Unvermeidbare Blutungen nach der Geburt – Blutungen im Wochenbett sind in einem bestimmten Ausmaß nicht vermeidbar. Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter zurück, die durch die Plazentaablösung entstandene Wundfläche und eventuell vorhandene Geburtsverletzungen brauchen ebenfalls Zeit zum Heilen.
Das Wochenbett – Regenerations- und Ruhephase nach den Strapazen der Geburt
Die Zeitspanne zwischen der Nachgeburt – dem Ausstoßen der Plazenta – und der vollständigen Rückbildung des Uterus wird als Wochenbett bezeichnet. Meist dauert es zwischen sechs und acht Wochen – für die Mutter sollte es vor allem eine Regenerations- und Ruhephase sein. Gleichzeitig macht ihr Körper im Wochenbett zahlreiche Veränderungen durch.
Was passiert im Körper?
Die Gebärmutter heilt und bildet sich zurück, die Brüste beginnen mit der Produktion von Muttermilch, der Hormonhaushalt ändert sich nach Schwangerschaft und Geburt ein weiteres Mal und stellt sich auf das nicht Schwangersein um sowie das Stillen ein.
Im Frühwochenbett – den ersten zehn Tagen nach der Geburt – brauchen frischgebackene Mütter besonders viel Ruhe, Zeit für sich und für den neuen Erdenbürger. Schonung ist jedoch bis zum Ende des Wochenbettes angesagt, um die Rückbildungs- und Wundheilungsprozesse nicht zu stören. Rückbildungsgymnastik und gezieltes Beckenbodentraining unterstützen in dieser Zeit die körperliche Regeneration nach der Geburt.
Blutungen sind normal
Blutungen im Wochenbett hat jede Frau – unabhängig davon, ob sie ihr Kind durch eine natürliche Geburt oder einen Kaiserschnitt entbunden hat. Durch die Ablösung der Plazenta entsteht in der Gebärmutter eine offene Wunde, die den sogenannten Wochenfluss (postnataler/nachgeburtlicher Ausfluss, Lochien) verursacht.
Wie entwickelt sich die Blutfarbe?
Der Wochenfluss geht von der Stelle aus, an der die Plazenta während der Schwangerschaft mit dem Uterus verbunden war. Er besteht aus Blut, Wundsekret, Schleim und Geweberesten der Plazenta. Durch die Blutungen im Wochenbett hat er anfangs eine hellrote Farbe, mit fortschreitender Heilung der inneren Wunde wird er danach rosa, bräunlich und gegen Ende des Wochenbettes gelblich-weiß. Falls du dich im Wochenbett oder in der ersten Zeit danach körperlich zu wenig schonst, kann dies ein Wiedereinsetzen der Blutungen zur Folge haben.
Auch ohne gesundheitliche Probleme oder Wochenbettkomplikationen im Hintergrund sind solche (leichten) Blutungen ein Signal des Körpers, dass du dir mehr Ruhe gönnen musst.
Wann können Blutungen im Wochenbett gefährlich werden?
Ärztliche Hilfe benötigst du, wenn Blutungen im Wochenbett eine bestimmte Stärke überschreiten, beispielsweise
- pro Stunde mehr als eine Binde nötig ist
- Blutungen im Frühwochenbett nach etwa zwei Wochen nicht schwächer werden und immer noch eine hellrote Farbe haben
- die Blutungen nach der ersten Woche wieder genauso stark werden wie in den Stunden unmittelbar nach der Geburt. Außer nach dem Stillen: Danach können die Blutungen durchaus etwas stärker sein, verursacht durch das Oxytocin, was durch das Stillen ausgelöst wird
- große Blutgerinnsel darin enthalten sind (allerdings kann dies nach längerer Liegezeit durchaus mal vorkommen)
- das Blut oder der Wochenfluss unangenehm riechen und von Fieber oder Schüttelfrost begleitet werden
Ursachen für abnormale Blutungen im Wochenbett
In der unmittelbaren Nachgeburtsperiode können solche Blutungen auch durch Dammrisse, Dammschnitte, Risse in der Scheide oder am Muttermund, Blutergüsse im Vaginalbereich, Blutgerinnungsstörungen sowie – im ungünstigsten Fall – durch Gebärmutterrisse (Uterusrupturen) verursacht werden.
