Mehrsprachige Erziehung » Vorteile und mögliche Probleme

Mehrsprachige Erziehung » Vorteile und mögliche Probleme

Kinder, die mehrsprachig erzogen werden, profitieren in vielerlei Hinsicht, von einem besseren Sprachgefühl bis hin zu einem besseren Verständnis kultureller Unterschiede. Der optimale Zeitpunkt für den Spracherwerb liegt im Alter von vier bis fünf Jahren. Es gibt jedoch auch Herausforderungen, wie z.B. die Gefahr der Sprachverwirrung oder der Fokussierung auf die falsche Sprache.

Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

Alle Beiträge des Experten

Mehrsprachige Erziehung » Vorteile und mögliche Probleme

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Ein mehrsprachig erzogenes Kind entwickelt ein feineres Sprachgefühl – Mehrsprachige Erziehung – ist das sinnvoll? Kleinkindern fällt es im Normalfall recht leicht, ihre Umgebungssprache zu lernen. Ebenso können sie eine zweite Sprache integrieren, die von einer oder mehreren Personen im Umfeld gesprochen wird.


Mehrsprachige Erziehung – ein Erwerb fürs Leben?

Was ein kleines Kind lernt, vergisst es nicht mehr. Selbst, wenn es eine zweite oder dritte Sprache im späteren Leben kaum noch oder gar nicht mehr nutzt, sind die grundsätzlichen Elemente noch im Gehirn verankert.

Ein mehrsprachig erzogenes Kind entwickelt außerdem ein feineres Sprachgefühl. So fällt es später leichter, noch eine weitere Sprache zu lernen. Auch das Verständnis für kulturelle Unterschiede wird gefördert, denn im Wortschatz und der Grammatik einer Sprache schwingt stets auch ihr kultureller Hintergrund mit.

Theoretisch kann es also nur von Vorteil sein, wenn Ihr Kind von klein auf mehrere Sprachen beherrscht. Es kann jedoch problematisch werden, wenn es diese vermischt, fehlerhaft spricht oder ihm eine andere als die Landessprache geläufiger ist.

Die Voraussetzungen

Eine grundsätzliche Voraussetzung ist, dass Personen im näheren Umfeld eine Sprache, die das Kind lernen soll, selber als Muttersprache sprechen. Das können die Eltern oder Verwandte sein, aber auch die Erzieher im Kindergarten.

Idealerweise spricht eine Person stets in derselben Sprache mit dem Kind. So kann es ein Gefühl speziell für diese entwickeln und sich darauf konzentrieren. Das Risiko, verschiedene Sprachen zu vermischen, wird damit geringer.

Lernt allerdings ein Kleinkind eine Sprache fehlerhaft, ist es später umso schwerer, die Fehler zu beheben. Wer mit dem Kind kommuniziert, sollte die jeweilige Sprache daher vorzugsweise sicher beherrschen.

Kinder unter vier bis fünf Jahren bringen die optimalen Voraussetzungen zum Erlernen einer Sprache mit. Sie haben die Fähigkeit, diese intuitiv zu erfassen. Daher bietet es sich an, Ihr Kind von klein auf bilingual zu erziehen. Das Gehirn entwickelt dann quasi von vornherein zwei Schaltkreise, zwischen denen bei Bedarf einfach gewechselt wird.

Ab etwa dem Schulalter ändert sich der Lernprozess kontinuierlich: Das Gehirn muss ein neues Netzwerk aufbauen, welches zum Erlernen von Vokabeln mit der Muttersprache abgeglichen wird. Um die Grammatik zu beherrschen, muss zunächst die Struktur der Sprache erfasst werden. Die neue Sprache wird dann nicht mehr so intuitiv verinnerlicht wie im Kleinkindalter.

Wann ist die bilinguale Erziehung sinnvoll?

Die bilinguale Erziehung bietet sich immer dann an, wenn die Eltern unterschiedliche Sprachen sprechen oder die Landessprache nicht ihre Muttersprache ist. Auch, wenn beispielsweise die Großeltern die Landessprache nicht beherrschen, kann ein Kind zweisprachig erzogen werden.

