HELLP-Syndrom » Notfall für Mutter & Kind

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Dr. Verena Breitenbach

Die Autorin, Dr. Verena Breitenbach, ist eine ganzheitliche Frauenärztin mit internationalem Studium und breiter Ausbildung in Naturheilkunde, Psychosomatik, Onkologie und mehr…

Alle Beiträge des Experten

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Ein HELLP-Syndrom entwickelt sich oft innerhalb weniger Stunden – Das HELLP-Syndrom ist eine der schwersten schwangerschaftsbedingten Erkrankungen und zeigt sich erst im letzten Schwangerschaftsdrittel.


Was ist das HELLP-Syndrom?

Den Begriff des HELLP-Syndroms prägte der britische Arzt Dr. Louis Weinstein im Jahr 1982, er gibt die wesentlichen Laborsymptome der Erkrankung wieder:

  • H – Hämolysis – Blutzerfall
  • EL – Elevated Liver Enzyms – Erhöhte Leberwerte
  • LP – Low Platelet Count – Nachlassende Blutgerinnung

Die Zahl der für die Blutgerinnung verantwortlichen Blutplättchen (Thrombozyten) fällt dabei auf Werte unter 100.000 pro Mikroliter Blut.

Auch die Funktion der Nieren ist sehr oft gestört, zum Teil findet sich bei den betroffenen Frauen Eiweiß im Urin. Gleichzeitig gehört die Erkrankung zu den sogenannten hypertensiven Störungen in der Schwangerschaft, bewirkt also einen rapiden Blutdruckanstieg.

Hoher Blutdruck und Eiweiß im Urin (Proteinurie) sind auch die typischen Symptome einer Präeklampsie – bei Frauen mit HELLP-Syndrom treten sie jedoch nicht in allen Fällen auf. 5 bis 15 Prozent der Betroffenen zeigen zwar die typischen Laborwerte der Erkrankung, entwickeln jedoch keine Proteinurie.

Mit welchen Warnzeichen macht sich ein HELLP-Syndrom bemerkbar?

Ein HELLP-Syndrom entwickelt sich oft innerhalb weniger Stunden. Charakteristische Warnzeichen sind heftige Schmerzen im rechten Oberbauch sowie Schwellungen/Wassereinlagerungen an den Extremitäten und/oder im Gesicht. Auch Sehstörungen, eine Gelbfärbung der Haut, plötzliche Übelkeit, Durchfall und Erbrechen oder heftiges Hautjucken können darauf verweisen, dass die Schwangere ein HELLP-Syndrom entwickelt.

Als klinisches Leitsymptom werden jedoch die Oberbauchschmerzen betrachtet. Bei manchen Frauen treten auch in der Nierengegend oder im gesamten Rücken Schmerzen auf. Die endgültige Diagnose wird im Labor anhand bestimmter Blut- und Leberwerte sowie der Thrombozyten-Anzahl gestellt.

Viele dieser Symptome können sich im Verlauf einer Schwangerschaft auch aus anderen und deutlich harmloseren Gründen zeigen. Andererseits können sie ebenso wie Bluthochdruck und Eiweiß im Urin bei den tatsächlich von einem HELLP-Syndrom betroffenen Frauen völlig fehlen oder sich zunächst eher unspezifisch äußern.

Wichtig ist, dass beim Auftreten entsprechender Beschwerden und vor allem der Ausweitung der Symptome eine Blutuntersuchung so bald wie möglich Klarheit schafft.

Wie wird das HELLP-Syndrom behandelt?

Ein voll ausgebildetes HELLP-Syndrom ist ein medizinischer Notfall, in dem rasch gehandelt werden muss. Die Mutter benötigt in der Regel eine intensivmedizinische Behandlung, das Baby wird mittels Kaiserschnitt geholt. Zur medikamentösen Behandlung kommen unter anderem blutdrucksenkende und krampflösende Medikamente zum Einsatz.

Eine kausale medikamentöse Therapie ist bisher nicht bekannt, erforscht wird in diesem Zusammenhang derzeit die Wirksamkeit von Glukokortikoiden – einer bestimmten Klasse von Nebennierenhormonen, die beispielsweise bei akuten Schockzuständen, als Krampflöser sowie zur Behandlung von Autoimmunreaktionen Verwendung finden.

Bei einem partiellen HELLP-Syndrom – wenn also nicht alle relevanten Laborwerte krankhaft verändert sind – sehr langsamen Krankheitsverläufen oder einem noch sehr unreifen Baby kann versucht werden, das Fortschreiten der Erkrankung durch eine therapeutische Plasmapherese zu verhindern, bei der das Blutplasma der Patientin durch eine Substitutionslösung sowie Frischplasma ersetzt wird.

