Familienbett » Alle zusammen in einem Bett – geht das gut?

Familienbett » Alle zusammen in einem Bett – geht das gut?

Das Schlafen im Familienbett ist eine natürliche und intuitive Art der Kinderbetreuung, die das nächtliche Stillen erleichtert und eine sichere Schlafumgebung bietet. Kritiker befürchten eine zu starke Verwöhnung und mögliche Einschränkungen im elterlichen Schlafzimmer, doch diese Bedenken sind oft unbegründet. Kreative Lösungen, wie zum Beispiel angepasste Beistellbetten, ermöglichen eine individuelle Anpassung an die Bedürfnisse jeder Familie.

Christina Altmann

Hebamme Christina AltmanChristina Altmann hat 2011 am UKSH in Kiel ihr Hebammenexamen abgelegt. Sie war unter anderem als freiberufliche Hebamme tätig und teilt ihr Wissen seit Jahren im Internet sowie bei Vorträgen.

Alle Beiträge des Experten

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Wird das Kind durch ein Familienbett nicht furchtbar verwöhnt? – Sehr viele Eltern berichten, dass Ihr Baby nicht im eigenen Bett schlafen möchte und dort weint. Und genauso viele sind ganz furchtbar gestresst davon, weil sie denken, das Baby dürfe auf keinen Fall im Elternbett schlafen. Sie meinen, das Kind müsse zwingend da raus und befürchten Verwöhnung.


Ein Familienbett fördert nicht das Vorkommen vom plötzlichen Kindstod

Vielleicht denken Sie beim Familienbett an Empfehlungen hinsichtlich des Plötzlichen Kindstods, welche das Schlafen von Babys im eigenen Bett im Elternschlafzimmer nachdrücklich empfehlen. Ein Familienbett ist sicher, wenn man sich an einige Sicherheitshinweise hält. Übrigens: In Gesellschaften (Südamerika, Indien), in denen das Schlafen mit Kindern in einem Bett ganz normal ist, ist das Phänomen Plötzlicher Kindstod unbekannt.

Erfahrungsgemäß halten sich die Babys selten an Vorgaben, wo sie zu schlafen haben, und fordern ein, bei Ihren Eltern zu schlafen. Richtlinien sind dann in der Praxis auch auf Seiten der Eltern schnell passé, weil man sein Baby natürlich nicht weinen lassen möchte. Das ist auch völlig in Ordnung, denn hier kommen die mütterlichen Urinstinkte zum Vorschein.

Zudem können Sie neben Ihrem Baby im Familienbett liegend, also einer Schlafstätte für alle Familienmitglieder, eventuelle Atempausen bei Ihrem Baby deutlich besser und schneller wahrnehmen. Ferner ist auch das Stillen erheblich leichter, weil Sie das Bett nicht verlassen müssen. Auch, wenn Sie Ihr Baby mit dem Fläschchen füttern, können Sie schon alles am Abend vorher vorbereiten und nachts im Bett bleiben, um den Bärenhunger Ihres Kleinen zu stillen.

Da müssen doch Haken dran sein!?

Haken nicht, aber Bedenken werden Ihnen an jeder Ecke vorgehalten. Immer wieder erklingt Frevel gegen das Familienbett – einige Antworten dazu:

  • „Das Kind kriegt ihr niemals wieder raus aus eurem Bett.“ – Zum Abi wird es raus sein. Ganz sicher.

Im Ernst: Es ist richtig, dass die Kinder dann insgesamt länger bei Ihnen schlafen werden. Muss man aber per se nicht direkt als nachteilig empfinden.

Das Kind wird sich irgendwann von alleine dazu entscheiden, das Elternbett zu verlassen. Natürlich sind auch vor diesem Zeitpunkt Absprachen in der Familie möglich, ob Veränderungen der Schlafsituation stattfinden sollen. Jedes Familienmitglied hat Bedürfnisse und Wünsche, die es zu kombinieren gilt. Allerdings ist meist nicht vor dem 2.-3- Lebensjahr mit dem Auszug des Kindes zu rechnen.

  • „Ihr verwöhnt euer Kind viel zu sehr.“ – Grundbedürfnisse wie Nähe zueinander zu befriedigen ist nicht Verwöhnen. Niemals.
  • „Ihr werdet kein Sexualleben mehr haben.“ – Sex ist wohlweißlich nicht auf Betten beschränkt.
  • „Ihr erdrückt das Baby.“ – Das werden Sie definitiv nicht. Eltern legen sich intuitiv nicht auf ihr Kind. Oder haben Sie sich im Schlaf schon mal versehentlich auf Ihren Partner gerollt?

Einschränkung: Bei Alkohol- oder Drogenkonsum das Baby bitte nicht mit ins Bett nehmen, da genau diese Intuition dann getrübt ist. Auch sehr wichtig ist die absolut rauchfreie Schlafumgebung!