Idealerweise sind dann beide Sprachen als Muttersprache vertraut. Wird eine andere als die Landessprache besser beherrscht, sind Probleme spätestens in der Schule vorprogrammiert. Beherrschen beide Elternteile diese nicht sicher und kommunizieren in einer Fremdsprache, muss das dennoch kein Problem sein:

Im Kindergartenalter kann die Landessprache noch von den Erziehern fehlerfrei vermittelt werden, auch der Umgang mit anderen Kindern trägt dazu bei.

Ebenso kann ein mehr- oder fremdsprachiger Kindergarten gewählt werden, wenn Sie ihr Kind bilingual erziehen oder selbst nur in einer Sprache mit Ihrem Kind kommunizieren, aber dennoch möchten, dass es zweisprachig aufwächst.

Durch die Mehrsprachigkeit werden die beruflichen Perspektiven wesentlich vielseitiger. Kinder, die bilingual aufgewachsen sind, können sich oft besser auf eine Sache konzentrieren und gedanklich zwischen verschiedenen Aufgaben wechseln. Mit der Zweisprachigkeit verbessern sie zugleich die Fähigkeit, ihre Aufmerksamkeit zu kontrollieren.

In der Regel ist es für ein Kind leicht, durch Zuhören und Nachahmen mehrere Sprachen zu lernen. Das gelingt sogar, wenn beispielsweise die Muttersprache eines Elternteils spanisch und die des anderen Elternteils englisch ist und beide in der eigenen Sprache mit ihm kommunizieren.

Die Landessprache lernt es dann zusätzlich durch den Umgang mit anderen Kindern und in jeglichen Alltagssituationen, in denen sie gesprochen wird.

Zu beachten ist stets: Das Sprachniveau der Umgangspersonen beeinflusst die Sprachentwicklung und Ausdrucksfähigkeit des Kindes. Es kann daher vorteilhafter sein, in der Muttersprache mit dem Kind zu kommunizieren, wenn die Landessprache nur mangelhaft beherrscht wird.

Probleme mit der Mehrsprachigkeit

Ein bilingual aufwachsendes Kind muss nicht nur mehrere Sprachen lernen, sondern auch, zwischen diesen zu unterscheiden. Spricht eine Person mal in dieser, mal in jeder Sprache mit ihm, fällt das schwerer. Sprechen unterschiedliche Personen jedoch konsequent in der jeweiligen Sprache, kann es diese zuordnen.

Es kommuniziert dann intuitiv selbst immer in der Sprache, die zu der Person gehört.

Dennoch kann es natürlich vorkommen, dass gelegentlich ein „Sprachsalat“ heraussprudelt. Dann ist eine Korrektur, wie sie auch bei fehlerhaften Sätzen eines einsprachig aufwachsenden Kindes erfolgen würde, besonders wichtig.

Im Laufe der Zeit entwickelt sich normalerweise das bewusste Unterscheidungsvermögen.

Wird im Schulalter keine der Sprachen richtig beherrscht, ist es an der Zeit, sich Hilfe zu suchen, andernfalls können sich Lernschwierigkeiten einstellen. Nachhilfeunterricht in der Landessprache wäre eine Möglichkeit, wobei dann die Zweitsprache zur schwächeren werden kann. Diesen Kompromiss sollten Eltern jedoch in einem solchen Fall eingehen.

© Petro Feketa – Fotolia.com

Vor- und Nachteile mehrsprachiger Erziehung im Überblick

  • Verbesserte Konzentrationsfähigkeit
  • Verfeinertes Sprachgefühl
  • Kulturelles Verständnis
  • Vielseitigere Berufsaussichten
  • Sprachen können vermischt werden
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Das Erlernen von mehreren Sprachen gleichzeitig braucht seine Zeit und sollte nicht negativ ausgelegt werden, wenn es nicht reibungslos funktioniert. Ihr Kind wird alles mit der Zeit aufholen
  • Es sollte konsequent in einer muttersprachlichen Sprache gesprochen werden
  • Ist die Landessprache nicht die Muttersprache, so sollten Sie Ihr Kind frühzeitig in den Kindergarten geben. So lernt es die Landessprache schnell und bekommt später keine Probleme in der Schule
  • Es ist wichtig, Dinge und Gefühlen benennen zu können, um dem Innersten Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Grund sollte mindestens eine Sprache auf Muttersprachenniveau beherrscht werden können
terapisti testato

