Eine Speiseröhrenentzündung oder Sodbrennen/Reflux plagen ebenfalls die wenigsten von ihnen. Falls Schreibabys einen Blähbauch haben, liegt die Ursache dafür meist nicht in Koliken, sondern im Schreien selbst – der Bauch bläht sich durch die dabei geschluckte Luft.

Wissenschaftler nehmen heute an, dass Schreibabys Probleme „mit dem Leben selbst“ respektive der natürlichen Selbstregulation ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Körperfunktionen haben. Seit der Geburt strömen in jeder Sekunde vielfältige Reize auf sie ein, die verarbeitet werden wollen, auch ein angemessener Rhythmus zwischen Wachen und Schlafen muss sich erst entwickeln.

Robustere Kinder finden sehr bald einen Weg, ihre Aufmerksamkeit zu steuern und bei Überforderung zu schlafen oder abzuschalten. Durch Nuckeln an den Fingern oder am Schnuller beruhigen sie sich wirksam selbst. Ein Schreibaby hat in diesen Bereichen Schwierigkeiten – es reagiert auf Umweltreize sehr empfindlich, ist häufig überreizt und schläft weniger als andere Kinder. Manchmal gerät es schon in Stress, wenn es gefüttert oder gewickelt werden soll.

Die Ursachen für diese Hypersensibilität sind bis jetzt nicht restlos aufgeklärt. Schwedische Wissenschaftler haben anhand einer Befragung von 1.600 Müttern herausgefunden, dass rauchende Schwangere im Vergleich zu Nichtraucherinnen ein etwa 1,7 Prozent höheres Risiko trugen, ein Schreibaby zu bekommen. Einige Forscher vermuten auch einen Zusammenhang zwischen Schreibabys und starken seelischen Belastungen der Mutter in der Schwangerschaft.

Die meisten Schreibabys sorgen wahrscheinlich jedoch selbst dafür, dass sie nicht zur Ruhe kommen: Oft sind sie besonders aufmerksam und aufgeweckt, interessieren sich früher und intensiver für ihre Umwelt als andere Kinder – und kommen mit den daraus resultierenden Reizen vorerst nur schwer zurecht.

Fester Tagesablauf, Abschwächung von Umweltreizen, Rituale

Im Rahmen einer ausführlichen Diagnostik wird dein Kinderarzt zunächst versuchen, alle körperlichen Ursachen für das Schreien – Allergien, organische Erkrankungen, Schmerzen, verborgene Infekte – auszuschließen. Danach geht vor allem darum, die Flut der Reize etwas einzudämmen und für einen möglichst regelmäßigen Tagesablauf zu sorgen.

Patentrezepte dafür, wie du dein Schreibaby zur Ruhe bringst, gibt es leider nicht. Feste Zeiten zum Füttern, Spielen, Kuscheln, Schlafen und Spazierengehen verschaffen deinem Baby in der noch recht fremden Welt Orientierungs- und Ruhepole. Alle ein- bis eineinhalb Stunden sind bei so kleinen Kindern Ruhepausen angesagt. Ein festes Ritual – beispielsweise ein immer gleiches Schlaflied – hilft ihrem Kind vielleicht dabei, leichter in den Schlaf zu finden.

Achte genau auf die Körpersprache und die Signale deines Kindes. Wenn du beispielsweise deinem Baby etwas zeigst und es den Kopf abwendet, statt sich dafür zu interessieren, ist es sehr wahrscheinlich bereits müde oder überfordert – und lässt sich in diesem Moment vielleicht noch leicht zur Ruhe bringen. Manchmal hilft es, das Baby herumzutragen oder sich für einige Zeit still neben das Kind zu legen und es durch körperliche Nähe zu beruhigen.

Wichtig ist: Bleibe gelassen – oder so gelassen, wie du irgendwie kannst. Die Kinder nehmen deine Anspannung und Nervosität deutlich wahr und reagieren darauf oft mit noch intensiverem Schreien.
Schreibabys brauchen besonders viel Nähe, Zuwendung und positive Erfahrungen. Gleichzeitig sind sie stärker als andere Kinder auf eine möglichst reizarme Umgebung und einen festen Rhythmus angewiesen.

Schrei-Ambulanzen – wirksame Hilfestellungen für Schreibabys und ihre Eltern

Diese Gelassenheit fällt vielen Eltern eines Schreibabys verständlicherweise nicht ganz leicht. Gut ist, wenn du dir Hilfe suchst, bevor du völlig überfordert bist. Vielleicht können die Großeltern oder Freunde dich zeitweise entlasten, so dass du selber wieder zu dir kommst. Auch die betreuende Hebamme kann dich in dieser Situation kurzzeitig unterstützen. Wenn du durch das Schreien zeitweise an deine eigenen Grenzen stößt, verlasse am besten kurz den Raum, um dich zu beruhigen. Auf keinen Fall solltest du dein Baby jedoch über längere Zeit alleine schreien lassen oder es gar wegen deiner eigenen Anspannung schütteln.