Gibt es auch den goldenen Mittelweg?

Es gibt für alles Mittelwege. Denn jede Familie ist anders und für jede gibt es die individuelle Lösung. Gezwungenermaßen in die eine oder andere Richtung zu gehen, ist meist keine gute Idee.

Eine Zwischenlösung ist zum Beispiel, ein Kinderbett nur einseitig zu montieren und es als Balkon zu verwenden, in dem Ihr Kind ganz nah bei Ihnen schlafen kann, aber eine eigene Matratze hat. Oder ein vergrößertes Beistellbett. Dies ist zum Beispiel bei kleinen Ehebetten praktisch oder einfach weil Sie es so machen möchten.

Wie „geht“ Familienbett in der Praxis?

Die allereinfachste Möglichkeit ist, sein Baby einfach mit ins Elternbett zu nehmen und es neben sich schlafen zu lassen. Da es für Sie und Ihren Partner auch möglich sein sollte, nahe beieinander zu sein, empfiehlt es sich, Ihr Baby nicht in der Mitte schlafen zu lassen. Damit es dann auf Ihrer Seite nicht herausfallen kann, können Sie Ihr Bett an eine Wand schieben.

Möchten Sie lieber die oben genannte Babybalkon-Methode nutzen, montieren Sie dieses einseitig und schieben die offene Seite an Ihr Bett. Gegebenenfalls können Winkel zur Befestigung helfen und zugeschnittener Schaumstoff die Ritze füllen. Manche Eltern bauen sich auch ein eigenes Familienbett mit sehr großer Liegefläche (z.B. 2x90cm plus 1×1,40m) oder bauen das Bettgestell ab, um ein großes Matratzenlager zu haben.

Wie Sie es auch machen, finden Sie Ihr persönliches Familienbett und machen Sie es sich bequem. Denn neben allem Guten für Ihr Baby benötigen auch Sie einen erholsamen Schlaf mit ausreichend Platz.

Bild: ©ongap -istockphoto.com

Fazit
Sie können ruhigen Gewissens ein Familienbett haben, wenn es Ihnen und Ihrem Kind guttut.
Es ist der natürliche Weg, sein kleines und später größeres Baby ganz dicht bei sich und seiner Familie zu haben.
Tipps von Hebamme Christina Altmann
  • Ein Familienbett fördert nicht das Vorkommen vom Plötzlichen Kindstod
  • Grundbedürfnisse wie Nähe zueinander zu befriedigen ist nicht Verwöhnen. Niemals.
  • Ein Familienbett tut in den meisten Fällen allen gut und kann vermeintlichen Schlafproblemen den Stress nehmen.
  • Es ist der natürliche Weg sein Baby ganz nah bei sich und seiner Familie zu haben
Hebammengeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Christina Altmann

Hebamme Christina AltmanChristina Altmann hat 2011 am UKSH in Kiel ihr Hebammenexamen abgelegt. Sie war unter anderem als freiberufliche Hebamme tätig und teilt ihr Wissen seit Jahren im Internet sowie bei Vorträgen.

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Unsere Ratgeber:

Wird das Kind durch ein Familienbett nicht furchtbar verwöhnt? – Sehr viele Eltern berichten, dass Ihr Baby nicht im eigenen Bett schlafen möchte und dort weint. Und genauso viele sind ganz furchtbar gestresst davon, weil sie denken, das Baby dürfe auf keinen Fall im Elternbett schlafen. Sie meinen, das Kind müsse zwingend da raus und befürchten Verwöhnung.


Ein Familienbett fördert nicht das Vorkommen vom plötzlichen Kindstod

Vielleicht denken Sie beim Familienbett an Empfehlungen hinsichtlich des Plötzlichen Kindstods, welche das Schlafen von Babys im eigenen Bett im Elternschlafzimmer nachdrücklich empfehlen. Ein Familienbett ist sicher, wenn man sich an einige Sicherheitshinweise hält. Übrigens: In Gesellschaften (Südamerika, Indien), in denen das Schlafen mit Kindern in einem Bett ganz normal ist, ist das Phänomen Plötzlicher Kindstod unbekannt.

Erfahrungsgemäß halten sich die Babys selten an Vorgaben, wo sie zu schlafen haben, und fordern ein, bei Ihren Eltern zu schlafen. Richtlinien sind dann in der Praxis auch auf Seiten der Eltern schnell passé, weil man sein Baby natürlich nicht weinen lassen möchte. Das ist auch völlig in Ordnung, denn hier kommen die mütterlichen Urinstinkte zum Vorschein.

Zudem können Sie neben Ihrem Baby im Familienbett liegend, also einer Schlafstätte für alle Familienmitglieder, eventuelle Atempausen bei Ihrem Baby deutlich besser und schneller wahrnehmen. Ferner ist auch das Stillen erheblich leichter, weil Sie das Bett nicht verlassen müssen. Auch, wenn Sie Ihr Baby mit dem Fläschchen füttern, können Sie schon alles am Abend vorher vorbereiten und nachts im Bett bleiben, um den Bärenhunger Ihres Kleinen zu stillen.

