Das Wachstum eines Babys im Mutterleib ist mit zahlreichen Entwicklungsaufgaben verbunden, bei denen es zu Fehlern oder Unvollständigkeiten kommen kann. Diese äußern sich dann in angeborenen Fehlbildungen, die sich jedoch dank moderner Medizin meist behandeln und auch vollständig heilen lassen. Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine Fehlstellung und Verknöcherungsstörung des Hüftgelenks beim Neugeborenen. Eine Extremform der Hüftdysplasie ist die Hüftluxation, wo der Hüftgelenkskopf aufgrund der Fehlstellung bereits aus der Hüftgelenkspfanne herausgerutscht ist.
Symptome und Erkennungsmerkmale einer Hüftdysplasie
Liegt zunächst keine Hüftluxation vor, so ist die Hüftdysplasie auch mit geschultem Auge zunächst nicht erkennbar. Eine vorliegende Hüftluxation hingegen diagnostiziert ein Kinderarzt anhand
- der ungleichmäßigen Abspreizbarkeit der Beine des Babys
- eines verkürzten Beins sowie
- asymmetrische Gesäßfalten
Ab wann erkennt man eine Hüftdysplasie?
Eine Hüftdysplasie lässt sich mit einer Ultraschalluntersuchung nachweisen. Diese erfolgt in der Regel während der Vorsorgeuntersuchung U3 in der vierten bis fünften Lebenswoche. Bei einem Verdacht auf eine schwere Hüftdysplasie ist zusätzlich meistens eine Röntgenuntersuchung notwendig.
Beschwerden oder Schmerzen verursacht eine Hüftdysplasie zunächst nicht, oft bewegt das Baby jedoch das betroffene Bein ungern und weniger häufig. Unbehandelt führt sie je nach Ausprägung zu teils starken Gehbehinderungen und Schmerzen, die sich nur durch eine frühzeitige Therapie verhindern lassen.
Auch eine Hüftarthrose im späteren Lebensalter kann die Folge einer nicht erkannten und unbehandelten Hüftdysplasie sein.
Ursachen der Hüftdysplasie
Im Gegensatz zu anderen Fehlentwicklungen sind die Ursachen für die Hüftdysplasie aus medizinischer Sicht nicht vollkommen geklärt. Es gibt einige Risikofaktoren, die zu dieser Entwicklungsstörung führen können. Zu ihnen gehören:
- eine längere Steiß- oder Beckenendlage des Fötus im Mutterleib
- sehr enge Verhältnisse im Mutterleib, wie sie beispielsweise bei Mehrlingsschwangerschaften oder Furchtwassermangel vorliegen
- häufige Fälle von Hüftdysplasien in der Familie (genetische Veranlagung)
- andere vorhandene Fehlentwicklungen im Bewegungsapparat sowie muskuläre oder neurologische Erkrankungen
- Mädchen sind ca. 13-mal häufiger betroffen als Jungen
Therapiemöglichkeiten bei Hüftdysplasie
Eine Hüftdysplasie lässt sich in der Regel nicht mit alternativmedizinischen Ansätzen behandeln. Verzichten Eltern auf die schulmedizinisch empfohlenen Therapiemaßnahmen, so kommt es später unweigerlich zu Problemen beim Laufen.
Wie bei anderen Entwicklungen im Mutterleib auch, kann es sein, dass die Hüftentwicklung nach der Geburt noch nicht vollständig abgeschlossen ist und sich eine Hüftunreife oder leichte Hüftdysplasie zeigt. In solch einem Fall rät der Kinderarzt häufig zum breiten Wickeln beispielsweise mit einem zusätzlichen Handtuch oder einer entsprechenden Stoffwindel.
Orthese über der Kleidung
Ist die Fehlentwicklung stärker ausgeprägt, wird eine Orthese (zum Beispiel eine sogenannte Idealspreizhose oder eine Hüft-Beugeschiene) verschrieben, die Bewegungen in einer abgeschwächten Beuge-Spreizstellung ermöglicht. Diese Orthese wird meist über der Kleidung getragen und nur zum Baden oder Wickeln abgenommen. Die Behandlung ist oft schon nach wenigen Wochen erfolgreich und kann dann beendet werden.
Unterstützung durch Bandagen
Besteht bereits nach Geburt eine Hüftluxation, so erfolgt zuerst die vom Kind selbst herbeigeführte dynamische Einrenkung (Reposition) des Hüftkopfes mithilfe einer Bandage. Diese muss meist mehrere Wochen getragen werden. Nach der Einrenkung muss das Hüftgelenk nun mit einer Orthese für ca. drei Monate in einer Beuge-Spreizhaltung ruhiggestellt werden. Dieser Retention folgt der dritte und letzte Behandlungsschritt: die Nachreifung. Hierbei wird das Hüftgelenk in der Orthese langsam und kontrolliert an Bewegungen gewöhnt, und das Kind kann am Ende der Behandlung mit der Orthese krabbeln bzw. laufen, bevor diese endgültig abgenommen wird. In einigen Fällen wird auch eine Operation und / oder eine Gipstherapie zur Korrektur der Gelenkfehlstellung erforderlich.
In dem Zeitraum, in welchem das Kind sich in der Spreizhaltung befindet, können außerdem andere Hilfsmittel wie zum Beispiel der Spreizkinderwagen oder Spreizkinderautositz von Nutzen sein.
- Bei Neugeborenen, die Risikofaktoren für eine Hüftdysplasie haben (Beckenendlage, Hüfterkrankungen der Eltern, Mehrling, Fruchtwassermangel, Fehlbildungen der Füße, Beine oder Wirbelsäule), sollte eine Hüftultraschalluntersuchung möglichst früh, d.h. idealerweise bereits vor der U3 erfolgen.
- Je früher und je konsequenter die Therapie einer Hüftdyplasie begonnen wird, desto effektiver ist sie und desto schneller kann sie wieder beendet werden.
- Wenn bei deinem Kind eine längere und intensive Behandlung erforderlich ist, solltest du dich erkundigen, ob Sie Anspruch auf Hilfsmittel wie Spreizkinderwagen oder Spreizautositz haben, die den Alltag erleichtern.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.