Eine gute Zeitplanung ist mit einem Frühchen wichtig – Bei einer Frühgeburt ab der SSW 34 ist das Baby endgültig mit allen Vitalfunktionen ausgestattet, die es außerhalb des Mutterleibs für sein Leben braucht.
Frühgeburten in der SSW 34 – 36 im Überblick
Spätestens ab der SSW 35 werden die Geburtshelfer nichts mehr unternehmen, um die sich ankündigende Geburt noch aufzuhalten. Trotzdem werden die Kinder in ihren ersten Lebenstagen besonders sorgfältig medizinisch überwacht, um Komplikationen auszuschließen.
Eine Betreuung auf einer speziellen Frühgeborenen-Station ist bei den meisten dieser „späten Frühchen“ nicht mehr nötig. Ausnahmen können sich aus vorgeburtlichen Erkrankungen, Entwicklungsstörungen oder einem schwierigen Geburtsverlauf ergeben. Zur Beobachtung werden jedoch auch gesunde Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, für einige Tage dorthin überwiesen.
Frühgeburt in der 34. SSW
In der SSW 34 ist das Baby in der Scheitel-Fersen-Länge etwa 45 Zentimeter lang und wiegt rund 2.250 Gramm. Seine vorgeburtliche Entwicklung ist bis auf das Anlegen weiterer Energiereserven sowie einige „Feinarbeiten“ an den Funktionen von Gehirn, Nervensystem und anderen Organen abgeschlossen.
Durch seinen Skelettaufbau hat das Kind jetzt einen sehr hohen Kalziumbedarf, den es normalerweise aus dem Blutkreislauf der Mutter stillt.
Bei einer Frühgeburt in der SSW 34 muss daher auf eine ausreichende Kalziumzufuhr geachtet werden, die ebenso wie die Versorgung mit anderen lebenswichtigen Nähr- und Inhaltsstoffen am besten durch eine reine Muttermilchernährung gesichert werden kann.
Muttermilch unterstützt Frühgeborene besonders
Studien zeigen, dass Frühgeborene, die Muttermilch erhalten, in ihrem ersten Lebensjahr schneller wachsen als Flaschenkinder mit einem vergleichbaren Geburtstermin. Die Muttermilch passt sich in ihrer Zusammensetzung den Bedürfnissen des Babys an. Sie schützt vor Infektionen und Allergien, regt die Verdauung an und fördert die Produktion von Enzymen und Hormonen – mit diesen Eigenschaften kann sie bei Frühgeborenen auch leichte Entwicklungsverzögerungen kompensieren.
Hebammen empfehlen, Frühgeborene möglichst lange und auch über das erste Lebenshalbjahr hinaus zu stillen – am besten so lange, wie das Stillen der Mutter und dem Kind gefällt. Die Nahrungsaufnahme wird auch bei den „späten Frühchen“ zunächst besonders aufmerksam überwacht, um Mangelzustände auszuschließen.
Ein Inkubator („Brutkasten“) oder ein Wärmebett sind nach einer Geburt in der SSW 34 nicht mehr zwingend nötig, da das Kind seinen Wärmehaushalt über seine Fettreserven inzwischen eigenständig reguliert. In den ersten Lebenstagen des Babys werden sie von Ärzten und Hebammen als unterstützende Maßnahme trotzdem noch empfohlen.
Frühgeburt in der 35. SSW
In der SSW 35 ist das Baby etwa 46 Zentimeter lang und wiegt rund 2.550 Gramm. Seine Bewegungskoordination sowie seine Reflexe und Sinneswahrnehmungen funktionieren jetzt immer besser. Die Regulierung der Körpertemperatur erfolgt spätestens jetzt problemlos.
Das Immunsystem des Babys arbeitet in der SSW 35 erstmals unabhängig von der Immunabwehr der Mutter, wird allerdings noch lange brauchen, bis es seine volle Leistungsfähigkeit erreicht hat. Die Reifung der Lunge ist abgeschlossen, auch alle anderen inneren Organe sind für das Leben in der Außenwelt bereit.
