Wenn Kinder nicht anziehen, was sie sollen – Schon Zweijährige können Eltern sehr deutlich zeigen, dass sie mit der Hose oder dem Kleid, das Mama oder Papa herausgesucht haben, vollkommen unzufrieden sind.
Gründe erkennen und handeln
Es bestehen verschiedene Ursachen, warum auch schon die Kleinsten vorm Kleiderschrank protestieren. Tatsächlich gibt es unter ihnen schon modebewusste kleine Damen und Herren, die durchaus bestimmte Kleidungsstücke und -stile bevorzugen.
Andere verbinden mit dem herausgesuchten Teil unangenehme Erfahrungen, weil beispielsweise das Stoffetikett mit der Waschanleitung auf der Haut reibt oder juckt. Im Kindergartenalter kann es sogar vorkommen, dass ein Kind sich gegen Kleidungsstücke wehrt, weil sich andere Kinder darüber lustig gemacht haben oder ein anderes favorisiertes Kleidungsstück bewundert wurde.
Und in einigen Fällen geht es beim Modeprotest gar nicht um die Kleidung, sondern nur darum, den eigenen Willen durchzusetzen und den Umgang mit Mama oder Papa auf die Probe stellen zu wollen. Doch was können Sie tun, wenn jedes Mal der Satz „Ich will das nicht anziehen!“ fällt?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht immer einfach zu finden und hängt stark von Erfahrungswerten und dem Moment ab, in dem der Satz fällt.
Ihr Kind wird selbstständig, freuen Sie sich
Egal, welcher der genannten Gründe vorliegt, die Diskussion vor dem Kleiderschrank zeigt, dass Ihr Kind eine wichtige Entwicklungshürde genommen hat. Es strebt nach Eigen- und Selbständigkeit und entwickelt gerade seine ganz eigene kleine Persönlichkeit.
Beim Blick in den Spiegel werden Sie feststellen, dass Modefragen auch bei Erwachsenen eine wichtige Rolle spielen. Die Frage der Kindermode gehört für viele Eltern zu den ersten Diskussionspunkten, die sie gemeinsam mit ihren Kleinen lösen dürfen.
Im Gegensatz zu anderen Streitpunkten, ist das Wetter sehr häufig ein logisches Gegenargument bei einer unpassenden Kleiderwahl. Natürlich empfinden viele Kinder den Hinweis auf sprichwörtliches Mützenwetter nicht immer als überzeugend. Sätze, wie „Du möchtest doch sicherlich nochmal so toll erkältet sein.“, helfen bei Kindergartenkindern häufig.
Bei ganz kleinen Mützenverweigerern sollten Sie zu Kopfbedeckungen greifen, die bei Protest dank Schleifchen oder Druckknopf nicht so schnell wieder ausgezogen werden können.
Um in der morgendlichen Hektik durch ein längeres Mode-Streitgespräch nicht unter Zeitdruck zu geraten, ist es empfehlenswert, Modefragen schon abends zu klären und die Kleidung entsprechend herauszulegen. Schauen Sie vorher allerdings nach, wie das Wetter am folgenden Morgen sein wird.
Protestiert Ihr Kind trotz abendlicher Vereinbarung, dann liegt das Problem häufig nicht im modischen Geschmack Ihres Kindes. An so einem Punkt ist es für viele Kinder hilfreich, wenn Sie konsequent bleiben, damit sie lernen, dass gemeinsam getroffene Lösungen und Vereinbarungen eingehalten werden sollten (sofern keine wirklich wichtigen Gründe dagegen sprechen).
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind bestimmte Kleidungsstücke nicht tragen möchte, weil andere Kinder diese nicht schön finden? Sprechen Sie Ihr Kind oder gegebenenfalls die Erzieher/innen oder Lehrer/innen darauf an. Solches Verhalten in Kindergartengruppen und Schulklassen sollte unbedingt von verantwortlichen Erwachsenen auf kindgerechte Art und Weise thematisiert und verändert werden.
Um langfristig Modefragen nicht mehr zu Streitfragen werden zu lassen, empfehlen Kinderpsychologen das Streben nach Selbstständigkeit zu unterstützen. Ihr Kind möchte sich unbedingt selber anziehen, aber Sie haben keine Zeit dafür? Sagen Sie ihm in solch einer Situation nicht „Beeil Dich. Wir haben keine Zeit.“, sondern zeigen Sie ihm, dass Sie seine Selbstständigkeit schätzen.
Dies können Sie beispielsweise ausdrücken, indem Sie sagen „Ich finde es wirklich toll, dass du schon so groß bist und dich alleine anziehen kannst. Aber leider haben wir nicht mehr so viel Zeit. Kann ich Dir heute mal helfen, damit wir nicht zu spät zum leckeren Kindergartenfrühstück kommen, was Du ja immer so gern magst? Wäre ja schade, wenn Du das verpasst.“
Ebenfalls raten erfahrene Eltern häufig zur Gelassenheit. Solange die ausgewählten Kleidungsstücke zum Wetter passen, sind auch gewagte Kombinationen, wie unterschiedliche Socken und sich scheinbar beißende Farben kein wirkliches Problem.
Fazit
- Ihr Kind verwehrt sich partout gegen ein Kleidungsstück oder findet all Ihre Kleidungsvorschläge am Morgen als unpassend? Falls ja, können Sie sich erst einmal freuen, dass es langsam zu einer kleinen, selbstständigen Persönlichkeit wird. Danach ist es wichtig zu erfahren, worin die Gründe für den Kleiderprotest liegen.
- Versuchen Sie dabei stets auf Augenhöhe mit Ihrem Kind zu sprechen und seinen Wunsch nach selbstständigen Entscheidungen zu respektieren. Das gilt aber nur wenn die gewünschte Kleiderwahl zum Wetter passt. Sobald Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind bei den morgendlichen Szenen vorm Kleiderschrank eigentlich nur seinen Willen durchsetzen möchte, sollten Sie überlegen, wie Sie diese Konfliktsituation am besten lösen.
- Gönnen Sie allerdings Ihrem Kind in der Kleiderfrage immer wieder Entscheidungsfreiheiten. Das gibt bereits im Kleinkindalter die Möglichkeit für die zahlreichen, anstehenden Entscheidungen im Leben zu üben.