Sprachstörungen können sich sehr vielfältig entwickeln – Die Entwicklung der Sprache gehört zu einem Meilenstein, die ein kleiner Mensch im Laufe seines Wachstums erreicht. Nicht immer wird diese überaus komplexe Entwicklungsaufgabe vollkommen problemlos gemeistert.
Eine höhere Sensibilität für Sprachstörungen entwickeln
Natürlich ist es für viele Eltern zunächst schwierig, wenn ihnen vom Kinderarzt oder von einer Erzieherin gesagt wird, dass das eigene Kind sehr wahrscheinlich eine Sprachstörung entwickelt bzw. entwickelt hat.
Im Zuge der mittlerweile sehr engmaschigen medizinischen Vorsorgetermine sowie dem immer geschulteren Blick auf Sprachentwicklungsstörungen seitens des Kindergartens kommt es scheinbar häufiger zur Feststellung von Sprachstörungen, wie Lispeln oder Stottern.
Sprachstörungen haben nichts mit Intelligenz zu tun
Die Feststellung einer Sprachstörung lässt dabei keine Rückschlüsse auf die Intelligenz und das Lernvermögen eines Kindes zu. Sie zeigt nur auf, dass sich ein Kind hinsichtlich seiner Sprachfähigkeit nicht altersgerecht entwickelt und gegebenenfalls Probleme bei der Artikulation oder auch bei der Entwicklung des Gehörs vorliegen.
Ursachen für Sprachstörungen beim Kindern
So leiden beispielsweise viele Kinder unter vergrößerten Polypen, die den Abfluss des Gehörgangs verschließen. Dies kann unter Umständen zu Mittelohrentzündungen sowie einer sogenannten Schallleitungsschwerhörigkeit führen, welche das Verstehen von Worten für betroffene Kinder sehr schwierig gestaltet. Ein Hörtest kann dies oftmals bestätigen.
Auch zu früh geborene Kinder zeigen öfter Sprachstörungen, da sie häufig ein anderes Entwicklungstempo haben als gleichaltrige, nicht zu früh geborene. Ein Sprachentwicklungsproblem hinsichtlich des Gebrauchs der deutschen Sprache tritt häufig bei Migrationsfamilien auf. Später wird dieser vermeintliche Rückstand allerdings gut aufgeholt. Und zweisprachig zu sein ist eine enorme Ressource!
Hierbei handelt es sich allerdings nicht um eine Sprachstörung im eigentlichen Sinne. Deutsch ist für einige Kinder aus Migrationsfamilien eine Fremdsprache, die sie erst im Kindergarten oder in der Schule erlernen.
Das elterliche Gespür für Sprachstörungen fördern
Gerade für Eltern, die Ihr erstes Kind staunend bei den ersten Schritten und den ersten Worten begleiten, ist es oftmals schwer einzuschätzen, ob die motorische, sprachliche und kognitive Entwicklung der gleichaltriger entspricht. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen und auch die Begegnung zu nutzen.
Sprechen und Verständnis sind bei Sprachstörungen sehr eng miteinander verbunden. So entwickeln Kleinkinder häufiger eine Sprachstörung, wenn Sie die Mutter aus organischen, kognitiven oder psychosomatischen Gründen nicht verstehen.
Bereits drei Monate alte Babys sind in der Regel an der Kommunikation mit anderen Menschen interessiert. Ist dies nicht der Fall kann das unter Umständen ein Hinweis auf die spätere Entwicklung von Sprachauffälligkeiten oder sogar von Autismus sein.
Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass ein Baby sich gerade für andere Dinge in seiner Umgebung mehr interessiert als den Erwachsenen, der gern mit ihm sprechen und ihm in die Augen sehen möchte.
Sprachstörungen sicher feststellen und behandeln
Kinderärzte, Phoniater und Pädaudiologen verfügen über altersgerechte Sprachtests, mit denen Sprachstörungen diagnostiziert werden können. Hierzu werden Klein- und Kindergartenkindern zum Beispiel Bilder vorgelegt, auf die sie zeigen oder die entsprechenden Worte aussprechen sollen.
Deutet ein Sprachtest auf Entwicklungsstörungen hin, wird er oft im Abstand einiger Wochen nochmal wiederholt. Bestehen die festgestellten Sprachstörungen weiterhin erfolgt eine Überweisung zum Logopäden, und es findet eine genauere Diagnostik und entsprechende Sprachtherapie statt.
Sprachtherapie ab dem 3. Lebensjahr möglich
Diese kann häufig erst ab dem dritten Lebensjahr erfolgen, da Sie von den Kindern trotz spielerischer Aufgaben oft ein hohes Maß an Mitarbeit und Konzentration verlangt. Bei jüngeren Kindern findet die Therapie stärker unter Einbeziehung und Schulung der Eltern statt, die dann die gelernten Strategien zuhause anwenden können.
Wie kann ich mein Kind sprachlich zuhause fördern?