Frühgeburt in der 36. SSW
In der SSW 36 haben sich Mutter und Baby bereits auf die „Zielgerade“ zur Geburt begeben – falls es in dieser Woche auf die Welt kommt, gilt das Kind trotzdem noch als „spätes Frühchen“. Das Baby misst jetzt etwa 47 Zentimeter und wiegt zwischen 2.750 und 2.900 Gramm.
Sein Längenwachstum ist in der SSW 36 abgeschlossen, in seiner Entwicklung bis zum regulären Geburtstermin geht es vor allem um die Bildung weiterer Fettreserven. Dieses Defizit haben Frühchen in ihren ersten Lebenswochen aufzuholen – in dieser Zeit ist eine kontinuierliche Gewichtszunahme besonders wichtig.
Die SSW 36 ist die letzte Woche, in der ein Baby als zu früh geboren gilt – Komplikationen oder Entwicklungsdefizite sind mit einer Frühgeburt zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr verbunden.
Der Alltag mit einem Frühgeborenen – manchmal nicht ganz einfach
Wenn dein Kind in der SSW 34 – 36 geboren wurde, unterscheidet sich dein Alltag kaum vom Leben mit einem Baby, das bis zum errechneten Geburtstermin „gewartet“ hat. Lange Wartezeiten, bis das Baby aus der Geburtsklinik nach Hause darf oder gravierende gesundheitliche Probleme musst du bei den allermeisten „späten Frühchen“ nicht befürchten.
Bei Kindern, die deutlich früher zur Welt gekommen sind und viele Entwicklungsschritte, die eigentlich in die Schwangerschaft gehören, noch vor sich haben, kann das anders sein. Für viele Eltern ist der lange Krankenhausaufenthalt ihres zu früh geborenen Kindes eine nahezu traumatische Erfahrung – auch der anschließende Wechsel von der Frühgeborenen-Station nach Hause gestaltet sich in solchen Fällen oft nicht ganz einfach.
Bei Frühchen Unterstützung holen
Einige Hilfen für die erste Zeit daheim bietet das Gesundheitssystem in Deutschland, etwa die Möglichkeit einer verlängerten Hebammenbetreuung oder eine sozialmedizinische Begleitung durch speziell geschulte Kinderkrankenschwestern.
Auch eine gute Zeitplanung ist mit einem Frühchen wichtig. Vor allem Babys, die längere Zeit auf einer Frühgeborenen-Station verbringen mussten, brauchen länger, bis sie einen Tag- und Nacht-Rhythmus entwickeln. Konkret heißt das: Du musst dein Baby zunächst häufig und zu völlig unvorhersehbaren Zeiten füttern, pflegen und natürlich auch Spiel- und Kuschelzeit mit ihm verbringen – und daneben noch eine ganze Reihe von anderen Aufgaben bewältigen.
Auch etwaige Geschwisterkinder von Frühchen fordern selbstverständlich ihre Rechte.
Selbsthilfe-Gruppen für Frühchen-Eltern
Viele Eltern von Frühchen finden den Austausch mit Gleichgesinnten hilfreich, die sich in einer ähnlichen Situation befinden oder diese mit ihrem Kind/ihren Kindern bereits gemeistert haben. Unterstützung und Hinweise auf regionale Selbsthilfegruppen von Frühchen-Eltern erhältst du beispielsweise vom Bundesverband „Das frühgeborene Kind e.V.“ oder auf den Internet-Portalen
Fazit
- Die Überlebenschancen von „späten Frühchen“, die in der SSW 34 – 36 geboren werden, liegen bei 98 bis 100 Prozent und unterscheiden sich damit nicht von den Daten „termingerecht“ geborener Kinder.
- Auch Komplikationen oder gravierende Entwicklungsdefizite sind mit solchen späten Frühgeburten kaum verbunden.
- In der SSW 35 und 36 werden die Ärzte in der Regel nichts mehr unternehmen, um die Geburt noch aufzuhalten. Mit dem Beginn der 37. Schwangerschaftswoche gilt ein Neugeborenes nicht mehr als Frühchen.
- Auch ein sogenanntes Bonding Bad tut den Eltern und dem Baby nach der Ankunft zu Hause besonders gut.
- Nimm erweiterte Hebammenleistung in Anspruch und lasse dich von einer Haushaltshilfe unterstützen.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.