Etwa 3 Prozent der reifen männlichen Neugeborenen haben laut statistischen Schätzungen einen Hodenhochstand. Das heißt, ein Hoden (selten alle beide) befindet sich nicht im Hodensack, sondern in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal.
Frühzeitiges Erkennen für eine optimale Behandlung
Bei Frühgeborenen ist jeder dritte Junge betroffen. Bei sehr frühen Geburten mit einem Geburtsgewicht von unter 900 Gramm haben 100 Prozent der männlichen Babys einen Hodenhochstand.
Dies zeigt, dass die Wanderung der Hoden in den Hodensack zu dem normalen Wachstum eines Babys gehört und bei Babys auch nach der Geburt stattfinden kann.
Bei 60 Prozent der diagnostizierten Hodenhochstände ist die Entwicklung der Hoden noch nicht vollkommen abgeschlossen und es liegt ein sogenannter Pendel- bzw. Wanderhoden vor, der sich bei Berührung oder Kälte in den Leistenkanal zurückzieht.
Bei vielen Jungen wird in den ersten 12 Lebensmonaten ein Hodenhochstand ärztlich festgestellt, obwohl dies unbegründet ist, da es sich lediglich um einen Pendelhoden bzw. Wanderhoden handelt.
Bei einigen Jungen befindet sich ein Hoden jedoch nicht tastbar in der Bauchhöhle oder ist nur über den Leistenkanal spürbar. In solchen Fällen ist eine rechtzeitige medizinische Therapie vor dem ersten Geburtstag sinnvoll, da es ohne Behandlung des Hodenhochstands langfristig zu Fruchtbarkeits- und Gewebeschäden am Hoden kommen kann.
Die Ursachen des Hodenhochstands
Momentan gehen Mediziner davon aus, dass ein Hodenhochstand durch körperliche Besonderheiten, wie einen kurzen Samenstrang oder einen zu engen Leistenkanal verursacht wird. Ebenfalls gibt es Hinweise, dass hormonelle Störungen das Herabwandern der Hoden verhindern bzw. verlangsamen können.
Die richtige Behandlung möglichst frühzeitig beginnen
Bei nur etwa 15 Prozent der Betroffenen wird der Hodenhochstand vor dem zweiten Geburtstag diagnostiziert und behandelt.
Dies kann problematisch sein, da die Körperwärme langfristig dem Hodengewebe schaden und somit die spätere Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
Erste Schäden sind oft schon nach dem ersten Lebensjahr nachweisbar, bilden sich allerdings nach einer Behandlung meist wieder zurück. Zusätzlich haben unbehandelte, hochstehende Hoden ein 32mal höheres Krebsrisiko (nach der Pubertät) als normale im Hodensack befindliche Hoden.
Wird eine Entwicklungsverzögerung vermutet, raten viele Kinderärzte zunächst zu homöopathischen Behandlungsmethoden.
Schlägt diese nicht an, ist eine Hormonbehandlung möglich. Sie erfolgt über ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Gonadotropin, welches dreimal täglich über etwa vier Wochen verabreicht wird. Führt das Nasenspray nicht zum Erfolg ist eine (meistens ambulante) Operation erforderlich. Bei der sogenannten Orchidopexie werden Hoden und Samenstrang an den Hodensack genäht, sodass sie sich nicht wieder dauerhaft in die Bauchhöhle oder den Leistenkanal zurückziehen können.
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Fazit
- Unbedingt bei Verdacht zum Arzt gehen.
- Bei den meisten Babys befinden sich die Hoden zum ersten Geburtstag im Hodensack.
- Meist pendeln sie dann nur bei Kälte oder Berührung zurück in den Leistenkanal.
- Hodenhochstand kann unbehandelt spätere Zeugungsfähigkeit mindern.
- Verbleibt ein Hoden dauerhaft im Leistenkanal oder in der Bauchhöhle, steigt zudem das Krebsrisiko.
- Mediziner empfehlen eine Behandlung im ersten Lebensjahr.
- Behandlung kann zunächst homöopathisch erfolgen, falls das nicht hilft sind Hormonbehandlungen oder gar ein operativer Eingriff nötig.
- Eltern sollten bei ihren Söhnen im ersten Lebensjahr regelmäßig beobachten, ob beide Hoden im Hodensäckchen sichtbar oder tastbar sind. Eine warme Umgebung und entspannte Atmosphäre, z.B. beim Baden, ist dafür ideal.
- Falls Sie mehrfach nicht sicher sind, ob die Hoden vorhanden sind, sprechen Sie Ihren Kinderarzt an.
- Nach den aktuellen Empfehlungen sollten sich beide Hoden spätestens am ersten Geburtstag im Hodensack befinden, daher sollte die Therapie mit ca. 6-7 Lebensmonaten beginnen.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.