Erste Hilfe am Kind – Kinder toben gerne und fallen gelegentlich hin. Meist geht ein solcher Sturz glimpflich aus, es kann jedoch auch einmal zu einem Knochenbruch kommen. Nicht immer ist eine solche Verletzung bei Kindern leicht zu erkennen. Eine eindeutige Diagnose kann nur ein Arzt stellen.
Auf Gefahrenquellen aufmerksam machen
Einfache Knochenbrüche gehören fast schon zum Erfahrungsschatz vieler Kinder. Um das Risiko aber zu minimieren, sollte man sie vor gewissen Situationen schützen und auf Gefahrenquellen (zum Beispiel beim Fahrradfahren) aufmerksam machen. Man sollte jedoch vermeiden, aus Sorge vor einem Unfall, das Spiel der Kinder zu sehr einzuschränken.
Ursache eines Knochenbruchs
Jegliche Art von Gewalteinwirkung kann zu einer Knochenfraktur führen. Bei Kindern sind in 40-50 % der Fälle Stürze verantwortlich, wie sie beim Spielen nun einmal vorkommen. Bei geschätzten 20% ist es ein Verkehrsunfall der zu Knochenbrüchen führt und bei 20-40 % kommt es zu Knochenbrüchen beim Sport.
Zusammen mit Sehnen, Bändern und Muskeln bilden Knochen den Bewegungsapparat. Bei einer Verletzung kann jeder dieser Bestandteile betroffen sein. Einige Knochen wie die des Schädels oder des Brustkorbes schützen außerdem die Organe.
Ihre Stabilität erhalten die Knochen durch die äußere Knochenrinde, die wiederum von der mit feinen Nerven durchzogenen Knochenhaut umgeben ist. Bei stärkerer Gewalteinwirkung durch Sturz oder Unfall kann ein Knochen brechen, die Schmerzen werden von den umgebenden Nerven ausgelöst.
Einen Knochenbruch bei Kindern erkennen
Babys und Kleinkinder können sich meistens noch nicht in Worten artikulieren. Einige weinen oder schreien bei Schmerzen, andere werden ungewöhnlich still. Also liegt es an Ihnen als Eltern, Ihr Kind genau zu beobachten und herauszufinden, was es haben könnte.
Auf Schonhaltung achten
Bei einem geschlossenen Bruch kann eine Schonhaltung Hinweis auf die Art der Verletzung geben: Ein gebrochener Arm wird vielleicht in einem bestimmten Winkel nah am Körper gehalten, um ihn möglichst wenig zu belasten. Das ist aber nicht bei allen Kindern der Fall. Einige bewegen sich zunächst noch ganz normal.
Grünholz Fraktur
Oft handelt es sich dann um eine sogenannte „Grünholz-Fraktur“ – die Knochenhaut ist noch intakt und stabilisiert die Bruchstelle. Sind die betroffenen Gliedmaßen unnatürlich verrenkt, kann das ebenfalls auf einen Knochenbruch hinweisen.
Offener Bruch
Eindeutiger ist ein offener Bruch zu erkennen, wenn die Fraktur in der Wunde zu sehen ist. Auch ein Nasenbeinbruch ist an einer Schiefstellung der Nase recht gut zu erkennen.
Eine flache, von Schmerzen begleitete Atmung kann auf einen Rippenbruch hindeuten, Schmerzen im Unterbauch und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der Beine auf einen Beckenbruch.
Ist der Wirbelsäulen- oder Nackenbereich betroffen, kann das ebenfalls mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit einhergehen.
Erste Maßnahmen beim Knochenbruch
Bei Verdacht auf einen Knochenbruch gilt es immer, so schnell wie möglich ein Krankenhaus aufzusuchen oder einen Notarzt zu konsultieren. Bis zur medizinischen Versorgung können Sie Ihrem Kind selbst helfen.
