Kinesiotape – oder Kinesiotaping ist ein alternatives Behandlungsverfahren, mit dem sich Schmerzen des Bewegungsapparates lindern oder ganz beseitigen lassen. Auch gegen einige andere Schwangerschaftsbeschwerden sind die farbigen, auf die Haut geklebten Pflasterstreifen wirksam.
Was ist Kinesiotape?
Kinesiotape ist ein natürliches Heilverfahren, das in den 1970er Jahren durch den japanischen Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase entwickelt wurde. Dieser suchte nach neuen, im Vergleich zur klassischen Chiropraktik sanfteren Behandlungsformen.
Im Fokus seiner Forschung standen die biomechanischen Strukturen der Muskulatur, des Bindegewebes und der Lymphbahnen des Körpers. Als Resultat orientiert sich Kinesiotape stark am osteopathischen Modell: Das Verfahren soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren, kann Verspannungen und Blockaden lösen sowie die Funktionen des Blut- und Lymphsystems unterstützen.
Außerdem soll die Behandlung auf die Gelenke und die Nervenbahnen wirken. Eine Kinesiotape-Behandlung beruht ebenso wie Chiropraktik oder Osteopathie auf einer ganzheitlichen Perspektive auf den Körper.
Wie funktioniert Kinesiotaping?
Die heilende und aktivierende Wirkung dieser Behandlungsform wird durch die Kinesiotapes erreicht. Kenzo Kase hatte für seine Therapien zunächst normale Sport-Tapes verwendet, die auch in der Sportmedizin zum Einsatz kommen. Moderne Kinesiotapes sind elastische Baumwollbänder, deren Unterseite mit einem hautfreundlichen Kleber imprägniert ist.
Ihre Dicke, ihr Gewicht und ihre Dehnungsfähigkeit sind mit den Eigenschaften der menschlichen Haut identisch. Unter anderem sollen sie dafür sorgen, dass über die Haut und ihre Rezeptoren eine „positive sensorische Information“ in das Körperinnere geleitet wird.
Hinter der Farbgebung der Tapes – Blau und intensives Rosa/Rot – steht eine energetische Wärmelehre. Die sonstige Beschaffenheit der Tapes wird davon nicht berührt. Ein blaues Kinesiotape wirkt kühlend, ein rotes oder rosafarbenes unterstützt dagegen die Wärmeabsorption. Bei Rücken – oder Muskelschmerzen werden also in der Regel rote oder rosafarbene Tapes Verwendung finden.
Wie werden die Tapes angewendet?
Die Tapes werden von einem entsprechend ausgebildeten Therapeuten auf die (gesunde, unversehrte) Haut geklebt und sollen dort zwischen fünf und sieben Tagen verbleiben. Duschen oder Baden ist damit problemlos möglich. Ihre Wirkung erzielen sie mit Hilfe verschiedener Klebetechniken.
Beispielsweise gibt es Klebungen zur Schmerzlinderung, zur Verbesserung der Muskelspannung, zur Muskelstärkung oder zur Behebung gestörter Abflussmechanismen, zu denen die bekannten „schweren Beine“ zählen. Ihre Platzierung richtet sich danach, welche Beschwerden die Behandlung lindern soll.
Anwendungsgebiete in der Schwangerschaft sind beispielsweise die Unterstützung der Bauchmuskulatur, die Behandlung eines Karpaltunnel-Syndroms oder die Entlastung der Lendenwirbel und des Ischiasnervs. Auch das Spannen der gedehnten Bauchhaut und damit die Ausprägung von Schwangerschaftsstreifen kann durch die Tapes gemildert werden.
Gibt es Nebenwirkungen?
Kinesiotape hat keine bekannten Nebenwirkungen. Die Tapes werden oft auch von Allergikern gut vertragen. Eine Ausnahme bilden Patienten, die unter Neurodermitis oder anderen schwerwiegenden Hauterkrankungen leiden. Meist gewöhnen sich die Trägerinnen schnell an die Tapes auf ihrer Haut und spüren sie nach kurzer Zeit nicht mehr. Falls die Behandlung als unangenehm empfunden wird, kann sie zu jedem Zeitpunkt abgebrochen werden.
Vor dem Entfernen wird das Kinesiotape leicht angefeuchtet und danach einfach abgezogen. Ein leichtes Kribbeln unter dem Tape verweist nicht auf eine Unverträglichkeit, sondern auf eine gesteigerte Durchblutung hin, die ein Zeichen dafür ist, dass die Behandlung wirksam ist.
In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten darf Kinesiotape nicht angewendet werden. Zwar wurden schädliche Wirkungen auf das Baby oder den Bestand der Schwangerschaft bisher nicht nachgewiesen, trotzdem sind werdende Mütter mit dem zeitweisen Verzicht darauf auf der sicheren Seite. In der späteren Schwangerschaft schließen vorzeitige Wehen diese Behandlungsmethode aus.
Weitere Gegenindikationen sind Fieber mit ungeklärter Ursache, Krampfadern, Venenthrombosen und Tumore. Das Verfahren eignet sich ausschließlich als begleitende Behandlung, eine ärztliche Begutachtung und Therapie von Schmerzen und anderen Beschwerden kann es nicht ersetzen.
Auch ein Dauergebrauch der Tapes ist nicht empfehlenswert, da sich der Körper an die durch die Tapes ausgelösten Reize schnell gewöhnt und bei zu langer Verwendung Schwierigkeiten hat, zu seinen natürlichen Bewegungsabläufen zurückzukehren.
Wer führt die Behandlung durch?
Behandlungen mit Kinesiotape werden von Physiotherapeuten, Heilpraktikern, vielen Hebammen und manchmal auch von Ärzten angeboten. Sie haben dafür eine Zusatzausbildung in Form entsprechender Seminare absolviert. Von einer Selbstbehandlung ist dringend abzuraten, da die behandelnde Person vertieftes Wissen über die physiologischen Hintergründe der Behandlung haben sollte.
Was kostet Kinesiotape? Werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen?
Je nach Größe der Klebung und Dauer des Anlegens der Tapes kostet eine Sitzung zwischen fünf und 25 Euro. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Fazit
- Kinesiotape ist ein alternatives Behandlungsverfahren, das in der Schwangerschaft Rückenschmerzen und Verspannungen lindern kann. Auch bei Venenschwäche oder Wassereinlagerungen können die aufgeklebten Bänder die Beschwerden mildern
- Kinesiotaping kann eine medizinische Behandlung begleiten, jedoch keinesfalls ersetzen
- Die Kosten dafür werden von der gesetzlichen Krankenversicherung grundsätzlich nicht getragen
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.