Eine konservative Behandlung des HELLP-Syndroms ist aufgrund der nicht absehbaren Dynamik jedoch bisher ein Sonderfall.

Wie häufig ist das HELLP-Syndrom und welchen Einfluss hat es auf das Baby?

Statistisch tritt das HELLP-Syndrom bei 0,2 bis 0,85 Prozent aller Schwangerschaften auf. Für das Baby kann ein HELLP-Syndrom jedoch sehr gefährlich werden. Die Sterblichkeit der Kinder, deren Mütter ein HELLP- Syndrom entwickeln, liegt – wieder auf Basis verschiedener Studien – zwischen 10 und 40 Prozent.

Das statistische Wiederholungsrisiko in einer späteren Schwangerschaft liegt zwischen 3 und 5 Prozent.

Gibt es Vorbeugungsmaßnahmen?

Eine wirksame Vorbeugung gegen das HELLP-Syndrom gibt es bisher nicht. Als Risikofaktoren gelten neben Bluthochdruck und Nierenleiden auch Immunstörungen und Autoimmunerkrankungen, eine zuvor durchgemachte Hepatitis sowie die Neigung der Mutter zu Thrombosen.

Eine Schwangerschaft wird ärztlicherseits in solchen Fällen sehr wahrscheinlich von vornherein als Risikoschwangerschaft eingestuft und besonders engmaschig überwacht.

Fazit

  • Das HELLP-Syndrom ist eine der schwersten Schwangerschaftserkrankungen überhaupt. Sowohl für die Mutter als auch das Baby kann es lebensbedrohlich werden.
  • Bei einem HELLP-Syndrom sind die Blutgerinnung sowie die Funktion der Leber massiv gestört, was zahlreiche schwere Komplikationen nach sich ziehen kann.
  • Die Behandlung besteht in der Regel in einer möglichst raschen Kaiserschnittentbindung und der nachfolgenden intensivmedizinischen Behandlung der Mutter. Eine konservative Therapie wird nur in Ausnahmefällen vorgenommen.
  • Das HELLP-Syndrom tritt statistisch gesehen bei 0,2 bis 0,85 Prozent aller Schwangerschaften auf und ist damit eine seltene Erkrankung.
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Oberbauchschmerzen in der Spätschwangerschaft sind immer ein Warnzeichen. Unbedingt den Arzt aufsuchen!
  • Es gibt auch ein HELLP-Syndrom nach der Geburt, das ist zwar weit seltener, aber auch möglich.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Unsere Ratgeber:

Ein HELLP-Syndrom entwickelt sich oft innerhalb weniger Stunden – Das HELLP-Syndrom ist eine der schwersten schwangerschaftsbedingten Erkrankungen und zeigt sich erst im letzten Schwangerschaftsdrittel.


Was ist das HELLP-Syndrom?

Den Begriff des HELLP-Syndroms prägte der britische Arzt Dr. Louis Weinstein im Jahr 1982, er gibt die wesentlichen Laborsymptome der Erkrankung wieder:

  • H – Hämolysis – Blutzerfall
  • EL – Elevated Liver Enzyms – Erhöhte Leberwerte
  • LP – Low Platelet Count – Nachlassende Blutgerinnung

Die Zahl der für die Blutgerinnung verantwortlichen Blutplättchen (Thrombozyten) fällt dabei auf Werte unter 100.000 pro Mikroliter Blut.

Auch die Funktion der Nieren ist sehr oft gestört, zum Teil findet sich bei den betroffenen Frauen Eiweiß im Urin. Gleichzeitig gehört die Erkrankung zu den sogenannten hypertensiven Störungen in der Schwangerschaft, bewirkt also einen rapiden Blutdruckanstieg.

Hoher Blutdruck und Eiweiß im Urin (Proteinurie) sind auch die typischen Symptome einer Präeklampsie – bei Frauen mit HELLP-Syndrom treten sie jedoch nicht in allen Fällen auf. 5 bis 15 Prozent der Betroffenen zeigen zwar die typischen Laborwerte der Erkrankung, entwickeln jedoch keine Proteinurie.

Mit welchen Warnzeichen macht sich ein HELLP-Syndrom bemerkbar?

Ein HELLP-Syndrom entwickelt sich oft innerhalb weniger Stunden. Charakteristische Warnzeichen sind heftige Schmerzen im rechten Oberbauch sowie Schwellungen/Wassereinlagerungen an den Extremitäten und/oder im Gesicht. Auch Sehstörungen, eine Gelbfärbung der Haut, plötzliche Übelkeit, Durchfall und Erbrechen oder heftiges Hautjucken können darauf verweisen, dass die Schwangere ein HELLP-Syndrom entwickelt.

