Geburt mit Zange, Saugglocke & anderen Hilfsmitteln

Geburt mit Zange, Saugglocke & anderen Hilfsmitteln

Dr. Anja Kneller

Anja Kneller ist eine Frauenärztin, die einen gesunden Mittelweg zwischen ganzheitlicher Medizin und Schulmedizin in ihrer Praxis in Berg am Starnberger See verfolgt. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagiert sie sich in sozialen Projekten…

Alle Beiträge des Experten

Geburt mit Zange, Saugglocke & anderen Hilfsmitteln

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Die Mehrheit der Babys in Deutschland kommt auf natürlichem Weg zur Welt. Es können jedoch Ausnahmesituationen auftreten, in denen das Ungeborene Hilfe benötigt. Bei rund 6 Prozent aller Geburten kommen Hilfsmittel wie Saugglocke und Zange (0,8%) zum Einsatz.


Die Saugglockengeburt (Vakuumextraktion)

Bei einer Saugglockengeburt und einer Zangengeburt kann das Baby mithilfe der Instrumente sanft aus dem Geburtskanal herausgezogen werden. Eine manuelle Methode ist der sogenannte Kristeller-Handgriff, bei dem der Arzt großen Druck auf den Bauch der Gebärenden ausübt.

Saugglocke, Zange und Kristeller-Handgriff werden zum Beispiel bei einem Geburtsstillstand und einer damit verbundenen gesundheitlichen Gefährdung des Kindes nötig. Wenn das Baby sich schon tief im Geburtskanal befindet, ist es für einen Kaiserschnitt zu spät. Bei einer Beckenendlage kommt die Saugglocke nicht zum Einsatz, die Zange nur dann, wenn alle manuellen Hilfen nicht funktionieren.

Auch wenn die Mutter aufgrund von vollkommener Erschöpfung, Fieber oder einer PDA keine Kraft mehr zum Schieben hat, benötigt das Ungeborene Unterstützung bei der Geburt. Die Zahl der Geburten mit Saugglocke und Zange ist in den letzten Jahren jedoch rückläufig. Ein Grund dafür, ist die höhere Sicherheit eines Kaiserschnittes.

Bevor Ärzte die Saugglocke ansetzen, ist bei einigen Frauen ein Dammschnitt erforderlich, um ausreichend Platz für das Instrument zu schaffen. Um die Schmerzen zu lindern, wird manchmal auch der sogenannte Pudendusblock eingesetzt.

Durch diese Betäubung werden Damm und Scheidenausgang unempfindlich gegen Schmerz. In der Geburtshilfe wird die Saugglocke seit über 100 Jahren verwendet. Eine Saugglockengeburt kann nur dann durchgeführt werden, wenn der Kopf des Kindes gut erreichbar ist.

Die Saugglocke wird dabei am Hinterkopf des Kindes leicht angedrückt. Mithilfe einer Pumpe wird ein Unterdruck aufgebaut und die Glocke saugt sich fest. Im Rhythmus der Wehen wird das Kind in der Austreibungsphase vorsichtig herausgezogen.

Durch den Druck können an Babys Kopf Schwellungen, Blutergüsse oder eine kleine Beule auftreten, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Durch den Unterdruck können in seltenen Fällen Blutungen im Schädel oder in der Netzhaut auftreten.

Die Zangengeburt

Zange und Saugglocke

Wie auch schon bei der Saugglockengeburt verabreichen die Ärzte manchmal bei einer Zangengeburt mit dem Pudendusblock ein Schmerzmittel, wenn die Patientin nicht schon eine PDA erhalten hat. Danach kann auch ein Dammschnitt nötig sein. Bei einer Zangengeburt führt der Arzt die Geburtszange in die Scheide ein und legt die löffelförmigen Arme seitlich an den Kopf des Ungeborenen.

Die Arme umfassen den empfindlichen Kopf wie zwei Hände. Während der Wehen zieht der Arzt schließlich das Baby vorsichtig durch den Geburtskanal. Die Zange wird entfernt, sobald der Kopf des Babys geboren wurde. Das Baby wird dann normal entbunden.