Eine Schrei-Ambulanz leistet für dich und dein Baby wirksame professionelle Hilfestellung. Die Einrichtungen sind an Kinderarztpraxen, Kliniken und Beratungsstellen angegliedert. Die dort tätigen Therapeuten helfen dir, die Signale deines Kindes richtig einzuschätzen, zu deuten, wann es sich bereits müde oder überreizt fühlt und wie du mit deinem Baby in seinen wachen Phasen spielst und kommunizierst, ohne es zu überfordern.

Die Kinder lernen durch die Therapie in einer Schrei-Ambulanz, ihre natürliche Selbstregulation zu entwickeln, Eltern finden ihre inneren Stärken und Ressourcen wieder und überwinden Unsicherheiten oder Schuldgefühle. Falls du ein Schreibaby hast, zögere also bitte nicht. Hole dir professionelle Hilfe und freue dich auf die entspanntere und schöne Zeit, die du bald mit deinem Kind erleben wirst.

Video zum Thema Schreibaby

 
Fazit
Ca. 10 bis 20% aller Babys schreien in den ersten Lebenswochen so viel, dass sie die Dreierregel (mehr als 3 Stunden am Tag, häufiger als 3 Tage pro Woche über mindestens 3 Wochen) erfüllen und somit per Definition ein „Schreibaby“ sind. Als Ursache wird eine Regulationsstörung angenommen, d.h. die Babys können mit den vielen Sinneseindrücken, die sie ungefiltert wahrnehmen, nicht umgehen und sind damit überfordert. Betroffene Eltern und ihre Babys finden in speziellen Schreiambulanzen Unterstützung und Hilfestellung.
Tipps von Kinderärztin Dr. Anne Rothe
  • Die Vermeidung von Stress in der Schwangerschaft gilt als wichtige Maßnahme, um einem Schreibaby vorzubeugen.
  • Laut der Meinung einiger Experten kann auch eine leichte Fehlstellung der Wirbelsäule und des Kopfes (KISS-Syndrom) die Ursache für vermehrtes Schreien sein. Dies kann durch eine osteopathische Behandlung erkannt und ggf. therapiert werden.
  • Da Schreibabys häufig an Schlafmangel leiden, ist es ein ganz wichtiger Ansatz, sie auch tagsüber regelmäßig zum Schlafen zu bringen. Eltern sollten sie dabei z.B. mit Herumtragen, Abdunkeln, Spazierengehen oder Pucken unterstützen.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Dr. Anne Rother

Kinderärztin Anne Katrin Rothe ist Kinder- und Jugendärztin, die ihren Kindheitstraum verwirklicht hat. Ihr medizinischer Werdegang führte sie von Bonn und London über die Schweiz und die USA nach München.…

Alle Beiträge des Experten

Unsere Ratgeber:

Ein Schreibaby kann für seine Eltern schnell zum Alptraum werden. Circa 10 bis 20 Prozent aller Babys treiben ihr Umfeld durch besonders häufiges und anhaltendes Schreien zur Verzweiflung. Von einem Schreibaby sprechen Ärzte und Wissenschaftler dann, wenn ein Kind an mindestens drei Tagen pro Woche länger als drei Stunden schreit und sich dieses Phänomen über mehr als drei Wochen hinzieht.


Was du machen kannst, wenn dein Baby zu lange schreit

In den ersten drei Lebensmonaten ist das Schreien meist besonders intensiv. Diese sogenannte „Dreier-Regel“ wurde im Jahr 1954 durch den US-amerikanischen Mediziner Moritz Wessel eingeführt. Die Gründe dafür wurden in Verdauungsstörungen – den sogenannten Drei-Monatskoliken – vermutet, was mittlerweile aber widerlegt wurde.

Inzwischen sind die Probleme dieser Kinder deutlich umfassender erforscht als damals. Die Ursachen für das Schreien sind oft recht komplex und bestehen im Kern darin, dass die Kinder Schwierigkeiten haben, sich gegenüber den vielfältigen Umweltreizen abzuschirmen. Die Bochumer Kinder- und Jugendpsychologin Prof. Dr. Silvia Schneider stellt heraus, dass oft vor allem die Eltern von Schreibabys Hilfe brauchen – viele von ihnen leiden unter starken Schuldgefühlen, da sie nicht wissen, dass das Schreien meist durch Reizüberflutung und eine Selbstregulationsstörung ihres Kindes hervorgerufen wird.

