Der Genuss von Alkohol während der Schwangerschaft kann für die Kinder lebenslange Folgen haben. Wissenschaftler empfehlen Schwangeren, kein Risiko einzugehen und völlig auf Alkohol zu verzichten.
Fetale Alkoholspektrum-Störungen (FASD)
Das gesamte Spektrum der Schädigungen durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft wird als FASD („Fetale Alkoholspektrum-Störungen“) bezeichnet. Die möglichen Beeinträchtigungen sind vielseitig: Zahlreiche Kinder kommen mit einem geringen Geburtsgewicht zur Welt und es können irreparable hirnorganische Schädigungen entstehen, die sich nicht zurückbilden und somit nicht heilbar sind. Grundsätzlich können sämtliche Organe sowie der Bewegungsapparat Fehlbildungen aufweisen.
Vier Ausprägungen der Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD) werden unterschieden:
Offensichtliche Schädigungen fallen unter den Sammelbegriff FAS (Fetales Alkoholsyndrom / fetal alchol syndrome): Typisch für betroffene Neugeborene sind eine kleine Kopfform mit Gesichtsfehlbildungen, wie zum Beispiel ein großer Abstand der Augen, leichtes Schielen, flaches Gesicht, vorgewölbte Stirn, ein kurzer, breiter Nasenrücken, kleine, tief angesetzte Ohren und Gaumenspalte. Oft fehlt die Rinne zwischen Nase und Oberlippe. Weitere Merkmale sind eine schmale Oberlippe, ein fliehendes Kinn und tief angesetzte, nach hinten rotierende Ohren sowie der Haaraufstrich im Nacken.
Kinder, bei denen ein „partielles Fetales Alkoholsyndrom (pFAS)“ diagnostiziert wird, weisen im Unterschied zum FAS keine Wachstumsstörungen auf. Betroffen ist bei ihnen insbesondere das zentrale Nervensystem und es sind Veränderungen im Gesichtsbereich zu erkennen.
Von allen in Deutschland pro Jahr Neugeborenen, leiden etwa 10.000 an Schädigungen durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft (FASD).
FASD ist die häufigste angeborene geistige Behinderung, dabei wäre sie durch Verzicht auf Alkohol zu 100% vermeidbar.
Weitere Ausprägungen der FASD sind die alkoholbedingte entwicklungsneurologische Störung (ARND – alcohol related neurodevelopmental disorder) und die alkoholbedingte angeborene Malformation (ARBD – alcohol related birth defects).
Es droht soziale Ausgrenzung
Von FASD betroffene Kinder können unter Lernschwäche, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen leiden, die Aufnahmefähigkeit kann eingeschränkt sein und auch Störungen der Fein- und Grobmotorik sind möglich. Hinzu kommen emotionale Auffälligkeiten, motorische Unruhe und nervöse Störungen, die Symptome ähneln denen der Hyperaktivität.
Dies alles führt zu Problemen im sozialen Umfeld, unter Umständen ist die gesamte Lebensführung eingeschränkt.
Sehr guter Überblick: www.fasd-deutschland.de/leben-mit-fasd
Wie viel Alkohol ist schädlich?
In welcher Menge Alkohol Schaden beim Ungeborenen anrichtet, lässt sich ebenso wenig vorhersagen wie die konkrete Art der Störungen. . Die Schädigungen unterscheiden sich nach dem Zeitraum des Alkoholkonsums sowie der fetalen und embryonalen Entwicklung, die im jeweiligen Schwangerschaftszyklus stattfindet.
Alter, Konstitution, genetische Veranlagung, Ernährung und Lebensstil der Mutter können ebenfalls mit darüber entscheiden, inwieweit der Alkoholkonsum dem Ungeborenen schadet.
Die Empfehlung deutscher Ärzte ist klar: Während der Schwangerschaft ist Alkohol absolut tabu.
Alkohol in Nahrungsmitteln
Die Soße mit Alkohol ablöschen, am Sonntag Eierlikörkuchen, zwischendurch Likörpralinen – müssen Sie auf alles verzichten? Nicht, wenn Sie ein paar Regeln beachtet: Alkohol verfliegt bei etwa 70 °C, er sollte also vor dem Kochen der Soße hinzugegeben werden.
Im Kuchenteig verteilt sich die Flüssigkeit und verdunstet zu einem großen Teil in der Hitze des Backofens. Geringe Rückstände halten Ernährungswissenschaftler für unbedenklich.
Kleine Mengen finden sich auch in gegärten Lebensmitteln wie Saft oder Sauerkraut, ebenso können in sogenannten alkoholfreien Getränken bis zu 0,5 Prozent Rückstände enthalten sein. Von Likör- oder Schnapspralinen wird hingegen abgeraten.
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft – mögliche Folgen für Kinder:
- Wachstumsstörungen
- Organschäden, Fehlbildungen des Bewegungsapparates
- Gesichtsfehlbildungen
- Störungen des zentralen Nervensystems
- Konzentrationsschwäche, Lernschwäche, motorische Unruhe
- Grob- und feinmotorische Störungen
- emotionale Störungen, soziale Benachteiligungen
Abstinenz ist akzeptiert
Inzwischen setzt es sich glücklicherweise immer mehr durch, dass der komplette Alkoholverzicht in der Schwangerschaft auch gesellschaftlich akzeptiert ist. Das Bewusstsein hierfür wird durch Aufklärungsarbeit der Frauen- und Kinderärzte immer mehr geschärft und hat sich in der Denkweise der meisten Schwangeren und Frauen mit Kinderwunsch sowie deren Partner durchgesetzt. Es muss sich niemand gesellschaftlich ausgegrenzt fühlen, weil man nicht mit Alkohol anstoßen kann. In den 9 Monaten der Schwangerschaft und während der Stillzeit ist es inzwischen „normal“, dass man eben auf diverse Dinge, Alkohol allen voran, verzichten muss – zum Wohle des Kindes.
- Mit Fruchsäften o.ä. im Sektglas lässt sich ebenso festlich mitfeiern.
- Auf Partys sind die restlichen Gäste meist froh über eine Schwangere, die sich ganz wunderbar als Chauffeur für die Heimfahrt eignet.
- Führen Sie sich immer wieder vor Augen, dass die Schwangerschaft und Stillzeit nur ein kurzer Augenblick im Leben ist, das Kind Ihnen den Verzicht auf Alkohol aber sein Leben lang danken wird.
- Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie auch hier: http://www.fasd-deutschland.de/ und https://www.schwanger-null-promille.de/
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.