Die Versorgung mit allen erforderlichen Nährstoffen muss sichergestellt werden – Zahlreiche Menschen leben vegetarisch oder vegan. Ist eine solche Ernährung auch für Babys und Kleinkinder geeignet? Ernährungsforscher raten Eltern, sich umfassend zu informieren.
Warum vegan?
Es gibt viele Gründe, sich für den Verzicht von Fleisch oder tierischen Produkten allgemein zu entscheiden. Einerseits werden moralische Aspekte wie Massentierhaltung und Tiertransporte genannt, andererseits gesundheitliche Bedenken aufgrund Hormonbehandlungen und Antibiotikaeinsatz bei Nutztieren. Andere sind schlicht der Ansicht, der Mensch benötige kein Fleisch.
Erwachsene können eine solche Entscheidung für sich selbst treffen, während Babys und Kleinkinder darauf angewiesen sind, was ihnen zugeführt wird. Eltern sind daher in der Verantwortung, trotz fleischloser Ernährung darauf zu achten, dass ihr Kind die für eine gesunde Entwicklung erforderlichen Nährstoffe erhält.
Eine aktuelle Publikation mehrerer Kinderkliniken und des Forschungsinstituts für Kinderernährung kommt zu dem Schluss, dass das Risiko einer unzureichenden Nährstoffversorgung im Kindesalter mit dem zunehmenden Ausschluss von Lebensmittelgruppen steigt. Damit sind auch Risiken für Wachstum und Entwicklung verbunden.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät derzeit von einer rein pflanzlichen, veganen Ernährung während der Schwangerschaft, Stillzeit sowie im gesamten Kindes- und Jugendalter ab.
Es beginnt im Mutterleib
Schwangere müssen nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Kind versorgen. Wird dabei auf tierische Produkte verzichtet, sind andere hochwertige Nährstoffquellen besonders wichtig, um den gesamten Bedarf zu decken.
Bei Vegetarierinnen, die ausschließlich auf Fleisch verzichten, ist während der Schwangerschaft vor allem die Eisenzufuhr wichtig: Das Ungeborene baut seinen Eisenspeicher auf, weshalb Schwangere Eisen mehr als sonst benötigen. Wird außerdem auf Fisch, Eier und Milchprodukte verzichtet, ist neben Eisen insbesondere die Versorgung mit Jod, Zink und Vitamin B12 sicherzustellen.
Dies kann über eine reichhaltige pflanzliche Ernährung geschehen. Gegebenenfalls sollten jedoch nach Rücksprache mit dem Arzt Ergänzungsmittel eingenommen werden. Dasselbe trifft für stillende Mütter zu.
Nach dem Stillen
In den ersten Lebensmonaten braucht Ihr Baby einen Großteil seines Eisenvorrats auf, da über die Muttermilch kaum Eisen abgegeben wird. Mit der Beikost ist es daher umso wichtiger, dieses wieder zuzuführen. Auch die Versorgung mit weiteren wichtigen Nährstoffen muss nun direkt über die Nahrung des Kindes statt indirekt über die Muttermilch oder Ersatzmilch erfolgen.
Experten raten von einem völligen Verzicht auf tierische Produkte ab, da diese den Bedarf optimal decken. So sind Fisch und Kuhmilch reich an Vitamin B12, Kuhmilch außerdem an Zink. Eisen hingegen kann über Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte zugeführt werden, um die fleischliche Quelle zu ersetzen.
Neben den genannten Nährstoffen sind Vitamin B2, Vitamin D, Kalzium und Eiweiß sowie Omega-3- und -6-Fettsäuren besonders wichtig für ein gesundes Wachstum des Kindes und muss aus fleischlosen Quellen bezogen werden.
Möchten Sie Ihr Kind von Anfang an vegetarisch oder vegan ernähren, wird daher ausdrücklich empfohlen, einen Kinderarzt und gegebenenfalls Ernährungsberater zu konsultieren. Durch regelmäßige Untersuchungen und eine ausgesuchte Ernährung können Sie Mängeln und somit Gedeihstörungen vorbeugen. Möglicherweise ist die Gabe von Nährstoffsupplementen erforderlich.
Vegetarische und vegane Ernährung von Kindern
Die „Stiftung Kindergesundheit“ rät Eltern, die ihr Kind vegetarisch oder vegan ernähren möchten, nicht vor dem sechsten Monat Beikost einzuführen. Als Fleischersatz und Eisenquelle werden Vollkorngetreide und Hirse empfohlen, auch Spinat, Fenchel und Zucchini gelten als eisenhaltig. Ein Brei könnte sich aus entsprechendem Gemüse, Getreide oder Hirse und Kartoffeln zusammensetzen.
