Die größten Unfallrisiken im ersten Lebensjahr
Bereits nach der Geburt gibt es schon die ersten Unfallrisiken. Der Sturz vom Wickeltisch gehört beispielsweise im ersten Lebensjahr zu den häufigsten Verletzungsursachen. Auch umgekippte heiße Getränke oder heißes Wasser bei der Zubereitung des Fläschchens sorgen für erhebliche Verletzungen bei Babys und Kleinkinder, denen vorgebeugt werden kann.
Sicherheit beim Wickeln: Tipps und Hinweise
Alternative zum Wickeltisch
Möchten Sie beim Wickeln gänzlich Sturzrisiken vermeiden, dann verzichten Sie auf eine Wickelkommode oder Auflage. Das Wickeln auf dem Boden ist am sichersten. Da dies vielen Eltern allerdings nicht praktikabel, bequem und hygienisch genug erscheint, legen sich die meisten Familien einen Wickeltisch zu.
Dieser sollte aus Sicherheitsgründen mindestens 70 x 80 cm groß sein. Ein dicker Teppich unter dem Wickeltisch kann einen ungewollten Sturz etwas abfedern.
Vorkehrungen am Wickeltisch
Beim Wickeln sollte immer eine Hand am Baby bleiben, um jegliche Sturzgefahr zu vermeiden. Auch Babys, die sich noch nicht drehen oder aufsetzen, können durch Strampelbewegungen ihre Liegeposition plötzlich verändern und vom Wickeltisch fallen. Das Aufstellen des Wickeltischs in einer Raumecke reduziert die Sturzgefahr.
Zudem sollte alles griffbereit liegen, damit Sie nie außer Reichweite des Kindes gehen müssen. Das Wichtigste ist: Denken Sie immer daran, egal was passiert, Ihr Kind sollte nie allein auf dem Wickeltisch liegen!
Sicherheitsmaßnahmen im Kinderbett: Vorbeugung und Empfehlungen
Risikofaktoren im Kinderbett
Auch das Kinderbett birgt einige Risiken für Neugeborene und Babys. So können sie in den ersten Lebensmonaten ungewollt unter Kissen und Decken rutschen oder Nase / Mund werden beispielsweise von einem Kuscheltier bedeckt.
Die Atemwege werden blockiert und es droht Erstickungsgefahr. Diese Gegenstände sollten sich also nicht im Babybett befinden.
Ebenfalls ist darauf zu achten, dass bei Gitterbetten die Gitter stabil und hoch genug sind und keine Schnüre oder Kordeln, beispielsweise von einem Nestchen, ins Bett hängen.
Schlafumgebung und „plötzlicher Kindstod“
Da die Temperatur im Schlafzimmer möglichst nicht über 18 Grad liegen sollte, empfiehlt sich statt einer Decke ein Babyschlafsack, der nicht zu groß sein sollte. Ansonsten könnte das Kind in den Schlafsack hineinrutschen und es besteht Erstickungsgefahr.
Studien belegen, dass Fälle von „plötzlichem Kindstod“ vermehrt in warmen und stickigen Schlafumgebungen auftreten. Beim „plötzlichen Kindstod“ handelt es sich um das unvorhergesehene Sterben von Babys in den ersten zwölf Lebensmonaten. Hinsichtlich des Zusammenhangs Liegeposition und „plötzlicher Kindstod“ gehen die Meinungen der Mediziner auseinander.
Schon lange ist bekannt, dass das Schlafen in Bauchlage ein Risikofaktor für den „plötzlichen Kindstod“ ist. Aktuell gilt die Rückenlage als beste Schlafposition.
Empfehlungen für den Schlafplatz
Es wird außerdem empfohlen, dass das Baby im eigenen Babybett, jedoch im Elternschlafzimmer schlafen sollte. Für die ersten Lebensmonate haben sich Beistellbetten, die man neben das Elternbett stellen kann, als sehr praktisch erwiesen.
Kinder sollten zur Prävention des „plötzlichen Kindstodes“ immer in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen und schlafen. Rauchen in der Schwangerschaft und nach der Geburt gilt als wichtigster Risikofaktor.
Sicherheitsrisiken bei Kinderkleidung vermeiden
Auch bei der Wahl der Kleidung sind Sicherheitsaspekte zu beachten: Schals und Kordeln können auf dem Spielplatz leicht zu Strangulationen (beispielsweise an der Rutsche) führen. Eine Schnullerkette kann demnach, wenn sie zu lang ist, ebenfalls ein Risiko darstellen.
Anziehsachen sollten stets schwer entflammbar sein.
Sicherheitsaspekte beim Kauf von Kinderspielzeug
Gefahrenquellen bei Spielzeugen
Der Kauf von Spielzeug ist immer auch eine Frage der Sicherheit. Verletzungen und schwere Notfallsituationen können beim Spielen beispielsweise durch:
- scharfe Kanten
- herausstehende Spitzen sowie
- verschluckbare Kleinteile (die sich auch in andere Körperöffnungen wie Nase und Ohren stecken lassen) entstehen
Risiken bei batteriebetriebenen Spielzeugen
Einige batteriebetriebene Spielzeuge sind so laut, dass sie das Innenohr von Kleinkindern schädigen können. Achten Sie darauf, dass Batteriefächer kindersicher verschlossen sind. Werden Batterien, insbesondere Knopfbatterien, verschluckt, kann dies bei Kindern zum Tod führen.