Anders als bei einer Saugglockengeburt entstehen mit der Zange keine Schwellungen und die Belastung für das Köpfchen ist insgesamt geringer, da kein Druck aufgebaut wird. Bei einer Zangengeburt können kleine Hautrötungen oder Abschürfungen entstehen, die in der Regel schnell heilen.

In seltenen Fällen kann es bei einer Zangengeburt zu vorübergehenden Nervenlähmungen kommen. Bei Frauen können nach einer Zangengeburt Risse in der Scheide oder am Damm auftreten. Falls sich das Baby beim Ziehen nicht bewegt und auch nach mehreren Wehen nicht geboren wurde, ist ein Kaiserschnitt häufig die letzte Möglichkeit.

Kristeller-Handgriff

Kommt es unter der Geburt zu einem Stillstand, ist der Kristeller-Handgriff eine nicht-operative Methode, die die Geburt vorantreiben kann. Ärzte und Hebammen versuchen dabei von außen durch die Bauchdecke das Baby mit großem Druck in die richtige Position zu schieben.

Während einer Wehe wird auf die Gebärmutteroberkante gedrückt. Diese Methode wird in der letzten Austreibungsphase angewendet, wenn der Kopf des Kindes bereits zu sehen ist. Bei der richtigen Ausführung kann durch den Kristeller-Handgriff ein Eingriff mit Saugglocke und Zange umgangen werden.

Viele Hebammen stehen dem Kristeller-Handgriff kritisch gegenüber. Der starke Druck auf den Oberbauch ist für Frauen nicht nur schmerzhaft: Bei falscher Durchführung können Komplikationen wie eine Rippenfraktur, eine vorzeitige Ablösung der Plazenta oder ein Leberriss auftreten.

© Zffoto – Fotolia.com

Fazit

  • Saugglocke und Zange sind Instrumente der Geburtshilfe
  • Sie werden bei einem Geburtsstillstand in der Austreibungsphase verwendet
  • Ursachen: Frauen sind zu schwach zum Schieben, gesundheitliche Gefährdung des Kindes
  • Manuelle Methode: Der Kristeller-Handgriff
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Unsere Ratgeber:

Die Mehrheit der Babys in Deutschland kommt auf natürlichem Weg zur Welt. Es können jedoch Ausnahmesituationen auftreten, in denen das Ungeborene Hilfe benötigt. Bei rund 6 Prozent aller Geburten kommen Hilfsmittel wie Saugglocke und Zange (0,8%) zum Einsatz.


Die Saugglockengeburt (Vakuumextraktion)

Bei einer Saugglockengeburt und einer Zangengeburt kann das Baby mithilfe der Instrumente sanft aus dem Geburtskanal herausgezogen werden. Eine manuelle Methode ist der sogenannte Kristeller-Handgriff, bei dem der Arzt großen Druck auf den Bauch der Gebärenden ausübt.

Saugglocke, Zange und Kristeller-Handgriff werden zum Beispiel bei einem Geburtsstillstand und einer damit verbundenen gesundheitlichen Gefährdung des Kindes nötig. Wenn das Baby sich schon tief im Geburtskanal befindet, ist es für einen Kaiserschnitt zu spät. Bei einer Beckenendlage kommt die Saugglocke nicht zum Einsatz, die Zange nur dann, wenn alle manuellen Hilfen nicht funktionieren.

Auch wenn die Mutter aufgrund von vollkommener Erschöpfung, Fieber oder einer PDA keine Kraft mehr zum Schieben hat, benötigt das Ungeborene Unterstützung bei der Geburt. Die Zahl der Geburten mit Saugglocke und Zange ist in den letzten Jahren jedoch rückläufig. Ein Grund dafür, ist die höhere Sicherheit eines Kaiserschnittes.