Überhaupt ist die sprachliche Förderung daheim überaus sinnvoll und hilfreich. Das einfache Kommentieren des kindlichen Spiels („Schau, ein Auto, brumm,brumm“ oder „Das Baby schläft“), das tägliche Vorlesen von Geschichten und auch das gemeinsame Singen schulen Gehör, Verständnis, Wortschatz und Artikulation. Dabei ist es allerdings wichtig, dass das Vorlesen nicht von Audioaufnahmen oder über den Fernseher erfolgt.
Entwicklungspsychologische Studien beweisen, dass das Sprechen nur im zwischenmenschlichen Kontakt gelernt werden kann, da zur Sprachentwicklung nicht nur die Sprache an sich, sondern auch die entsprechende Mimik, Gestik und Interaktion gehört.
So findet laut Experten ca. 80% der Kommunikation auf non-verbalem Wege (durch Körpersprache) statt. Förderung durch Fernsehen oder das Abspielen einer CD ist für Babys und Kleinkinder nicht möglich. Sie benötigen zum Lernen ihrer Sprache die persönliche Ansprache.
Die häufigsten Sprachstörungen im Überblick
Ist von Sprachstörungen die Rede, so wird unter anderem zwischen Störungen des Spracherwerbs (Sprachentwicklungsstörungen) und Sprechstörungen unterschieden. Auch Stimmstörungen und Störungen des Kommunikationsverhaltens (fehlender Blickkontakt, fehlende Körpersprache) fallen unter den Überbegriff Sprachstörung.
Dabei können diese Schwierigkeiten isoliert oder aber in Kombination auftreten. Von einer Sprachentwicklungsstörung (SES) spricht man bei zeitlichen und/oder strukturellen Abweichungen von der normalen Sprachentwicklung eines Kindes. Hierbei wird nochmal zwischen primären und sekundären Sprachstörungen differenziert.
Primäre und sekundäre Sprachstörung
Bei primären Sprachstörungen bezieht sich die Störung nur auf die sprachliche Entwicklung, wobei die sekundären Sprachstörungen im Rahmen einer globaleren Entwicklungsstörung auftreten (z.B. wenn eine geistige oder körperliche Behinderung vorliegt) .
Symptome von Sprachentwiklungsstörungen:
- Phonologische Störungen der Aussprache (das Kind sagt zB. „Tanne“ statt „Kanne“ )
- Störungen des Wortschatzes und / oder des Wortverständnisses Störungen der Grammatik
- Störungen von Kommunikation und Dialog
- Störungen des Sprachverständnisses
Therapiebedarf bei Sprachentwicklungsstörungen
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Therapiebedarf besteht, wenn Kinder mit drei Jahren nur sehr wenig oder sehr schwer verständlich sprechen oder wenn mit vier Jahren der Wortschatz, die Grammatik und die Aussprache nicht altersgerecht entwickelt sind. Kinder bei denen dies der Fall ist, können von ihrem Kinderarzt zu einem Logopäden oder Sprachtherapeuten überwiesen werden. Im Falle einer Therapie wird diese individuell und unter Einbezug der Eltern an das jeweilige Kind angepasst.
Unter Sprechstörungen fallen Störungen der Aussprache, des Redeflusses und Sprechablaufs und sekundäre Kommunikationsstörungen.
Lispeln & Stottern als bekannteste Sprechstörungen
Sigmatismus (umgangssprachlich „Lispeln“) ist zum Beispiel eine phonetische Störung der Aussprache und beschreibt eine Störung in der Artikulation des Lautes „s“. Bei der Aussprache stößt die Zunge an die Zähne oder sogar dazwischen. Es entsteht die typische lispelnde Aussprache. Oft sind eine zu schwache Mund- und Zungenmuskulatur der Grund dafür.
Störungen des Redeflusses/Sprechablaufs sind als Stottern oder Poltern bekannt. Symptome des Stotterns umfassen das Wiederholen von Lauten/Silben („Bubububuch“), das Dehnen von Lauten („Fiiiiisch“) oder das Blockieren von Lauten („Fffffffisch“).
Das Poltern hingegen ist eine Störung des Sprechablaufs, wo ein beschleunigtes Sprechtempo zu einer undeutlichen Aussprache führt und Laute unbewusst ersetzt, verändert oder verschmelzt werden.
Sekundäre Kommunikationsstörungen bei Kindern
Unter den Oberbegriff der sekundären Kommunikationsstörungen fallen der totale und selektive Mutismus. Bei diesem seelisch bedingten Nichtsprechen ist die Sprache der Kinder meist vollständig entwickelt. Die Kinder verweigern aber komplett die Lautsprache (totaler Mutismus) oder benutzen Lautsprache nur in bestimmten Situationen, an bestimmten Orten oder in betsimmten Personenkreisen (selektiver Mutismus).
Therapie ist im Allgemeinen empfehlenswert, sobald eine Sprechstörung auftritt. Beim Mutismus gilt, dass eine Therapie angestrebt werden sollte, wenn der Mutismus über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen auftritt.
© lassedesignen – Fotolia.com
- Nehmen Sie ärztliche Untersuchungen wahr, um frühzeitig bei Sprachproblemen handeln zu können, z.B. durch Logopädie
- Vermieden Sie digitale Medien im Kleinkindalter
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.