Bewegungen vermeiden
In jedem Fall sollte die Bruchstelle nicht bewegt werden. Bei einem Armbruch oder Nasenbeinbruch ist das nicht allzu schwer: Der Arm kann locker in eine breite Schlinge, beispielsweise in ein Dreieckstuch gelegt werden. Haben Sie ein solches aus dem Erste-Hilfe-Kasten zur Hand, verknoten Sie die schmalen Enden, so dass sich eine Schlinge ergibt.
Das verknotete Ende hängen Sie dann um den Hals und der verletzte Arm wird durch die nach vorne hängende Schlinge gelegt. So findet der Arm sanften Halt. Haben Sie kein Dreieckstuch zur Hand, können Sie ein quadratisches Tuch diagonal zum Dreieck zusammenlegen und gleichermaßen verfahren. Ist die Nase verletzt, sollte der Kopf ruhig gehalten werden, da es zu stärkerem Nasenbluten kommen kann.
Schwieriger gestaltet es sich möglicherweise bei einem gebrochenen Bein oder Fuß – Ihr Kind sollte diese möglichst nicht mehr belasten. Es kann helfen, wenn Sie – sehr vorsichtig – eine Decke darunter legen.
Kind beruhigen und auf Hilfe warten
Becken- oder Rippenbrüche können äußerst schmerzhaft sein. Wie bei anderen Brüchen, ist auch hier Bewegung zu vermeiden, allerdings kann selbst das Atmen Schmerzen bereiten. Idealerweise verbleibt Ihr Kind bis zur ärztlichen Behandlung ruhig in liegender Stellung.
Schlimmstenfalls ist die Wirbelsäule, der Nacken oder der Schädel verletzt. Vermuten Sie einen Bruch in einem dieser Bereiche, sollten Sie keine Zeit verlieren und einen Notarzt rufen. Kleine Kinder sind oft sehr zappelig, versuchen Sie es deshalb nach Möglichkeit zu beruhigen und es gegebenenfalls an Armen und Beinen festzuhalten, um es so gut es geht ruhigzustellen. Denn keinesfalls sollte sich Ihr Kind jetzt noch bewegen.
Auf Schwellungen achten
Da Knochenbrüche mit einer Schwellung einhergehen können, entfernen Sie bei einer Arm- oder Beinverletzung vorsichtig einengende Kleidungsstücke. Das hilft Ihnen eventuell auch, die Bruchstelle zu lokalisieren. Da Bewegung möglichst vermieden werden soll, greifen Sie gegebenenfalls zu einer Schere, um Ärmel oder Hosenbein zu entfernen.
Bei jeder Art von Knochenbruch gilt: Beruhigen Sie Ihr Kind und trösten Sie es. Bei geschlossenen Brüchen kühlen Sie die betroffenen Stellen behutsam mit feuchten Tüchern (ausgenommen den Wirbelsäulenbereich), um den Schmerz etwas zu lindern. Das hilft auch gegen die Schwellung.
Mit Extremsituationen umgehen
Je nach Art des Knochenbruchs kann es zum Schockzustand oder zur Bewusstlosigkeit kommen. Halten Sie Ihr Kind warm und versuchen Sie vor allem, Ruhe zu bewahren.
Bei einem offenen Bruch gilt es, das Eindringen von Keimen zu verhindern. Um einer Infektion der Wunde vorzubeugen, eignen sich sterile Mullbinden, die Sie vorsichtig darüberlegen.
Ein Bruch des Beckens oder der Rippen kann mit einer Verletzung der Organe einhergehen, auch ein größerer innerer Bluterguss ist möglich. Beides schwächt Ihr Kind, halten Sie es daher ruhig und warm.
Besteht der Verdacht, die Wirbelsäule oder der Nacken könnte verletzt sein, dürfen Sie Ihr Kind keinesfalls hochheben. Ruhe und Wärme sind bis zum Eintreffen des Notarztes die richtigen Mittel. Ebenso verhält es sich bei einer Schädelverletzung.
Was Sie beim Knochenbruch vermeiden sollten
Jegliche Art von Bewegung der Bruchstelle kann zu Komplikationen führen. Die Knochen können sich verschieben, auch Verletzungen der Nerven sind möglich. Das gilt insbesondere für Verletzungen im Wirbelsäulenbereich.