Eisen aus pflanzlichen Quellen kann allerdings weniger gut verwertet werden, dazu ist Vitamin C erforderlich. Um diesen Bedarf zu decken, gelten frisch gepresster Orangensaft, Äpfel und Paprika als ideal. Ungesättigte Fettsäuren erhält Ihr Kind aus kalt gepresstem Öl, beispielsweise Rapsöl. Dieses können Sie ebenso wie Orangensaft unter den Brei rühren.
Sofern Sie nicht auf Milchprodukte verzichten, sollten Sie den Brei dennoch und trotz des Vitamin B12-Gehalts nicht mit Milch zubereiten: Diese senkt die Bioverfügbarkeit des pflanzlichen Eisens.
Vitamin B12 ist allerdings sehr wichtig für Ihr Kind. Es unterstützt den Aufbau des Nervensystems und die Zellteilung. Es ist in der Zusammenwirkung mit Spurenelementen und Eiweiß für die gesamte körperliche und geistige Entwicklung zuständig. Ein länger anhaltender Mangel kann zu Verzögerungen im Wachstum sowie motorischen Beeinträchtigungen und Sprachstörungen führen. Da es für Vitamin B12 kaum pflanzliche Quellen gibt, ist eine ergänzende Zufuhr bei vegan ernährten Kindern oft unumgänglich.
Von Sojaprodukten als Proteinlieferant wird bei Kindern aufgrund der enthaltenen Trypsininhibitoren abgeraten. Durch sie wird das Verdauungsenzym Trypsin gehemmt, wodurch die enthaltenen Eiweiße schlechter verwertet werden können. Als geeignete Alternative gilt Hanfprotein.
Weitere gute Eiweißlieferanten sind unter anderem Hülsenfrüchte, Nüsse, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne und Leinsamen. Daraus können Sie Müsli zubereiten, Hanfprotein eignet sich außerdem zur Anreicherung der Breikost.
Bei Kindern unter 1 Jahr sollte Getreide möglichst in Flockenform oder anderweitig verarbeitet gegeben werden, da sonst Probleme bei der Verdauung auftreten können.
Vegetarier und Veganer ergänzen ihre Mahlzeiten zudem gerne um Algen wie Spirulina oder Chlorella. Diese sind reich an zahlreichen wichtigen Nährstoffen und haben den Ruf, als natürliche Antioxidantien das Immunsystem und somit die Abwehrkräfte zu unterstützen. Auch eine entgiftende Wirkung wird ihnen nachgesagt, wovon die Darmflora profitieren soll.
Dennoch ist eine ausgewogene Mischkost der beste Weg für Ihr Baby, um gesunde Darmbakterien zu entwickeln: Ist die Darmflora gestört, beeinträchtigt das die Verwertbarkeit jeglicher Nährstoffe. Bei dauerhaftem Verzicht auf jegliche tierische Produkte kann es daher sinnvoll sein, durch ergänzende Präparate Pre- und Probiotika zuzuführen.
Sie fragen sich, ob man Babybrei einfrieren kann und was man dabei beachten sollte? Unser Artikel zu diesem Thema gibt Ihnen Antworten auf Ihre Fragen.
Fazit
- Eisen
- B-Vitamine
- Vitamin D
- Jod
- Zink
- ungesättigte Fettsäuren
- Proteine
- Im Kindesalter besteht bei einem unentdeckten Mangel an o.g. Nährstoffen die Gefahr einer Störung von Wachstum oder Entwicklung.
- Gerade bei einer geplanten vegetarischen bzw. veganen Ernährung ist es wichtig, das Baby so lange wie möglich zu stillen, um es ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen, dabei ist natürlich Voraussetzung, dass die Mutter sich optimal ernährt und nicht selbst Nährstoffmängel aufweist.
- Gute Eisenlieferanten sind die Getreidesorten wie Hafer, Amaranth und Quinoa, Vollkornreis, dunkles Blattgemüse (Spinat, Rosenkohl, Mangold) sowie Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen). Diese Lebensmittel sind somit bei einer vegetarischen Ernährung des Babys zu empfehlen und sollten in Kombination mit Vitamin C verabreicht werden.
- Bei einer veganen Ernährung im Kindesalter sollten regelmäßige Blutuntersuchungen zum Ausschluss von Nährstoffmängeln durchgeführt werden, auch wenn Supplemente zugeführt werden. Treten Symptome eines Mangels auf, kann möglicherweise bereits ein irreversibler Schaden entstanden sein.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.