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

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Ein mehrsprachig erzogenes Kind entwickelt ein feineres Sprachgefühl – Mehrsprachige Erziehung – ist das sinnvoll? Kleinkindern fällt es im Normalfall recht leicht, ihre Umgebungssprache zu lernen. Ebenso können sie eine zweite Sprache integrieren, die von einer oder mehreren Personen im Umfeld gesprochen wird.


Mehrsprachige Erziehung – ein Erwerb fürs Leben?

Was ein kleines Kind lernt, vergisst es nicht mehr. Selbst, wenn es eine zweite oder dritte Sprache im späteren Leben kaum noch oder gar nicht mehr nutzt, sind die grundsätzlichen Elemente noch im Gehirn verankert.

Ein mehrsprachig erzogenes Kind entwickelt außerdem ein feineres Sprachgefühl. So fällt es später leichter, noch eine weitere Sprache zu lernen. Auch das Verständnis für kulturelle Unterschiede wird gefördert, denn im Wortschatz und der Grammatik einer Sprache schwingt stets auch ihr kultureller Hintergrund mit.

Theoretisch kann es also nur von Vorteil sein, wenn Ihr Kind von klein auf mehrere Sprachen beherrscht. Es kann jedoch problematisch werden, wenn es diese vermischt, fehlerhaft spricht oder ihm eine andere als die Landessprache geläufiger ist.

Die Voraussetzungen

Eine grundsätzliche Voraussetzung ist, dass Personen im näheren Umfeld eine Sprache, die das Kind lernen soll, selber als Muttersprache sprechen. Das können die Eltern oder Verwandte sein, aber auch die Erzieher im Kindergarten.

Idealerweise spricht eine Person stets in derselben Sprache mit dem Kind. So kann es ein Gefühl speziell für diese entwickeln und sich darauf konzentrieren. Das Risiko, verschiedene Sprachen zu vermischen, wird damit geringer.

Lernt allerdings ein Kleinkind eine Sprache fehlerhaft, ist es später umso schwerer, die Fehler zu beheben. Wer mit dem Kind kommuniziert, sollte die jeweilige Sprache daher vorzugsweise sicher beherrschen.

Kinder unter vier bis fünf Jahren bringen die optimalen Voraussetzungen zum Erlernen einer Sprache mit. Sie haben die Fähigkeit, diese intuitiv zu erfassen. Daher bietet es sich an, Ihr Kind von klein auf bilingual zu erziehen. Das Gehirn entwickelt dann quasi von vornherein zwei Schaltkreise, zwischen denen bei Bedarf einfach gewechselt wird.

Ab etwa dem Schulalter ändert sich der Lernprozess kontinuierlich: Das Gehirn muss ein neues Netzwerk aufbauen, welches zum Erlernen von Vokabeln mit der Muttersprache abgeglichen wird. Um die Grammatik zu beherrschen, muss zunächst die Struktur der Sprache erfasst werden. Die neue Sprache wird dann nicht mehr so intuitiv verinnerlicht wie im Kleinkindalter.

Wann ist die bilinguale Erziehung sinnvoll?

Die bilinguale Erziehung bietet sich immer dann an, wenn die Eltern unterschiedliche Sprachen sprechen oder die Landessprache nicht ihre Muttersprache ist. Auch, wenn beispielsweise die Großeltern die Landessprache nicht beherrschen, kann ein Kind zweisprachig erzogen werden.

Idealerweise sind dann beide Sprachen als Muttersprache vertraut. Wird eine andere als die Landessprache besser beherrscht, sind Probleme spätestens in der Schule vorprogrammiert. Beherrschen beide Elternteile diese nicht sicher und kommunizieren in einer Fremdsprache, muss das dennoch kein Problem sein:

Im Kindergartenalter kann die Landessprache noch von den Erziehern fehlerfrei vermittelt werden, auch der Umgang mit anderen Kindern trägt dazu bei.

