Ziel ist es, Unsicherheiten und Ängste in Selbstvertrauen umzuwandeln. Es hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein: Frauen bekommen in einem tranceähnlichen Zustand ihr Baby und verspüren so gut wie keine Schmerzen unter der Geburt.
Hypnobirthing: Geburt unter Hypnose
Ende der 1980er Jahre wurde Hypnobirthing in den USA von Marie F. Mongan entwickelt. Wir werfen einen Blick auf das Konzept, das auch in Deutschland immer mehr Anhängerinnen findet.
Um Hypnobirthing zu verstehen ist es zunächst hilfreich, sich den Begriff der Hypnose einmal genauer anzuschauen. Hypnose leitet sich aus dem griechischen Wort hypnos für Schlaf ab und beschreibt einen veränderten Bewusstseinszustand tiefster Entspannung.
Dieser Zustand wird durch gezielte Reize ausgelöst, wie zum Beispiel Anweisungen des Hypno-Therapeuten oder dem Fokus auf einen bestimmten Gegenstand (Pendel).
Während der Hypnose sind wir besonders empfänglich für eine Beeinflussung von außen, die sogenannte Suggestion. Der Therapeut kann in diesem tiefen Entspannungszustand direkt auf unsere negativen Verhaltensweisen einwirken und dadurch Veränderungen im Verhalten hervorrufen.
Ärzte und Psychotherapeuten setzen die Hypnose immer häufiger ein, wie zum Beispiel bei der Nikotinentwöhnung, Bluthochdruck oder Asthma. Aber auch in der Schmerztherapie beim Zahnarzt wird Hypnose angewandt.
Was ist Hypnobirthing?
Das Konzept des Hypnobirthings stützt sich auf die These des englischen Geburtshelfers Dr. Grantly Dick-Read (1890 – 1959). Er ging davon aus, dass Frauen, die unter der Geburt Schmerzen erwarten und Angst davor entwickeln, sich nicht entspannen könnten.
Wie funktioniert Hypnobirthing?
Durch das sogenannte Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom werde der natürliche Geburtsvorgang gehemmt und zusätzliche Schmerzen verursacht. Somit steht auch bei der Hypnobirthing-Erfinderin Marie F. Mongan der systematische Abbau von Ängsten mit Hilfe von Hypnose-Techniken im Mittelpunkt.
Anders als bei der klassischen Hypnose werden Schwangere nicht von einem Therapeuten in einen tranceähnlichen Zustand versetzt: In einem geburtsvorbereitenden Kurs, der in der Regel 12 Stunden dauert, werden von ausgebildeten Hypnobirthing-Trainerinnen Techniken zur Selbsthypnose vermittelt.
Dieser Zustand wird häufig mit der tiefen Entspannung verglichen, die beim Lesen eines Buches oder beim Blick in ein Feuer empfunden wird.
Ist Hypnobirthing wie normale Hypnose?
Aber anders als bei der Show-Hypnose, die wir aus dem Fernsehen kennen, wird die Geburt von der Frau bewusst wahrgenommen. Durch gezielte Entspannungs- und Atemübungen sollen die Schmerzen unter der Geburt deutlich reduziert werden, so dass Schmerzmittel häufig nicht mehr nötig sind.
Das Hypnobirthing soll auch über die Geburt hinaus einen positiven Effekt haben: Die jungen Mütter erholen sich schneller von den Strapazen und können dadurch eine bessere Bindung zu ihrem Baby aufbauen. Seit im Jahr 2008 der Buch-Klassiker von Marie F. Mongan auch in deutscher Sprache erschienen ist, wächst die Zahl der Angebote für Hypnobirthing-Kurse in Deutschland.
Was wird in den Kursen vermittelt?
Ziel aller Hypnobirthing-Kurse ist es, Unsicherheiten und Ängste, die mit einer bevorstehenden Geburt einhergehen können, in Selbstvertrauen umzuwandeln. Mithilfe besonderer Hypnosetechniken sollen negativ besetzte Annahmen oder Erfahrungen aufgelöst und durch positive Überzeugungen ersetzt werden.
Neben speziellen Entspannungs- und Atemtechniken sowie positiven Suggestionen wird in diesen Kursen aber auch Wissen rund um die Geburt vermittelt, damit die werdenden Eltern gut vorbereitet sind.
