Schwangerschaftsdemenz ist nur vorübergehend – Hausschlüssel verlegt, die Handtasche zu Hause vergessen? Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt ihres Babys an der sogenannten Schwangerschafts- und Stilldemenz.
Die Symptome der Schwangerschaftsdemenz
Die Schwangerschaftsdemenz äußert sich vor allem in Vergesslichkeit, Verwirrtheit bis hin zu Wortfindungsstörungen. Mit einer echten Demenz, bei der das Gedächtnis und die Denkfähigkeit abnehmen, hat dies aber zum Glück nichts zu tun. Im Unterschied zu einer Demenz ist das Gedächtnisdefizit nicht von Dauer und legt sich oft nach einigen Monaten wieder.
Eine Ursache für Schwangerschaftsdemenz kann laut Experten eine Überflutung von Gefühlen wie Freude und Angst sein. Das Gehirn wird daran gehindert, logisch zu denken und blendet unwichtige Dinge aus.
Eine weitere Ursache ist die Unterbrechung des Schlafes, die für die Abnahme der Gedächtnisleistung und der Konzentrationsfähigkeit verantwortlich ist. Im Tiefschlaf werden im Normalfall Gedächtnisinhalte verfestigt.
Frauen bekommen vor allem in den letzten Wochen der Schwangerschaft zu wenig Schlaf, weil sie mit ihrem großen Bauch keine angenehme Schlafposition mehr finden können. Oder sie müssen nachts mehrere Male zur Toilette, weil das Baby auf die Blase drückt.
Manche Forscher wollen sogar herausgefunden haben, dass bei Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel die Gehirnmasse geringfügig schrumpft und nach der Geburt wieder zunimmt.
Vergesslichkeit in der Stillzeit
Wenn das Baby auf der Welt ist, ist es mit der Vergesslichkeit leider noch nicht vorbei. Ganz im Gegenteil: Frauen mit einer Stilldemenz müssen mit den gleichen Symptomen der Schwangerschaftsdemenz wie Vergesslichkeit und Schusseligkeit leben.
Bei der Stilldemenz werden hormonelle Prozesse als Auslöser vermutet: Die vermehrte Ausschüttung der Milchbildungshormone Prolaktin und Oxytocin nach der Geburt fördert die Bindung an das Baby und führt gleichzeitig zu einer Fokussierung auf das Kind.
Gerade in der ersten Kennenlernphase leben Mutter und Neugeborenes in einer Art Mikrokosmos, in dem andere Lebensbereiche ausgeblendet und bestimmte Dinge einfach vergessen werden. Die Ausschüttung des Hormons Kortisol kann aber auch unkonzentriert, vergesslich oder ängstlich machen.
Gleichzeitig ist das Hormon dafür verantwortlich, dass die Strapazen der Geburt schnell wieder vergessen werden. Wenn Frauen sich an jede schmerzhafte Einzelheit der Geburt erinnern könnten, wäre der Wunsch nach weiteren Kindern wohl nicht so groß.
Die Verwirrtheit wird zusätzlich extrem gefördert, weil die Mutter ihr Leben komplett auf die Bedürfnisse des Babys ausrichten muss. In den ersten Monaten gibt es keinen geregelten Tagesablauf und der Mutter fehlt vor allem der regelmäßige Schlaf.
Wird der Schlaf über eine längere Zeit unterbrochen, was im ersten Lebensjahr nahezu täglich der Fall ist, führt dies zu Konzentrationsstörungen und einer Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung.
Von einer Schwangerschafts- und Stilldemenz sind übrigens nicht alle Frauen betroffen. Es kommt immer darauf an, wie die Einzelne mit starker Übermüdung und Überforderung umgeht. Einige Schwangere und junge Mütter kommen damit gut zurecht, anderen Frauen finden sich in den neuen Alltag mit Baby nur schwer ein.
Tipps und Tricks, die bei einer Schwangerschafts- und Stilldemenz helfen
- Um einer Schwangerschaftsdemenz vorzubeugen, sollten Frauen sich in der Schwangerschaft und vor allem in der ersten Zeit mit dem Baby ausreichend Ruhepausen und Schlaf gönnen. Junge Mütter sollten tagsüber im Idealfall dann ein Nickerchen machen, wenn das Kind schläft. Das Schlafpensum der meisten kleinen Babys ist in den ersten Wochen nämlich noch sehr hoch. Und später, wenn das Baby die Flasche bekommt, kann ruhig der Papa eine Nachtschicht einlegen, damit die Frau durchschlafen kann.
- Neben ausreichend Schlaf benötigt unser Gehirn aber auch eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen, Mineralstoffen und gesunden Fetten, um gut arbeiten zu können. Für einen gesunden Snack zwischendurch sind Mandeln und Walnüsse übrigens sehr gut geeignet: Das Gehirn wird mit Energie versorgt und die Konzentration gefördert. Empfehlenswert sind außerdem mehrere kleine Mahlzeiten, die über den Tag verteilt gegessen werden. Schwangere und Stillende sollten außerdem immer darauf achten, pro Tag etwa 2 Liter Wasser zu trinken.
- Auch wenn es vielen Frauen sehr schwer fällt: Aufräumen, Saugen und Wäsche waschen kann ruhig einen Tag warten oder die Arbeit wird auf Familie und Freunde übertragen. Ausruhen ist für Frauen in der Schwangerschaft und im Wochenbett sehr viel wichtiger und gesünder als ein übersteigerter Perfektionismus.
- Um sich wichtige Termine zu merken, schreiben sich vergessliche Frauen kleine Notizen am besten auf Post-Its. Die Zettel sollten aber unbedingt in Sichtweite, zum Beispiel an den Kühlschrank oder die Haustür geklebt werden. Wichtige Dinge können außerdem auf eine große Tafel im Flur oder in der Küche geschrieben werden.
- Statt sich ausschließlich um das Baby und den Haushalt zu kümmern, können Frauen ihr Gehirn mit dem Lesen einer Zeitung oder einem ausgiebigen Plausch mit der Freundin fördern.
- Um abzuschalten und zu entspannen, wirkt Bewegung häufig Wunder. Vor allem Schwangere sollten sich dabei nicht überfordern: Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft reicht vollkommen aus.
- Schließlich sollten Frauen sich nicht zu viel vornehmen und lieber einmal mehr überlegen, welcher Termin wirklich wichtig ist.
- Eine Schwangerschaftsdemenz kommt in der Praxis selten vor.
- Vielleicht soll sie auch helfen, sich jetzt nicht mit zu vielen Dingen zu beschäftigen, sondern sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.