Häufiger sind sogenannte Atonien, die verursacht werden, weil die Gebärmutter sich nicht ausreichend zusammenzieht. Dies ist häufig bei Mehrgebärenden der Fall oder auch, wenn die Gebärmutter durch eine lange Geburtsdauer bzw. durch eine große Menge an Kontraktionsmittel „ermüdet“ ist.
Falls sich die Gebärmutter unmittelbar nach der Geburt nicht zusammenzieht oder wenn Reste der Plazenta/der gesamte Mutterkuchen nicht ausgeschieden werden, sondern in der Gebärmutter verbleiben, kann es ebenfalls zu starken Blutungen kommen. Zu einem späteren Zeitpunkt entstehen stärkere Blutungen durch zu große und zu frühe körperliche Belastung, vor allem jedoch durch Rückbildungsstörungen des Uterus, blutende Plazentareste oder Infektionen.
Placenta accreta – häufige Ursache für Blutungen im Wochenbett
Eine sogenannte Placenta accreta ist eine häufige Ursache für Blutungen im Wochenbett. Dabei ist die Plazenta nicht nur mit der Schleimhaut, sondern mit der Muskulatur der Gebärmutter verwachsen. Wenn diese Komplikation bereits in der Schwangerschaft erkannt wird, rät der Arzt meist zu einer Kaiserschnittgeburt, die Plazenta wird danach manuell gelöst oder die Gebärmutter durch eine Kürettage ausgeschabt.
Leichte Formen einer Placenta accreta bleiben möglicherweise jedoch unerkannt. Ein Großteil der Plazenta wird dann während der Nachgeburtsperiode zwar ausgestoßen, in der Gebärmutter verbleiben jedoch Gewebereste, die durch die Verwachsung mit der Muskulatur des Uterus nicht ausgeschieden werden können.
Gleichzeitig bleiben durch die Plazentawunde Blutgefäße offen, was nicht nur unmittelbar nach der Geburt, sondern auch im Wochenbett zu starken Blutungen führen kann. Durch eine Placenta accreta ist im Wochenbett außerdem erhöhte Infektionsgefahr gegeben. Die Rückbildung der Gebärmutter wird durch eine unerkannte Placenta accreta ebenfalls gestört. Auch bei einer vollständig entfernten Placenta accreta kann es durch die vergleichsweise tiefen Wunden jedoch noch zu stärkeren Blutungen kommen.
Wann musst du bei Blutungen im Wochenbett zum Arzt?
Bei allen starken oder unklaren Blutungen im Wochenbett benötigst du umgehend medizinische Hilfe durch deine Hebamme oder deinen Arzt. Bei sehr starken Blutungen oder wenn dir durch die Blutung schwindlig wird, ruf bitte den Notarzt oder einen Krankenwagen.
- Um den Wochenfluss am Laufen zu halten, empfiehlt es sich, sich regelmäßig nach dem Stillen auf den Bauch zu legen. Auch warme Füße sind wichtig und wohltuend: Zieh Wollsocken an oder nimm ein warmes Fußbad!. Zusätzlich kannst du sogenannte Rückbildungstees mit Frauenmantel und Hirtentäschel trinken, um die Kontraktionskraft der Gebärmutter zu fördern. Angenehm sind auch Bauchmassagen, die von deinem Partner oder der Nachsorgehebamme übernommen werden können, um den Wochenfluss anzuregen.
- Wenn Plazentareste in der Gebärmutter zurückbleiben, erkennst du das nicht nur durch länger andauernde frische Blutungen, sondern ganz häufig auch an einer geringen Milchmenge beim Stillen, da die hormonelle Umstellung nicht vollständig erfolgen kann.
- Nimm die Nachbetreuung einer Hebamme in Anspruch. Diese kommt regelmäßig zu dir nach Hause und kontrolliert die Blutungsstärke und die Rückbildung der Gebärmutter.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.