Manche Eltern fühlen sich durch das permanente Brüllen, gegen das absolut nichts hilft, irgendwann nur noch hilflos und gestresst, was unter Umständen einen Teufelskreis in Gang setzt: Die Anspannung der Eltern überträgt sich auf das Kind, das dadurch nur umso intensiver schreit. Irgendwann macht sich bei Mutter oder Vater Wut breit – pro Jahr sterben in Deutschland ca. 60 Babys an den Folgen eines Schütteltraumas oder einer Hirnverletzung, die durch kurzes heftiges Schütteln eines Babys hervorgerufen wird.

In der modernen Kinderheilkunde helfen Schrei-Ambulanzen sowohl Kindern als auch Eltern, ihre Probleme so bald wie möglich zu überwinden. Die professionellen Helfer können die Situation für beide Seiten mit Ruhe, Zuwendung sowie praktischen Hilfestellungen meist sehr schnell verbessern.

Schreibabys – Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Umweltreizen

Schreibabys schreien besonders intensiv und schrill, mit angezogenen Beinen und geballten Fäusten, hochrotem Gesicht und mit einem überstreckten Rücken. Tagsüber kommen sie nur schwer zur Ruhe und schlafen meist nicht länger als etwa 30 Minuten am Stück. Die Schreiattacken beginnen meist um die zweite Lebenswoche, nehmen bis zur sechsten Lebenswoche kontinuierlich zu und enden häufig mit dem Beginn des vierten Lebensmonats. In einigen wenigen Fällen ist die Brüllerei erst am Ende des ersten halben Jahres oder sogar noch später ausgestanden. Oft lässt auch der Appetit von Schreibabys zu wünschen übrig.

Wenn Eltern mit ihrem Schreibaby einen Arzt aufsuchen, ging dieser vor noch nicht allzu langer Zeit davon aus, dass sich das Schreien nach dem Abklingen der „Drei-Monats-Koliken“ von selber geben würde. Inzwischen ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Ursache dafür nur bei wenigen Babys in Verdauungsschwierigkeiten liegt.

Lediglich fünf bis zehn Prozent der betroffenen Kinder leiden unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten und vertragen bei Flaschenernährung beispielsweise kein Kuhmilch- oder Soja-Eiweiß. Eine Speiseröhrenentzündung oder Sodbrennen/Reflux plagen ebenfalls die wenigsten von ihnen. Falls Schreibabys einen Blähbauch haben, liegt die Ursache dafür meist nicht in Koliken, sondern im Schreien selbst – der Bauch bläht sich durch die dabei geschluckte Luft.

Wissenschaftler nehmen heute an, dass Schreibabys Probleme „mit dem Leben selbst“ respektive der natürlichen Selbstregulation ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Körperfunktionen haben. Seit der Geburt strömen in jeder Sekunde vielfältige Reize auf sie ein, die verarbeitet werden wollen, auch ein angemessener Rhythmus zwischen Wachen und Schlafen muss sich erst entwickeln.

Robustere Kinder finden sehr bald einen Weg, ihre Aufmerksamkeit zu steuern und bei Überforderung zu schlafen oder abzuschalten. Durch Nuckeln an den Fingern oder am Schnuller beruhigen sie sich wirksam selbst. Ein Schreibaby hat in diesen Bereichen Schwierigkeiten – es reagiert auf Umweltreize sehr empfindlich, ist häufig überreizt und schläft weniger als andere Kinder. Manchmal gerät es schon in Stress, wenn es gefüttert oder gewickelt werden soll.

Die Ursachen für diese Hypersensibilität sind bis jetzt nicht restlos aufgeklärt. Schwedische Wissenschaftler haben anhand einer Befragung von 1.600 Müttern herausgefunden, dass rauchende Schwangere im Vergleich zu Nichtraucherinnen ein etwa 1,7 Prozent höheres Risiko trugen, ein Schreibaby zu bekommen. Einige Forscher vermuten auch einen Zusammenhang zwischen Schreibabys und starken seelischen Belastungen der Mutter in der Schwangerschaft.

Die meisten Schreibabys sorgen wahrscheinlich jedoch selbst dafür, dass sie nicht zur Ruhe kommen: Oft sind sie besonders aufmerksam und aufgeweckt, interessieren sich früher und intensiver für ihre Umwelt als andere Kinder – und kommen mit den daraus resultierenden Reizen vorerst nur schwer zurecht.

Fester Tagesablauf, Abschwächung von Umweltreizen, Rituale

Im Rahmen einer ausführlichen Diagnostik wird dein Kinderarzt zunächst versuchen, alle körperlichen Ursachen für das Schreien – Allergien, organische Erkrankungen, Schmerzen, verborgene Infekte – auszuschließen. Danach geht vor allem darum, die Flut der Reize etwas einzudämmen und für einen möglichst regelmäßigen Tagesablauf zu sorgen.

