Ermutigen, aber auch Grenzen setzen – Kinder haben ein unterschiedlich ausgeprägtes Selbstvertrauen. Das kann charakterlich bedingt, aber auch durch die Umwelt und verschiedene Erfahrungen geprägt sein. Was können Eltern tun, um das Selbstvertrauen ihres Kindes zu stärken? Was hilft vor allem einem unsicheren Kind?
Warum Selbstvertrauen so wichtig ist
Selbstvertrauen ist eine wertvolle Basis für Ihr Kind: Es muss irgendwann eigene Entscheidungen treffen, Rückschläge in der Schule oder im Beruf verarbeiten und Konflikte mit anderen Menschen meistern.
Ein Mensch mit geringem Selbstvertrauen neigt bei Hürden eher dazu, sich zurückzuziehen. Das wirkt sich letztendlich zum eigenen Nachteil aus. Werden Hindernisse hingegen als Herausforderung gesehen, trägt das zu Erfolgserlebnissen bei, die die innere Stärke fördern.
Was bedeutet Selbstvertrauen?
Jeder Mensch hat andere Fähigkeiten und Schwächen, auch Ihr Kind. Auch macht jeder Mensch Fehler oder trifft einmal eine ungünstige Entscheidung. Das ist völlig normal und kein Makel. Daneben ist jedes Kind mit unterschiedlichen Charakterzügen ausgestattet. Diese und die individuellen Fähigkeiten machen jeden Menschen zu etwas Besonderem. Das alleine rechtfertigt es, dass jeder Mensch das Recht auf Vertrauen in sich selbst hat.
Dieses Recht beginnt bereits im Kindesalter, wenn die eigenen Fähigkeiten, Schwächen und Grenzen erst noch erkannt werden. Schon das Bemühen eines Kleinkindes, kontrollierte motorische Bewegungen auszuführen oder einige Worte zu stammeln, verdient Anerkennung. Diese wiederum trägt zu einem gesunden Selbstwertgefühl bei.
Selbstvertrauen bedeutet also nicht, stolz auf eine besondere Leistung zu sein, sondern schlicht das Vertrauen in die eigenen Bemühungen, den eigenen Wert zu haben sowie zu wissen, dass Beides anerkannt wird.
Veranlagung und Lernprozess
Einige Kinder sind aufgeschlossen und erproben gerne ihre Fähigkeiten. Klappt etwas nicht, versuchen sie es einfach erneut. Andere sind eher introvertiert, zeigen sich vorsichtiger und möchten nicht versagen. Das kann mit einem geringeren Selbstbewusstsein einhergehen.
Doch auch solche Kinder können lernen, sich selbst zu vertrauen, während das andere Extrem eher lernen muss, unsicheren Kindern ebenfalls Anerkennung und Respekt entgegenzubringen.
Eltern können Ihre Kinder bei dem Lernprozess unterstützen. Eine wichtige Voraussetzung ist die Liebe und Geborgenheit, die Sie Ihrem Kind schenken. Fühlt es sich mit all seinen Stärken und Schwächen geliebt, kann es Ihnen vertrauen und auch Vertrauen in sich selbst entwickeln.
So helfen Sie Ihrem Kind
Sicher müssen Sie auch mal schimpfen oder mit der Trotzreaktion Ihres Kindes umgehen. Anschließend können Sie es in den Arm nehmen und ihm erklären, dass nur das Verhalten unerwünscht war, Sie es aber trotzdem lieben. Kleine Kinder verstehen den Unterschied noch nicht, sie müssen auch diesen noch erkennen.
Trauen Sie Ihrem Kind etwas zu und loben Sie es, wann immer es etwas richtig gemacht oder geschafft hat. Das stärkt das Selbstwertgefühl. Hat einmal etwas nicht geklappt, ermutigen Sie es. Kleine Hilfestellungen sind erlaubt, irgendwann schafft Ihr Kind es auch alleine.
Dabei ist es gleich, um was es geht: Das Balancieren auf einem Baumstamm kann ebenso eine Herausforderung sein wie Basteleien, das Malen, das Sprechen, das Aufräumen oder die Erfüllung altersgerechter Aufgaben im Haushalt.
Übertragen Sie in kleinen Schritten Verantwortung. So kann Ihr Kind je nach Alter helfen, den Tisch zu decken oder abzuräumen, die Wäsche zu sortieren, Altpapier in den Korb zu legen oder verschiedene Handgriffe beim Kochen übernehmen.
Stellen Sie klare Regeln auf, die zu befolgen sind. So erfährt Ihr Kind Grenzen, die ihm einen sicheren Rahmen geben. Dazu tragen auch kleine Rituale bei. Solche helfen schon Babys, sich zu orientieren: Sie wissen, was sie erwartet, wie der Ablauf ist. Das Vertrauen in unterschiedliche Situationen trägt auch zum Vertrauen in sich selbst bei.
Kinder müssen hinfallen, um zu lernen, wieder aufzustehen. Dazu müssen sie ihre Fähigkeiten erproben. Ihre Ermutigung ist hilfreicher als das ängstliche Beobachten, ob es sich nicht wehtun könnte: Ihre Unsicherheit überträgt sich auf Ihr Kind.
Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass Sie ihm waghalsige, gefährliche Aktivitäten gestatten. Wiederum ist es wichtig, sinnvolle Grenzen zu setzen und diese gegebenenfalls zu erläutern. Ermuntern Sie Ihr Kind zum Beispiel, es erst einmal mit der kleineren, einfacheren Variante des Klettergerüsts zu versuchen, bevor ein ungestümer Charakter gleich ganz hoch hinaus möchte.
Spiele, bei denen Ihr Kind seine Fähigkeiten entwickeln kann, sind ebenfalls sinnvoll. So kann es sich einige Zeit selbst beschäftigen und erproben. Tut es sich anfangs schwer, befassen Sie sich zusammen damit. Sicher lernt es schnell, worum es geht. Anschließend ist es stolz über Ihr Lob, das Selbstvertrauen profitiert davon.
Fehler sind erlaubt – gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Haben Sie einmal ungehalten reagiert, entschuldigen Sie sich dafür. Vielleicht fällt Ihnen ebenso wie Ihrem Kind gelegentlich etwas herunter. Das ist keine Schande, auch nicht, wenn Scherben dabei herauskommen. Lachen Sie darüber, beseitigen Sie den Schaden zusammen und danken Sie Ihrem Kind für die Hilfe.
Gehen Sie außerdem auf die Gefühle und Gemütsregungen Ihres Kindes ein. Fühlt es sich und seine Belange ernst genommen, entwickelt es das Vertrauen, dass auch Ängste erlaubt sind. Das ist vor allem für unsichere Kinder wichtig: Sie lernen so, dass Sie sich ruhig äußern dürfen, statt sich zurückzuziehen.
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Fazit
- Selbstvertrauen wird bei Kindern gefördert durch:
- Liebe und Geborgenheit
- Lob und Ermutigung
- Kreative Beschäftigungen
- Grenzen und Verantwortungsbewusstsein
- Auf Gefühle eingehen