Etwa 98 Prozent der Babys stecken sich heute nicht mehr mit dem Virus der Mutter an – Je früher die HIV-Infektion der Schwangeren erkannt wird, desto größer ist die Chance bei entsprechender Therapie, dass sich das Kind nicht mit dem Virus infiziert.
Schwangerschaft und Geburt mit HIV
In Deutschland kommen pro Jahr bis zu 250 Babys von HIV-positiven Müttern zur Welt. Die Ansteckung mit dem Virus kann dabei auf verschiedenen Wegen erfolgen: Während der Schwangerschaft ist eine Übertragung des HI-Virus über den Mutterkuchen (Plazenta) auf das Ungeborene möglich.
Wesentlich höher ist jedoch die Gefahr einer Ansteckung während der Geburt mit HIV: Das Virus wird über das Blut und das Scheidensekret der Mutter auf das Baby übertragen.
Bei Komplikationen wie einem vorzeitigen Blasensprung kommt das Kind in direkten Kontakt mit den Körperflüssigkeiten der Mutter.
Aus diesem Grund wird von den Ärzten häufig ein vorzeitiger Kaiserschnitt in der 37. Schwangerschaftswoche empfohlen.
Auch beim Stillen können die Viren über die Muttermilch auf das Baby übertragen werden. Es kommt aber auch vor, dass sich das Ungeborene nicht mit dem HI-Virus der Mutter infiziert.
Das Infektionsrisiko von Kindern sank in den letzten Jahren von etwa 30 Prozent auf nur noch rund 2 Prozent. Das bedeutet, dass etwa 98 Prozent der Babys sich heute nicht mehr mit dem Virus der Mutter anstecken.
Schwanger mit HIV: Auswirkungen auf die Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft in Kombination mit einer HIV-Infektion wird grundsätzlich als Risikoschwangerschaft eingestuft. Das bedeutet eine engmaschige Kontrolle von Mutter und Kind, die über die normale Vorsorgeuntersuchungen bei Schwangeren hinausgeht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass vorzeitige Wehen oder eine Frühgeburt auftreten, ist bei HIV-positiven Schwangeren höher als bei gesunden Frauen. Aber auch zusätzliche Infektionen, wie zum Beispiel Hepatitis C oder Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien oder anderen Erregern können die Schwangerschaft zusätzlich gefährden.
Eine Frühgeburt kann zum Beispiel durch eine hohe psychische Belastung der Schwangeren ausgelöst werden. Nicht selten geht eine Schwangerschaft mit einer gesundheitlichen Verschlechterung der HIV-positiven Schwangeren einher. Beim Ungeborenen kann es durch die HIV-Infektion der Mutter zu Wachstumsverzögerungen kommen.
Neben der medizinischen Betreuung in einem spezialisierten HIV-Zentrum ist aber auch eine psychologische Betreuung der Mütter extrem wichtig: Sie müssen sich nicht nur mit ihrer eigenen unheilbaren Erkrankung auseinandersetzen, sondern auch bangen, ob sich das Kind während der Schwangerschaft ansteckt.
Aber auch eine gesellschaftliche Ausgrenzung ist für HIV-Positive heute immer noch Thema. Für betroffene Schwangere und junge Mütter kann deshalb eine psychosoziale Beratungsstelle oder eine Selbsthilfegruppe eine große seelische Unterstützung sein.
Kann einer Ansteckung des Kindes mit HIV vorgebeugt werden?
Das Risiko einer Übertragung des Virus auf das ungeborene Kind kann verringert werden, wenn die Infektion der werdenden Mutter rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. Am Anfang der Schwangerschaft wird deshalb im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen ein HIV-Test angeboten, der freiwillig ist und nicht ohne Einwilligung der Mutter erfolgen darf.
Wird eine Infektion mit dem HI-Virus nachgewiesen, werden der Schwangeren je nach Anzahl der Virusmenge im Blut zwischen der 14. und 32. Schwangerschaftswoche entsprechende antiretrovirale Medikamente verabreicht.
Um das Infektionsrisiko unter der Geburt zu reduzieren, empfehlen Ärzte statt einer natürlichen Geburt einen vorzeitigen Kaiserschnitt in der 37. Schwangerschaftswoche.
Mittlerweile ist bei einer kontrollierten antiviralen Therapie aber auch eine natürliche Geburt möglich. Etwa 30 bis 40 Prozent der HIV-infizierten Schwangeren entbinden laut Experten vaginal, ohne das Risiko einer Übertragung des Virus auf das Kind einzugehen.
Nach der Geburt wird auch das Baby mit antiviralen Medikamenten behandelt. Bleibt eine Infektion mit dem HI-Virus während der Schwangerschaft jedoch unerkannt und es erfolgt keine spezielle Therapie, steckt sich etwa jedes 5. Baby im Mutterleib mit dem Virus an.
Babys können sich aber auch über die Muttermilch anstecken: Ist die Mutter HIV-positiv, infizieren sich Kinder sogar doppelt so oft mit dem Virus wie Babys, die nicht gestillt werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt jungen Müttern deshalb, konsequent auf das Stillen mit HIV zu verzichten.
Nach der Geburt
Nach der Entbindung wird das Neugeborene mit einer vorbeugenden Antivirus-Therapie behandelt. Ob sich das Baby tatsächlich mit dem HI-Virus angesteckt hat, lässt sich mit Gewissheit erst in einem Alter von etwa 18 Monaten sagen. Bis zu diesem Zeitpunkt befinden sich im Blut des Kindes noch Antikörper der Mutter.
Durch die ständigen Kontrollen durch einen Kinderarzt können bei einem positiven Befund entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
Eine frühzeitig begonnene Therapie erhöht bei Kindern die Chance, lange Zeit zu leben, ohne dass die Immunschwächekrankheit AIDS tatsächlich ausbricht. Betroffene Eltern sollten sich Rat in speziellen AIDS-Selbsthilfegruppen suchen, um mit dieser Belastung nicht alleine zu sein.
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Fazit
- HIV kann im Mutterleib und unter der Geburt auf das Ungeborene übertragen werden
- Eine Ansteckung ist auch über die Muttermilch möglich
- Bei entsprechender Therapie stecken sich rund 98 Prozent der Kinder nicht an
- Früher HIV-Test bei Schwangeren wichtig
- Vorbeugung: Antivirale Therapie
- Mediziner raten vom Stillen mit HIV ab
- Medizinische und psychosoziale Betreuung der Betroffenen wichtig
- Gehen Sie nur in spezialisierte Kliniken zur Geburt.
- Lieber am Anfang einer Schwangerschaft bei fraglichen Risiken einen HIV Test machen lassen.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.