Muss der Mann bei Hypnobirthing dabei sein?
Da der Vater des Kindes beim Hypnobirthing eine wichtige Rolle als Geburtsbegleiter spielt, sollten die Kurse immer gemeinsam besucht werden. Die Kurse können in einer Gruppe, aber auch in Einzelsitzungen mit dem Partner durchgeführt werden. Die Kosten belaufen sich auf mehrere hundert Euro pro Kurs.
In der Regel wird den Teilnehmerinnen eine Entspannungs-CD mitgegeben, mit der sie ihre Praxis zu Hause vertiefen sollten. Alternativ gibt es auch bei vielen Streamingdiensten Hypnobirthing Hörbücher an.
Viele Kursleiterinnen empfehlen, die Übungen spätestens in den letzten drei Monaten vor der Geburt täglich durchzuführen.
Da es sich bei Hypnobirthing um eine Selbsthypnose handelt, können die Kursteilnehmerinnen die Technik jeder Zeit und überall anwenden.
Wie unterscheidet sich Hypnobirthing von der normalen Entbindung?
Werdende Mütter können die erlernten Hypnose-Techniken unabhängig vom Ort der Entbindung anwenden. Es ist also ganz egal, ob Sie sich für eine Geburt im Krankenhaus, im Geburtshaus oder zu Hause entscheiden. Außerdem ist es nicht nötig, dass die Kursleiterin bei der Geburt anwesend ist.
Mit den entsprechenden Techniken, die in den Kursen vermittelt werden, kann sich die Gebärende in einen Zustand tiefer Entspannung und höchster Konzentration versetzen. Dennoch ist das Bewusstsein zu jeder Zeit aktiv und die Frau nimmt die Geburt bewusst wahr.
Ist die Geburt unter Hypnose weniger schmerzhaft?
Der Vorteil, der durch die tiefe Entspannung und bewusste Atmung entsteht: Die Wehen werden als weniger schmerzhaft wahrgenommen und die erste Phase der Geburt kann sogar um mehrere Stunden verkürzt werden. Außerdem kann durch die tiefe und gleichmäßige Atmung die Gefahr des Hyperventilierens reduziert werden. Ein weiterer positiver Effekt: Nach der Geburt sind viele Frauen weniger erschöpft.
Eine Frage, die wohl die meisten Schwangeren interessiert: Ist beim Hypnobirthing eine schmerzfreie Geburt möglich? Eine Geburt ganz ohne Schmerzen kann auch bei dieser Methode leider nicht garantiert werden. Es soll aber viele Frauen geben, die dank der Selbsthypnose keine oder nur sehr wenig Schmerzen empfunden haben.
Das ist zum einen vom individuellen Schmerzempfinden abhängig und zum anderen von der Fähigkeit, sich auf dieses Konzept der Selbsthypnose wirklich einlassen zu können.
Erfahrungsberichte: Viele Frauen sind begeistert
Wer im Internet nach Erfahrungsberichten zum Hypnobirthing sucht, merkt schnell: Viele Frauen sind von dieser Methode begeistert, da sie unter der Geburt tatsächlich weniger Schmerzen verspürt haben. Sie konnten sich angstfrei, ganz entspannt und voller Vorfreude auf die Geburt ihres Babys einlassen.
Entscheidend ist jedoch, mit welchen Erwartungen Frauen in diesen Kurs gehen: Wenn sie sich eine schmerzfreie Geburt erhoffen, werden sie wahrscheinlich enttäuscht werden. Ein weiterer Vorteil: Auch nach der Geburt können die erlernten Selbsthypnose-Techniken angewendet werden, zum Beispiel bei Zahnarztbesuchen.
Wo finde ich einen Hypnobirthing-Kurs?
In Deutschland bieten immer mehr qualifizierte Kursleiterinnen Kurse für Hypnobirthing an.
- www.hypnobirthing.de: Hier finden Sie Adressen von Trainerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
- www.hypnobirthing.com: Auf dieser englischsprachigen Homepage sind alle zertifizierten Kursleiterinnen weltweit aufgeführt.
- www.hypnobirthing-geburtsvorbereitung.com: Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema.
- Hypnobirthing kann auch mit Homöopathie kombiniert werden
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.