Hinweise für Geschwister und Verwendung von Gehfreis
Falls Ihr Baby bzw. Kleinkind große Geschwister hat, klären Sie diese über die möglichen Risiken von Spielzeugen auf und bitten Sie sie auf potenzielle Gefahrenquellen zu achten. Die Nutzung von Gehfreis bzw. Walkern als Lauflernhilfe wird von Kinderärzten grundsätzlich nicht empfohlen, da sie immer wieder zu schweren Stürzen und Verletzungen führen.
Endlich am Tisch sitzen: Sicherheitstipps für den Hochstuhl
Ein Hochstuhl birgt wie ein Wickeltisch die Gefahr, dass ein Kleinkind von ihm herunterfällt und sich schwer verletzen kann. Oftmals kommt es beim Sturz aus dem Hochstuhl zu Kopfverletzungen. Lassen Sie Ihr Kind deshalb nie allein im Hochstuhl und verwenden Sie zur Sicherheit einen Hüftgurt, wenn Ihr Kind im Hochstuhl immer wieder aufsteht. Die Stabilität und Kippsicherheit sollten Sie regelmäßig überprüfen.
Kindersicher wohnen
Sobald ein Baby entdeckt, wie es sich fortbewegen kann und sich zu drehen beginnt, zu robben, zu krabbeln und später zu laufen, eröffnen sich zahlreiche Gefahrenquellen in seiner häuslichen Umgebung, die es zu sichern gilt. Zu ihnen zählen:
Gefahrenquelle |
Gefahr |
Sicherheitsmaßnahme |
Steckdosen |
Stromschlag |
Steckdosenschutzeinsätze |
Schubladen, Schränke, Regale |
Einklemmen der Finger, gefährliche Inhalte (wie Messer), Kippen bei Kletterversuchen |
Schubladenkindersicherung, Befestigung von hohen Schränken und Regalen an der Wand |
Dekoration |
Verschlucken von Kleinteilen, Kontakt mit scharfen Kanten und herausragenden Spitzen, Strangulationsgefahr an Kabeln und Kordeln |
Dekoration mit Gefahrenpotenzial außerhalb der Reichweite von Kindern aufstellen |
Treppen |
Treppensturz |
|
Türen |
eingeklemmte Finger, bei steckengelassenem Schlüssel Gefahr des Einsperrens |
Kindersicherung für den Scharnierbereich und gegebenenfalls auch eine U-förmige Türsicherung, die das Verschließen einer Tür verhindert, Schlüssel stets entfernen |
Fenster |
Fenstersturz |
abschließbare Fenstergriffe |
Balkon |
Sturz vom Balkon |
abschließbarer Balkontürgriff, keine unbeobachteten Aufenthalte |
scharfe Möbelkanten |
Verletzungen bei Stürzen |
Kantenschutz |
Küche |
scharfe Messer, spitze Gegenstände, alkoholische Getränke, scharfe Gewürze, Reinigungsmittel |
potentielle Gefahrenquellen außer Reichweite des Kindes aufbewahren, Schubladen und Schranktüren entsprechend sichern |
Hitzequellen |
Verbrennungen und Verbrühungen |
Anbringen eines Herdgitters, Aktivieren der Kindersicherung an Herd und Backofen (falls vorhanden), Schutzgitter vor der Backofenscheibe, Gitter um den Kamin, heiße Speisen und Flüssigkeiten außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren, den Kontakt mit Glühbirnen, brennenden Kerzen und heißen Heizkörpern vermeiden |
Gifte |
Vergiftungen |
Alle im Haushalt notwendigen Mittel, die giftig sind, sollten außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. |
Garten |
Ertrinken, Stürze, Verschüttung, Vergiftung |
keine unbeobachteten Aufenthalte in ungesicherter Gartenumgebung, Zaun/Gitter entlang von Gartenteichen, sicheres Wegstellen von Leitern, Absicherung von größeren Erdlöchern/Schächten |
Straßenverkehr |
Verkehrsunfälle
|
hohe Aufmerksamkeit, stets das Kind an die Hand nehmen und wenn es größer ist über die Gefahren an und auf einer Straße aufklären |
Zusammenfassung
Sicherheit ist wichtig – die Entwicklung und Entfaltung Ihres Kindes ist es auch. Selbstverständlich sollten Eltern ihr Kind vor Gefahren schützen. Doch das bedeutet nicht, das Kind zu sehr zu behüten, um so vermeintlich sämtliche Verletzungsrisiken auszuschließen. Je nach Entwicklungsstand ist es sogar sinnvoll, dem Kind selbst das Erkennen von Gefahrensituationen zu ermöglichen. Das sollte jedoch immer in Begleitung von Erwachsenen geschehen.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.