Versuchen Sie nicht selbst, einen hervorstehenden Knochen wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen. Auch das Anbringen einer provisorischen Schiene zur Ruhigstellung ist oft kontraproduktiv und kann die Schmerzen verstärken.
Wann sollte ein Arzt hinzugezogen werden?
Jeder Knochenbruch bedarf zeitnah ärztlicher Behandlung. Bei einem unkomplizierten Armbruch können Sie Ihr Kind selbst in ein Krankenhaus fahren. Bei einigen anderen Brüchen ist es wichtig, unverzüglich einen Notarzt zu rufen. Das gilt insbesondere für Becken-, Wirbelsäulen-, Nacken- und Schädelverletzungen.
Bedenken Sie, dass ein Bruch an der Wirbelsäule nicht zwangsläufig mit Bewegungseinschränkungen oder Lähmungserscheinungen einhergeht, auch starke Schmerzen im Rücken können auf eine Beschädigung hindeuten. Bei dem geringsten Verdacht auf eine solche Verletzung sollte sich daher ein Notarzt um Ihr Kind kümmern, um Komplikationen zu vermeiden.
Wie lange heilt ein Knochenbruch bei Kindern?
Je eher ein Knochenbruch bei Ihrem Kind fachgerecht versorgt wird, umso besser sind die Heilungsaussichten. In 90 % aller Fälle ist eine konservative Behandlung mit einem Gips möglich. Eine Gipsruhigstellung erfolgt meist für 4-6 Wochen und wird von der großen Mehrheit der Kinder sehr gut toleriert.
Bei komplizierteren Brüchen, z.B. offenen Frakturen oder Gelenkfrakturen, kann eine Operation erforderlich sein. Komplikationen, Fehlstellungen oder andere Spätfolgen sind jedoch insgesamt selten zu erwarten.
Heilung bei Kindern schneller als bei Erwachsenen
Kinder befinden sich noch im Wachstum, entsprechend aktiv ist der Knochenstoffwechsel. Gerade bei Babys und Kleinkindern sind die Knochen noch weich und biegsam und die Knochenhaut elastisch, dick und gut durchblutet. Bei Kindern treten daher oft unvollständige Knochenbrüche („Grünholz-Frakturen“) oder Biegungsbrüche auf.
Ein Knochenbruch heilt somit bei Kindern im Regelfall schneller als bei Erwachsenen. Der Grünholzbruch wird so genannt, weil bei den elastischeren Kinderknochen (wie bei einem grünen Ast) der Bruch oft einseitig stattfindet, wohingegen die andere Seite nur verformt wird.
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Fazit
- Vorsicht ist besser als Nachsicht. Schmerzen nach einem Sturz oder Unfall können, müssen aber nicht auf einen Knochenbruch hinweisen. Dennoch sollten Sie Ihr Kind sicherheitshalber zum Röntgen in ein Krankenhaus fahren oder einen Notarzt konsultieren.
- Eine zeitnahe Untersuchung und Behandlung helfen, Komplikationen zu vermeiden. Der Bruch verheilt dann in der Regel recht schnell und ohne Spätfolgen. Wie Sie einen Knochenbruch erkennen und was Sie tun können:
- Schonhaltung, Fehlstellung, starke Schmerzen, Bewegungseinschränkung, offene Fraktur
- betroffene Stelle ruhigstellen
- geschlossenen Bruch kühlen, offenen Bruch steril abdecken
- Kind ansonsten warmhalten
- Notarzt konsultieren/ins Krankenhaus fahren
- Um die Heilung eines Knochenbruchs zu unterstützen, sollten Sie Ihrem Kind die altersentsprechende Vitamin D-Dosis geben und auf ausreichenden Calciumgehalt der Nahrung achten (Milchprodukte).
- Homöopathisch können Symphytum (Beinwell)-Globuli das Zusammenwachsen der Knochenenden verbessern.
- Im Alltag oder Urlaub können spezielle Gips-Schutzhüllen den Gips vor Schmutz und Wasser schützen.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.