Das Spiel ist der Beruf des Kindes, wie es so schön heißt. Denn Spielen ist kein reiner Zeitvertreib, sondern ein wichtiger Bestandteil des kindlichen Alltags und der kindlichen Entwicklung. Beim Spielen lernt das Kind von klein auf Probleme zu lösen, soziale Kontakte zu knüpfen, motorische Fähigkeiten zu üben und sprachliche Kenntnisse zu erweitern.
Das sollte man wissen
Beim Spielen lernt das Kind von klein auf Probleme zu lösen, soziale Kontakte zu knüpfen, motorische Fähigkeiten zu üben und sprachliche Kenntnisse zu erweitern.
Mit anderen Worten: Das Kind lernt spielerisch genau das, was es für seine Entwicklung braucht. Dabei spielt das Kind nicht, um zu lernen, sondern aus Freude am Spiel selbst. Neugierde, Spaß, Experimentierfreudigkeit und soziales Interesse treiben das Spiel an. Und all das, was ein Kind freiwillig und gerne tut, kann als Spiel betrachtet werden.
Warum ist das Spielen so wichtig für mein Kind?
Wie bereits erwähnt, lernen Kinder unglaublich viel im Spiel. Da Kinder freiwillig spielen sind sie hierbei höchst motiviert und mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache. Dies sind ideale Voraussetzungen zum Lernen neuer Fähigkeiten.
Kinder spielen mit ganzem Körpereinsatz und entwickeln so ihre fein- als auch grobmotorischen Fähigkeiten. Im Spiel mit anderen lernt das Kind effektiv zu kommunizieren und sich sozial zu verhalten. Sämtliche Sinne werden gefordert, und die natürliche Sinneswahrnehmung wird angeregt. Kognitive Funktionen sind notwendig, um herauszufinden, wie ein Spielzeug oder ein Spiel mit Regeln funktioniert.
Die Fantasie wird bei Symbol- und Rollenspielen beflügelt. So gibt es keinen Bestandteil der kindlichen Entwicklung, der nicht beim und durch das Spielen angeregt und gefördert wird. Forscher bestätigen, dass das ausgiebige Spiel in der Kindheit die Grundlage für spätere Motivation, Lernbereitschaft und Konzentration bildet und somit die Basis für spätere Bildung ist.
Spielen ist keine angeborene Tätigkeit von Kindern; Interesse an ihrem Umfeld und Neugierde sind jedoch genetisch bedingt. Das Kind bringt demnach die notwendige Motivation zum Spielen mit, das Spielverhalten an sich entwickelt sich aber erst mit der Zeit vom einfachen Funktionsspiel bis hin zum komplexen Phantasie- und Regelspiel.
So beginnen Babys und Kleinkinder Ihre Umwelt durch die Sinne zu erfahren. Gegenstände und Spielsachen werden mit dem Mund oder den Händen ertastet und einfache Handlungen der Eltern oder Geschwister nachgeahmt. Die Eigenschaften des Spielobjektes werden genauestens erkundet: Es wird geschüttelt, geleckt, beäugt und geschmissen. Besonders viel Spaß macht dies, wenn dies in Interaktion mit engen Bezugspersonen stattfindet.
Ab 18 Monaten verlagert sich der Schwerpunkt des kindlichen Spiels mehr auf das Konstruktionsspiel: Hierbei werden zum Leid der Eltern Schubladen ein- und ausgeräumt, es werden aber auch Türme und später Brücken aus Bauklötzen gebaut.
Schon ab 12 Monaten und bis zum Vorschulalter erstreckt sich das sogenannte Symbolspiel. In der Spielküche wird das imaginäre Abendessen zubereitet, die Puppe wird gefüttert und umsorgt und der Bauklotz wird zum Auto.
Ab dem dritten Lebensjahr tritt das Rollenspiel in den Vordergrund. Hierbei schlüpft das Kind in die Rolle anderer Menschen und ahmt deren Verhaltensweisen nach. So wird das Kind zum Lehrer einer Schulklasse oder verkauft in seinem Kaufladen all das, was in einem Haushalt benötigt wird. Das Rollenspiel erfolgt unter Einbezug anderer Personen und dient so zur Entwicklung von Sozialverhalten und Kommunikation.