Bevor Ärzte die Saugglocke ansetzen, ist bei einigen Frauen ein Dammschnitt erforderlich, um ausreichend Platz für das Instrument zu schaffen. Um die Schmerzen zu lindern, wird manchmal auch der sogenannte Pudendusblock eingesetzt.

Durch diese Betäubung werden Damm und Scheidenausgang unempfindlich gegen Schmerz. In der Geburtshilfe wird die Saugglocke seit über 100 Jahren verwendet. Eine Saugglockengeburt kann nur dann durchgeführt werden, wenn der Kopf des Kindes gut erreichbar ist.

Die Saugglocke wird dabei am Hinterkopf des Kindes leicht angedrückt. Mithilfe einer Pumpe wird ein Unterdruck aufgebaut und die Glocke saugt sich fest. Im Rhythmus der Wehen wird das Kind in der Austreibungsphase vorsichtig herausgezogen.

Durch den Druck können an Babys Kopf Schwellungen, Blutergüsse oder eine kleine Beule auftreten, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Durch den Unterdruck können in seltenen Fällen Blutungen im Schädel oder in der Netzhaut auftreten.

Die Zangengeburt

Zange und Saugglocke

Wie auch schon bei der Saugglockengeburt verabreichen die Ärzte manchmal bei einer Zangengeburt mit dem Pudendusblock ein Schmerzmittel, wenn die Patientin nicht schon eine PDA erhalten hat. Danach kann auch ein Dammschnitt nötig sein. Bei einer Zangengeburt führt der Arzt die Geburtszange in die Scheide ein und legt die löffelförmigen Arme seitlich an den Kopf des Ungeborenen.

Die Arme umfassen den empfindlichen Kopf wie zwei Hände. Während der Wehen zieht der Arzt schließlich das Baby vorsichtig durch den Geburtskanal. Die Zange wird entfernt, sobald der Kopf des Babys geboren wurde. Das Baby wird dann normal entbunden.

Anders als bei einer Saugglockengeburt entstehen mit der Zange keine Schwellungen und die Belastung für das Köpfchen ist insgesamt geringer, da kein Druck aufgebaut wird. Bei einer Zangengeburt können kleine Hautrötungen oder Abschürfungen entstehen, die in der Regel schnell heilen.

In seltenen Fällen kann es bei einer Zangengeburt zu vorübergehenden Nervenlähmungen kommen. Bei Frauen können nach einer Zangengeburt Risse in der Scheide oder am Damm auftreten. Falls sich das Baby beim Ziehen nicht bewegt und auch nach mehreren Wehen nicht geboren wurde, ist ein Kaiserschnitt häufig die letzte Möglichkeit.

Kristeller-Handgriff

Kommt es unter der Geburt zu einem Stillstand, ist der Kristeller-Handgriff eine nicht-operative Methode, die die Geburt vorantreiben kann. Ärzte und Hebammen versuchen dabei von außen durch die Bauchdecke das Baby mit großem Druck in die richtige Position zu schieben.

Während einer Wehe wird auf die Gebärmutteroberkante gedrückt. Diese Methode wird in der letzten Austreibungsphase angewendet, wenn der Kopf des Kindes bereits zu sehen ist. Bei der richtigen Ausführung kann durch den Kristeller-Handgriff ein Eingriff mit Saugglocke und Zange umgangen werden.

Viele Hebammen stehen dem Kristeller-Handgriff kritisch gegenüber. Der starke Druck auf den Oberbauch ist für Frauen nicht nur schmerzhaft: Bei falscher Durchführung können Komplikationen wie eine Rippenfraktur, eine vorzeitige Ablösung der Plazenta oder ein Leberriss auftreten.

© Zffoto – Fotolia.com

Fazit

  • Saugglocke und Zange sind Instrumente der Geburtshilfe
  • Sie werden bei einem Geburtsstillstand in der Austreibungsphase verwendet
  • Ursachen: Frauen sind zu schwach zum Schieben, gesundheitliche Gefährdung des Kindes
  • Manuelle Methode: Der Kristeller-Handgriff
Arztgeprüft

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