Sie wirken schmerzlindernd und durchblutungsfördernd – Wärmepflaster sind ein bewährtes Mittel bei Muskel– oder Rückenschmerzen. Im Hinblick auf ihre Anwendung in der Schwangerschaft scheiden sich die Geister. Ganz darauf verzichten müssen rückenschmerzgeplagte Schwangere jedoch nicht.
Warum haben Frauen in der Schwangerschaft Rückenschmerzen?
Im ersten Trimester wirken sich hier vor allem hormonelle Faktoren aus. Zur Vorbereitung des Körpers auf die Geburt beginnen das Hormon Relaxin und andere Schwangerschaftshormone bereits in den ersten Wochen einer Schwangerschaft damit, die Muskeln des Beckenbodens, aber auch die Bänder und Gelenke aufzulockern. Die werdende Mutter verspürt diese Wirkung der Hormone in Form zum Teil recht heftiger Rücken- oder Beckenschmerzen.
Mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft wirkt sich die körperliche Belastung durch das wachsende Gewicht von Uterus und Baby immer stärker auf Rücken, Bänder und Gelenke aus. Hinzu kommen Haltungsveränderungen – typisch ist das Hohlkreuz in der späten Schwangerschaft. Auch der Ischias-Nerv wird durch die körperlichen Veränderungen oft belastet, was ebenfalls zu Schmerzattacken führen kann.
Wärmepflaster – zwischen Naturheilkunde und konventioneller Medizin
Wärmepflaster nehmen hier eine Zwischenstellung ein. Ihre Wirksamkeit entfalten sie über natürliche Substanzen oder synthetische Wirkstoffe, die in ihrer Struktur und Wirkungsweise natürlichen Stoffen sehr nahestehen. Sie sorgen dafür, dass die schmerzenden Körperregionen besser durchblutet werden und sich nachhaltig erwärmen.
Akute Schmerzen sind hierdurch oft sehr schnell – gewissermaßen über Nacht – verschwunden. Außerdem hemmen ihre Wirkstoffe die Übertragung von Schmerzsignalen an das Gehirn und sorgen damit für eine aktive Linderung von Schmerzen.
Wärmepflaster in der Schwangerschaft?
In Wärmepflastern mit natürlichem Capsaicin ist der Wirkstoff in Form von Cayennepfeffer-Dickextrakt enthalten. Capsaicin ist ein natürliches Alkaloid, das in verschiedenen Paprikaarten – beispielsweise Cayenne-Pfeffer oder Chili-Schoten vorkommt. Bei Säugetieren und also auch beim Menschen löst es an spezifischen Rezeptoren Hitze- oder Schärfereize aus. Bei einer lokalen äußeren Anwendung als Salbe oder Wärmepflaster wirkt es wärmend, gefäßerweiternd und durchblutungsfördernd.
Außerdem erreicht der Wirkstoff bei äußerer Anwendung über den Blutkreislauf der Mutter den kindlichen Organismus – vom Baby wird er als Geschmacksreiz wahrgenommen. Im fünften Schwangerschaftsmonat bilden sich die Geschmacksknospen des Kindes – ab diesem Zeitpunkt trainiert es seinen Geschmackssinn und lernt durch das Trinken des Fruchtwassers unterschiedliche Geschmacksrichtungen kennen.
Natürliches Capsaicin in der Dosierungsmenge eines Wärmepflasters ist für das Baby völlig ungefährlich. Werdende Mütter, die gerne scharfe Speisen essen, erzielen damit die gleiche Wirkung – und prägen damit möglicherweise eine Facette der späteren Geschmacksvorlieben ihres Kindes.
Die Ablehnung von Wärmepflastern in der Schwangerschaft durch viele Mediziner bezieht sich vor allem auf Produkte, die das synthetisch hergestellte Nonivamid enthalten. Da seine Wirkung auf das ungeborene Baby nicht bekannt ist, wird von der Verwendung von Nonivamid-Pflastern aus medizinischer Sicht fast immer abgeraten.
Schwangere, die grundsätzlich nicht möchten, dass ihr Kind mit externen Substanzen außerhalb der mit der Nahrung aufgenommenen Stoffe in Berührung kommt, können außerdem die wirkstofffreien Wärmepflaster nutzen.
Trotzdem sollten Wärmepflaster in der Schwangerschaft nur dann verwendet werden, wenn Arzt oder Hebamme keine Bedenken dagegen haben, da sie durch den Wärmereiz und die gesteigerte Durchblutung bei einer Applikation im Beckenbereich wehenfördernd wirken können. Vorsicht ist hier vor allem bei einer Anwendung über längere Zeiträume geboten.
Wie werden Wärmepflaster angewendet?
Wärmepflaster gibt es in der Apotheke unter verschiedenen Markennamen, landläufig werden sie – nach einem der bekanntesten Produkte – oft als ABC-Pflaster bezeichnet.
Wärmepflaster dürfen nur auf unverletzten und trockenen Hautpartien angewendet werden. Das Pflaster wird direkt auf die schmerzende Stelle aufgebracht und kann dort zwischen 8 und 24 Stunden verbleiben. Empfehlenswert ist, die Behandlung mit den Pflastern bei anhaltenden Schmerzen über zwei bis drei Wochen fortzusetzen, damit auch der Desensibilisierungseffekt des Capsaicins zum Tragen kommen kann.
Falls das Wärmegefühl bei den ersten Anwendungen zu stark wird oder sich ein Juckreiz zeigt, sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Fazit
- Wärmepflaster besetzen eine Schnittstelle zwischen natürlichen Heilverfahren und der konventionellen Medizin. Sie wirken schmerzlindernd und durchblutungsfördernd.
- Ihre Wirkstoffe sind natürliches Capsacain oder Nonivamid als dessen synthetische Variante. Daneben gibt es rein physikalisch wirkende Wärmepflaster ohne pharmazeutische Substanzen.
- Wärmepflaster mit natürlichem Capsacain sowie wirkstofffreie Produkte sind für das Baby unbedenklich. Von Nonivamid-Pflastern wird während der Schwangerschaft dagegen abgeraten.
- Wärmepflaster sollten in der Schwangerschaft nicht ohne medizinische Beratung verwendet werden, da sie unter Umständen wehenfördernd wirken können.
- Auch eine gute Alternative die wirkstofffrei ist, ist das sogenannte Taping. Durch die farbigen Bänder, die auf die Haut geklebt werden, wird die Durchblutung angeregt und Halt gegeben. Gerade für Frauen, die aufgrund vorzeitiger Wehen auf die ABC Pflaster verzichten sollten, ist das eine gute Möglichkeit. Psychotherapeuten und Hebammen bieten diese Heilmethode häufig an.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.
Ihr errechneter Geburtstermin ist am*
*Natürlich halten sich viele Babys nicht an einen bestimmten Termin. Die meisten werden im Zeitraum von zwei Wochen davor oder danach geboren. Auch der Frauenarzt wird den Geburtstermin im Laufe der Schwangerschaft noch korrigieren.