Patentrezepte dafür, wie du dein Schreibaby zur Ruhe bringst, gibt es leider nicht. Feste Zeiten zum Füttern, Spielen, Kuscheln, Schlafen und Spazierengehen verschaffen deinem Baby in der noch recht fremden Welt Orientierungs- und Ruhepole. Alle ein- bis eineinhalb Stunden sind bei so kleinen Kindern Ruhepausen angesagt. Ein festes Ritual – beispielsweise ein immer gleiches Schlaflied – hilft ihrem Kind vielleicht dabei, leichter in den Schlaf zu finden.

Achte genau auf die Körpersprache und die Signale deines Kindes. Wenn du beispielsweise deinem Baby etwas zeigst und es den Kopf abwendet, statt sich dafür zu interessieren, ist es sehr wahrscheinlich bereits müde oder überfordert – und lässt sich in diesem Moment vielleicht noch leicht zur Ruhe bringen. Manchmal hilft es, das Baby herumzutragen oder sich für einige Zeit still neben das Kind zu legen und es durch körperliche Nähe zu beruhigen.

Wichtig ist: Bleibe gelassen – oder so gelassen, wie du irgendwie kannst. Die Kinder nehmen deine Anspannung und Nervosität deutlich wahr und reagieren darauf oft mit noch intensiverem Schreien.
Schreibabys brauchen besonders viel Nähe, Zuwendung und positive Erfahrungen. Gleichzeitig sind sie stärker als andere Kinder auf eine möglichst reizarme Umgebung und einen festen Rhythmus angewiesen.

Schrei-Ambulanzen – wirksame Hilfestellungen für Schreibabys und ihre Eltern

Diese Gelassenheit fällt vielen Eltern eines Schreibabys verständlicherweise nicht ganz leicht. Gut ist, wenn du dir Hilfe suchst, bevor du völlig überfordert bist. Vielleicht können die Großeltern oder Freunde dich zeitweise entlasten, so dass du selber wieder zu dir kommst. Auch die betreuende Hebamme kann dich in dieser Situation kurzzeitig unterstützen. Wenn du durch das Schreien zeitweise an deine eigenen Grenzen stößt, verlasse am besten kurz den Raum, um dich zu beruhigen. Auf keinen Fall solltest du dein Baby jedoch über längere Zeit alleine schreien lassen oder es gar wegen deiner eigenen Anspannung schütteln.

Eine Schrei-Ambulanz leistet für dich und dein Baby wirksame professionelle Hilfestellung. Die Einrichtungen sind an Kinderarztpraxen, Kliniken und Beratungsstellen angegliedert. Die dort tätigen Therapeuten helfen dir, die Signale deines Kindes richtig einzuschätzen, zu deuten, wann es sich bereits müde oder überreizt fühlt und wie du mit deinem Baby in seinen wachen Phasen spielst und kommunizierst, ohne es zu überfordern.

Die Kinder lernen durch die Therapie in einer Schrei-Ambulanz, ihre natürliche Selbstregulation zu entwickeln, Eltern finden ihre inneren Stärken und Ressourcen wieder und überwinden Unsicherheiten oder Schuldgefühle. Falls du ein Schreibaby hast, zögere also bitte nicht. Hole dir professionelle Hilfe und freue dich auf die entspanntere und schöne Zeit, die du bald mit deinem Kind erleben wirst.

Video zum Thema Schreibaby

 
Fazit
Ca. 10 bis 20% aller Babys schreien in den ersten Lebenswochen so viel, dass sie die Dreierregel (mehr als 3 Stunden am Tag, häufiger als 3 Tage pro Woche über mindestens 3 Wochen) erfüllen und somit per Definition ein „Schreibaby“ sind. Als Ursache wird eine Regulationsstörung angenommen, d.h. die Babys können mit den vielen Sinneseindrücken, die sie ungefiltert wahrnehmen, nicht umgehen und sind damit überfordert. Betroffene Eltern und ihre Babys finden in speziellen Schreiambulanzen Unterstützung und Hilfestellung.
Tipps von Kinderärztin Dr. Anne Rothe
  • Die Vermeidung von Stress in der Schwangerschaft gilt als wichtige Maßnahme, um einem Schreibaby vorzubeugen.
  • Laut der Meinung einiger Experten kann auch eine leichte Fehlstellung der Wirbelsäule und des Kopfes (KISS-Syndrom) die Ursache für vermehrtes Schreien sein. Dies kann durch eine osteopathische Behandlung erkannt und ggf. therapiert werden.
  • Da Schreibabys häufig an Schlafmangel leiden, ist es ein ganz wichtiger Ansatz, sie auch tagsüber regelmäßig zum Schlafen zu bringen. Eltern sollten sie dabei z.B. mit Herumtragen, Abdunkeln, Spazierengehen oder Pucken unterstützen.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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