Verbote sollten sparsam eingesetzt und konsequent umgesetzt werden – Wie sinnvoll sind Verbote in der Kindererziehung? Verstehen kleine Kinder überhaupt, was „Nein“ bedeutet? Warum brechen Kinder Grenzen und was können Eltern tun, um bestimmte Regeln durchzusetzen? Darf es auch Ausnahmen geben?
Ohne Verbote funktioniert es nicht
Kinder haben einen unermüdlichen Forscherdrang. Gefahren wissen sie noch nicht einzuschätzen. Verbote müssen also sein, um Ihr Kind zu schützen. Es darf nicht einfach auf die Straße rennen, nicht mit einem scharfen Messer spielen, nicht in die Steckdose greifen.
Auch im späteren Leben muss es Regeln akzeptieren. Ein Kind, das nie gelernt hat, sich an solche zu halten, wird sich damit schwer tun – spätestens im Schulalter sind Probleme vorprogrammiert.
Andererseits können zu viele Verbote das Gegenteil bewirken. Sie belasten das Verhältnis zu den Eltern, das Vertrauen schwindet. Warum sollte ein Kind noch tun, was Sie sagen, wenn es ohnehin alles falsch macht? Außerdem machen Verbote eine Sache bisweilen erst interessant.
In verschiedenen Situationen sind Verbote also erforderlich. Dennoch sollten Sie sparsam damit umgehen: Oft gibt es andere Wege, unerwünschtes Verhalten zu unterbinden.
Was bedeutet eigentlich „Nein“?
Ein Baby weiß noch gar nicht, was „Nein“ bedeutet. Erst mit etwa einem Jahr bekommt das Wort bei vielen Kindern überhaupt eine Bedeutung. Doch selbst dann erkennen Sie noch keinen Sinn in Verboten.
Selbstverständlich reagiert auch ein Baby auf ein strenges „Nein“. Das liegt jedoch weniger am Verständnis des Wortes, sondern an Ihrem Tonfall, Ihrer Mimik und Gestik. Ein Verhalten lässt sich folglich auf diese Weise unterbrechen oder unterbinden.
Problematisch ist jedoch, dass Babys und Kleinkinder noch nicht zwischen einer Handlung und ihrer Person unterscheiden können. Ein strenges „Nein“ bedeutet für sie also nicht, dass sie eine Handlung unterlassen sollen, sondern sie empfinden es als Strenge gegen ihre Person.
Nicht einfach verbieten – sondern erklären
Je mehr sich die Sprache entwickelt, umso eher sind Kinder in der Lage, zu differenzieren und zu verstehen. Statt einem einfachen „Nein“ ist es dann sinnvoller, Ihrem Kind in Ruhe zu erklären, warum es etwas nicht darf. Das klappt natürlich nicht in einer akuten Gefahrensituation, lässt sich aber bei vielen Regeln des Alltags umsetzen.
Eine Voraussetzung ist, dass Ihr Kind Ihnen zuhört und Ihnen vertraut. Der Grundstein dafür wird bereits im Babyalter gelegt. Das erreichen Sie weniger durch ein harsches „Nein“, wenn es etwas nicht darf, sondern indem Sie Alternativen aufzeigen und viel mit Ihrem Kind sprechen.
So geht es ohne Verbote
Sorgen Sie für eine kindersichere Umgebung, sind viele Verbote von vornherein überflüssig, denn Ihr Kind kommt weder mit Steckdosen noch mit scharfen Messern in Berührung.
Räumt Ihr Kind im Wohnzimmer die CDs aus dem Regal und schmeißt sie auf den Boden, können Sie mit ihm in sein Zimmer gehen. Dort bauen Sie zusammen einen Turm aus bunten Bauklötzen. Dieser darf gerne auch umgeworfen werden, so dass die Steine lustig auf den Boden poltern. Auf diese Weise vermeiden Sie ein Verbot und erreichen trotzdem, dass Ihr Kind das unerwünschte Verhalten unterlässt – jedenfalls für den Moment.
Kinder brauchen klare Regel
Sobald Ihr Kind laufen kann, darf es nicht einfach auf die Straße rennen. Das lernt es, indem Sie klare Regeln aufstellen: An der Straße bleiben Sie gemeinsam stehen und gehen nur weiter, wenn Sie es sagen und Ihr Kind an der Hand haben. Üben Sie das in jeder sich bietenden Situation und loben Sie Ihr Kind immer, wenn es stehen bleibt, können Sie das ungestüme Losrennen und damit einhergehende Verbot weitgehend vermeiden.
Ihre Aufmerksamkeit ist jedoch unerlässlich, denn wenn es auf der anderen Straßenseite etwas Interessantes zu sehen gibt, sind alle mühsam erlernten Regeln schnell vergessen.
Wann und wie lange gilt eigentlich ein Verbot?
Ihr Kind weiß inzwischen, dass es das Bücherregal nicht ausräumen soll. Dennoch begibt es sich wieder dort hin, denn es könnte ja sein, dass es heute nicht verboten ist. Dabei wirft es Ihnen vielleicht sogar prüfende Blicke zu.
Kinder lernen außerdem schnell, dass Verbote gelegentlich personenabhängig sind: Was Mama verbietet, ist beim Papa oder der Oma eventuell erlaubt. Ist gar keine Person im Zimmer, kann auch nichts verboten werden, folgern schlaue kleine Köpfe und tun genau das, was ihnen in den vergangenen Tagen erfolgreich untersagt wurde.
Mit solch einem Verhalten testen Kinder ihre Grenzen aus und stellen Eltern auf die Probe. Wie konsequent sind sie? Muss etwas nur oft genug versucht werden, und die Eltern geben nach? Was passiert eigentlich, wenn es trotz Verbot getan wird?
Regeln und Konsequenzen
Es fällt Kindern leichter, Verbote zu akzeptieren, wenn sie Regeln und Konsequenzen kennen. Haben Sie eine Regel aufgestellt, ist diese auch einzuhalten. Das lernt Ihr Kind, indem Sie es bei gewünschtem Verhalten loben und bestätigen. Räumt Ihr Kind wiederholt das Bücherregal aus, obwohl Sie es mehrfach unterbunden haben, gibt es kein Lob.
Sie können ihm stattdessen eine Auszeit in seinem Zimmer verordnen, nachdem es die Bücher – gegebenenfalls mit Ihrer Hilfe – wieder eingeräumt hat. So lernt es, dass das Einhalten von Regeln positive, das Nichteinhalten hingegen unliebsame Folgen hat.
Bleiben Sie konsequent, verinnerlicht Ihr Kind schließlich, was erlaubt ist und was nicht. Dann darf es auch mal eine Ausnahme geben, die ausdrücklich als solche angekündigt wird: Sollen die Spielsachen eigentlich im Kinderzimmer bleiben, ist es an Weihnachten ausnahmsweise erlaubt, sie im Wohnzimmer zu verteilen – weil eben Weihnachten ist.
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