Als klinisches Leitsymptom werden jedoch die Oberbauchschmerzen betrachtet. Bei manchen Frauen treten auch in der Nierengegend oder im gesamten Rücken Schmerzen auf. Die endgültige Diagnose wird im Labor anhand bestimmter Blut- und Leberwerte sowie der Thrombozyten-Anzahl gestellt.

Viele dieser Symptome können sich im Verlauf einer Schwangerschaft auch aus anderen und deutlich harmloseren Gründen zeigen. Andererseits können sie ebenso wie Bluthochdruck und Eiweiß im Urin bei den tatsächlich von einem HELLP-Syndrom betroffenen Frauen völlig fehlen oder sich zunächst eher unspezifisch äußern.

Wichtig ist, dass beim Auftreten entsprechender Beschwerden und vor allem der Ausweitung der Symptome eine Blutuntersuchung so bald wie möglich Klarheit schafft.

Wie wird das HELLP-Syndrom behandelt?

Ein voll ausgebildetes HELLP-Syndrom ist ein medizinischer Notfall, in dem rasch gehandelt werden muss. Die Mutter benötigt in der Regel eine intensivmedizinische Behandlung, das Baby wird mittels Kaiserschnitt geholt. Zur medikamentösen Behandlung kommen unter anderem blutdrucksenkende und krampflösende Medikamente zum Einsatz.

Eine kausale medikamentöse Therapie ist bisher nicht bekannt, erforscht wird in diesem Zusammenhang derzeit die Wirksamkeit von Glukokortikoiden – einer bestimmten Klasse von Nebennierenhormonen, die beispielsweise bei akuten Schockzuständen, als Krampflöser sowie zur Behandlung von Autoimmunreaktionen Verwendung finden.

Bei einem partiellen HELLP-Syndrom – wenn also nicht alle relevanten Laborwerte krankhaft verändert sind – sehr langsamen Krankheitsverläufen oder einem noch sehr unreifen Baby kann versucht werden, das Fortschreiten der Erkrankung durch eine therapeutische Plasmapherese zu verhindern, bei der das Blutplasma der Patientin durch eine Substitutionslösung sowie Frischplasma ersetzt wird.

Eine konservative Behandlung des HELLP-Syndroms ist aufgrund der nicht absehbaren Dynamik jedoch bisher ein Sonderfall.

Wie häufig ist das HELLP-Syndrom und welchen Einfluss hat es auf das Baby?

Statistisch tritt das HELLP-Syndrom bei 0,2 bis 0,85 Prozent aller Schwangerschaften auf. Für das Baby kann ein HELLP-Syndrom jedoch sehr gefährlich werden. Die Sterblichkeit der Kinder, deren Mütter ein HELLP- Syndrom entwickeln, liegt – wieder auf Basis verschiedener Studien – zwischen 10 und 40 Prozent.

Das statistische Wiederholungsrisiko in einer späteren Schwangerschaft liegt zwischen 3 und 5 Prozent.

Gibt es Vorbeugungsmaßnahmen?

Eine wirksame Vorbeugung gegen das HELLP-Syndrom gibt es bisher nicht. Als Risikofaktoren gelten neben Bluthochdruck und Nierenleiden auch Immunstörungen und Autoimmunerkrankungen, eine zuvor durchgemachte Hepatitis sowie die Neigung der Mutter zu Thrombosen.

Eine Schwangerschaft wird ärztlicherseits in solchen Fällen sehr wahrscheinlich von vornherein als Risikoschwangerschaft eingestuft und besonders engmaschig überwacht.

Fazit

  • Das HELLP-Syndrom ist eine der schwersten Schwangerschaftserkrankungen überhaupt. Sowohl für die Mutter als auch das Baby kann es lebensbedrohlich werden.
  • Bei einem HELLP-Syndrom sind die Blutgerinnung sowie die Funktion der Leber massiv gestört, was zahlreiche schwere Komplikationen nach sich ziehen kann.
  • Die Behandlung besteht in der Regel in einer möglichst raschen Kaiserschnittentbindung und der nachfolgenden intensivmedizinischen Behandlung der Mutter. Eine konservative Therapie wird nur in Ausnahmefällen vorgenommen.
  • Das HELLP-Syndrom tritt statistisch gesehen bei 0,2 bis 0,85 Prozent aller Schwangerschaften auf und ist damit eine seltene Erkrankung.
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Oberbauchschmerzen in der Spätschwangerschaft sind immer ein Warnzeichen. Unbedingt den Arzt aufsuchen!
  • Es gibt auch ein HELLP-Syndrom nach der Geburt, das ist zwar weit seltener, aber auch möglich.
Arztgeprüft

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