Da müssen doch Haken dran sein!?

Haken nicht, aber Bedenken werden Ihnen an jeder Ecke vorgehalten. Immer wieder erklingt Frevel gegen das Familienbett – einige Antworten dazu:

  • „Das Kind kriegt ihr niemals wieder raus aus eurem Bett.“ – Zum Abi wird es raus sein. Ganz sicher.

Im Ernst: Es ist richtig, dass die Kinder dann insgesamt länger bei Ihnen schlafen werden. Muss man aber per se nicht direkt als nachteilig empfinden.

Das Kind wird sich irgendwann von alleine dazu entscheiden, das Elternbett zu verlassen. Natürlich sind auch vor diesem Zeitpunkt Absprachen in der Familie möglich, ob Veränderungen der Schlafsituation stattfinden sollen. Jedes Familienmitglied hat Bedürfnisse und Wünsche, die es zu kombinieren gilt. Allerdings ist meist nicht vor dem 2.-3- Lebensjahr mit dem Auszug des Kindes zu rechnen.

  • „Ihr verwöhnt euer Kind viel zu sehr.“ – Grundbedürfnisse wie Nähe zueinander zu befriedigen ist nicht Verwöhnen. Niemals.
  • „Ihr werdet kein Sexualleben mehr haben.“ – Sex ist wohlweißlich nicht auf Betten beschränkt.
  • „Ihr erdrückt das Baby.“ – Das werden Sie definitiv nicht. Eltern legen sich intuitiv nicht auf ihr Kind. Oder haben Sie sich im Schlaf schon mal versehentlich auf Ihren Partner gerollt?

Einschränkung: Bei Alkohol- oder Drogenkonsum das Baby bitte nicht mit ins Bett nehmen, da genau diese Intuition dann getrübt ist. Auch sehr wichtig ist die absolut rauchfreie Schlafumgebung!

Gibt es auch den goldenen Mittelweg?

Es gibt für alles Mittelwege. Denn jede Familie ist anders und für jede gibt es die individuelle Lösung. Gezwungenermaßen in die eine oder andere Richtung zu gehen, ist meist keine gute Idee.

Eine Zwischenlösung ist zum Beispiel, ein Kinderbett nur einseitig zu montieren und es als Balkon zu verwenden, in dem Ihr Kind ganz nah bei Ihnen schlafen kann, aber eine eigene Matratze hat. Oder ein vergrößertes Beistellbett. Dies ist zum Beispiel bei kleinen Ehebetten praktisch oder einfach weil Sie es so machen möchten.

Wie „geht“ Familienbett in der Praxis?

Die allereinfachste Möglichkeit ist, sein Baby einfach mit ins Elternbett zu nehmen und es neben sich schlafen zu lassen. Da es für Sie und Ihren Partner auch möglich sein sollte, nahe beieinander zu sein, empfiehlt es sich, Ihr Baby nicht in der Mitte schlafen zu lassen. Damit es dann auf Ihrer Seite nicht herausfallen kann, können Sie Ihr Bett an eine Wand schieben.

Möchten Sie lieber die oben genannte Babybalkon-Methode nutzen, montieren Sie dieses einseitig und schieben die offene Seite an Ihr Bett. Gegebenenfalls können Winkel zur Befestigung helfen und zugeschnittener Schaumstoff die Ritze füllen. Manche Eltern bauen sich auch ein eigenes Familienbett mit sehr großer Liegefläche (z.B. 2x90cm plus 1×1,40m) oder bauen das Bettgestell ab, um ein großes Matratzenlager zu haben.

Wie Sie es auch machen, finden Sie Ihr persönliches Familienbett und machen Sie es sich bequem. Denn neben allem Guten für Ihr Baby benötigen auch Sie einen erholsamen Schlaf mit ausreichend Platz.

Bild: ©ongap -istockphoto.com

Fazit
Sie können ruhigen Gewissens ein Familienbett haben, wenn es Ihnen und Ihrem Kind guttut.
Es ist der natürliche Weg, sein kleines und später größeres Baby ganz dicht bei sich und seiner Familie zu haben.
Tipps von Hebamme Christina Altmann
  • Ein Familienbett fördert nicht das Vorkommen vom Plötzlichen Kindstod
  • Grundbedürfnisse wie Nähe zueinander zu befriedigen ist nicht Verwöhnen. Niemals.
  • Ein Familienbett tut in den meisten Fällen allen gut und kann vermeintlichen Schlafproblemen den Stress nehmen.
  • Es ist der natürliche Weg sein Baby ganz nah bei sich und seiner Familie zu haben
Hebammengeprüft

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