Ab dem sechsten Lebensjahr und bis in das hohe Erwachsenenalter nimmt das Regelspiel eine immer wichtigere Rolle ein. Es wird als höchste Spielentwicklungsstufe angesehen, da es die Fähigkeit, komplexe Regeln zu verstehen und Gruppenfähigkeit voraussetzt. Besonders das kooperative Handeln und die Konfliktlösung werden hierbei erlernt und gefördert. Neben diesen typischen Klassifizierungen, unterscheidet man außerdem noch unzählige weitere Spielformen, wie zum Beispiel Bewegungsspiele, Musikspiele und Entdeckungsspiele.
Spielen Mädchen anders als Jungen?
Die Entwicklung des Spielverhaltens findet unabhängig vom Geschlecht des Kindes in der gleichen Reihenfolge statt. Der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen liegt eher darin, dass von klein auf Interesse an unterschiedlichen Spielmaterialien bestehen kann. So kann es sein, das Mädchen lieber mit der Puppe spielen und Jungs ganz verrückt nach Dinosauriern sind.
Anlagebedingt ist auch, dass Jungen lieber grobmotorisch spielen und experimentierfreudig sind, wohingegen sich Mädchen gerne mit feinmotorischen Aktivitäten beschäftigen. Es besteht jedoch überhaupt kein Grund zur Sorge, wenn ein Junge Interesse am Puppenspiel zeigt, oder ein Mädchen lieber wild tobt, als zu basteln. Wichtig ist, dass dem Kind Raum für geschlechtsspezifisches Spiel gegeben wird, ohne es in seinen natürlichen Interessen einzuschränken.
Was sagt das Spielverhalten über mein Kind aus?
Das Spielverhalten von Kindern entwickelt sich zwar immer in gleicher Reihenfolge, doch gilt auch hier: Jedes Kind ist individuell und so unterscheidet sich auch sein Spielinteresse und Spielverhalten bis zu einem gewissen Grad von dem anderer Kinder. Das Spielverhalten spiegelt jedoch immer den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes wieder und es zeigen sich typische Verhaltensweisen, die kulturunabhängig sind.
Unterscheidet sich das Spielverhalten eines Kindes sehr stark von dem anderer Kinder gleichen Alters, so sollte dies mit dem Kinderarzt besprochen werden, da es gegebenenfalls auf eine Entwicklungsverzögerung, bzw. Entwicklungsstörung hinweisen kann.
Kann ich das Spielverhalten meines Kindes fördern?
Forscher stellen heutzutage schon bei Kleinkindern eine wachsende Spiel-Unlust fest, die dadurch bedingt ist, dass zu wenig Raum für Spielerfahrungen gegeben wird und Erwachsene ungern und unzureichend mit Ihren Kindern spielen. Erklären Sie demnach das Spiel zur Haupttätigkeit Ihres Kindes. Machen Sie es zur Priorität, indem Sie von Anfang an und so viel wie möglich mit Ihrem Kind spielen. Schaffen Sie gute Voraussetzungen, indem Sie Zeit und Platz zum Spielen gewähren und Spielzeug erwerben, welches vielfältige Spielmöglichkeiten zulässt. Überhäufen Sie ihr Kind nicht mit Spielsachen, denn dies schränkt die Phantasie ein und begrenzt das aktiv gesteuerte Spielverhalten des Kindes.
Auch von der sogenannten „Förderitis“ wird abgeraten: Hier werden die Kleinen von einem Förderangebot zum nächsten geschleppt, mit dem gut gemeinten Ziel, sie bestmöglich in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Zeit zum Spielen bleibt da kaum. Fakt ist jedoch, dass Freude und Eigenmotivation, die dem kindlichen Spiel zu Grunde liegen, die Hauptschlüssel zum erfolgreichen und nachhaltigen Lernen sind.
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- Kinder spielen für ihr Leben gerne und kommen mit der nötigen Neugierde und Erkundungsbereitschaft zur Welt
- Spielen will gelernt sein und bildet einen Grundbaustein für die weitere Entwicklung der Lernfähigkeit
- Das Spielverhalten entwickelt sich vom einfachen Funktionsspiel zum komplexen Regelspiel
- Das Spiel von Mädchen und Jungen unterscheidet sich nur bedingt
- Das Spielverhalten spiegelt den Entwicklungsstand wieder
- Sie fördern Ihr Kind am besten, indem Sie das gemeinsame Spielen zur Priorität machen