Ebenso kann ein mehr- oder fremdsprachiger Kindergarten gewählt werden, wenn Sie ihr Kind bilingual erziehen oder selbst nur in einer Sprache mit Ihrem Kind kommunizieren, aber dennoch möchten, dass es zweisprachig aufwächst.

Durch die Mehrsprachigkeit werden die beruflichen Perspektiven wesentlich vielseitiger. Kinder, die bilingual aufgewachsen sind, können sich oft besser auf eine Sache konzentrieren und gedanklich zwischen verschiedenen Aufgaben wechseln. Mit der Zweisprachigkeit verbessern sie zugleich die Fähigkeit, ihre Aufmerksamkeit zu kontrollieren.

In der Regel ist es für ein Kind leicht, durch Zuhören und Nachahmen mehrere Sprachen zu lernen. Das gelingt sogar, wenn beispielsweise die Muttersprache eines Elternteils spanisch und die des anderen Elternteils englisch ist und beide in der eigenen Sprache mit ihm kommunizieren.

Die Landessprache lernt es dann zusätzlich durch den Umgang mit anderen Kindern und in jeglichen Alltagssituationen, in denen sie gesprochen wird.

Zu beachten ist stets: Das Sprachniveau der Umgangspersonen beeinflusst die Sprachentwicklung und Ausdrucksfähigkeit des Kindes. Es kann daher vorteilhafter sein, in der Muttersprache mit dem Kind zu kommunizieren, wenn die Landessprache nur mangelhaft beherrscht wird.

Probleme mit der Mehrsprachigkeit

Ein bilingual aufwachsendes Kind muss nicht nur mehrere Sprachen lernen, sondern auch, zwischen diesen zu unterscheiden. Spricht eine Person mal in dieser, mal in jeder Sprache mit ihm, fällt das schwerer. Sprechen unterschiedliche Personen jedoch konsequent in der jeweiligen Sprache, kann es diese zuordnen.

Es kommuniziert dann intuitiv selbst immer in der Sprache, die zu der Person gehört.

Dennoch kann es natürlich vorkommen, dass gelegentlich ein „Sprachsalat“ heraussprudelt. Dann ist eine Korrektur, wie sie auch bei fehlerhaften Sätzen eines einsprachig aufwachsenden Kindes erfolgen würde, besonders wichtig.

Im Laufe der Zeit entwickelt sich normalerweise das bewusste Unterscheidungsvermögen.

Wird im Schulalter keine der Sprachen richtig beherrscht, ist es an der Zeit, sich Hilfe zu suchen, andernfalls können sich Lernschwierigkeiten einstellen. Nachhilfeunterricht in der Landessprache wäre eine Möglichkeit, wobei dann die Zweitsprache zur schwächeren werden kann. Diesen Kompromiss sollten Eltern jedoch in einem solchen Fall eingehen.

© Petro Feketa – Fotolia.com

Vor- und Nachteile mehrsprachiger Erziehung im Überblick

  • Verbesserte Konzentrationsfähigkeit
  • Verfeinertes Sprachgefühl
  • Kulturelles Verständnis
  • Vielseitigere Berufsaussichten
  • Sprachen können vermischt werden
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Das Erlernen von mehreren Sprachen gleichzeitig braucht seine Zeit und sollte nicht negativ ausgelegt werden, wenn es nicht reibungslos funktioniert. Ihr Kind wird alles mit der Zeit aufholen
  • Es sollte konsequent in einer muttersprachlichen Sprache gesprochen werden
  • Ist die Landessprache nicht die Muttersprache, so sollten Sie Ihr Kind frühzeitig in den Kindergarten geben. So lernt es die Landessprache schnell und bekommt später keine Probleme in der Schule
  • Es ist wichtig, Dinge und Gefühlen benennen zu können, um dem Innersten Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Grund sollte mindestens eine Sprache auf Muttersprachenniveau beherrscht werden können
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