Furchung des Gehirns und Blutbildung direkt im Knochenmark – dein kleiner Bauchbewohner beginnt in dieser Woche zu schmecken, was dir schmeckt: Durch das Fruchtwasser nimmt es all die Aromen der Nahrung auf, die du zu dir nimmst. Sein Gehirn entwickelt sich rasant weiter und die Lungenreife schreitet kontinuierlich voran. Melde dich am besten in dieser Woche bereits bei einem Geburtsvorbereitungskurs an und besuche eventuell die Klinik oder das Geburtshaus, in dem du entbinden willst. So weißt du frühzeitig, ob du dich wohlfühlen wirst.
Das Baby in der 27. SSW
In der Schwangerschaftswoche 27 ist das Baby in der Scheitel-Fersen-Länge etwa 36 Zentimeter lang und wiegt etwa knapp 900 bis rund 1.000 Gramm. Da sich das Wachstum des Kopfes in den vergangenen Wochen im Vergleich zum Rumpf verlangsamt hat, stimmen jetzt auch seine körperlichen Proportionen. Im Ultraschallbild sieht das Baby jetzt fast wie ein Neugeborenes aus. Seine Haut ist noch etwas runzlig, wird sich in den kommenden Schwangerschaftswochen durch den Aufbau von Fettpölsterchen jedoch noch deutlich glätten.
Der Schlaf-Wach-Rhythmus des Babys hat inzwischen beträchtlich an Regelmäßigkeit gewonnen, stimmt allerdings nicht mit den Ruhezeiten der Mutter überein. Der mütterliche Körper bereitet sich auch durch die Bildung von Wehen-Hormonen auf die Geburt des Kindes vor, die vorwiegend nachts sowie in Ruhephasen ausgeschüttet werden und in dieser Zeit für eine verstärkte Aktivität des Babys sorgen.
Der Platz im Uterus ist in den letzten Wochen zwar stark geschrumpft, reicht bis auf weiteres jedoch noch für ein intensives Bewegungstraining und auch echte Purzelbäume aus. Seine endgültige Geburtsstellung nimmt das Kind erst in einigen Wochen ein, vorerst befindet sich sein Kopf abwechselnd in einer oberen oder unteren Position.
Die Entwicklung des Babys ist in der 27. SSW vor allem durch die weitere Ausbildung der Gehirnstruktur geprägt. Bisher hatte das Gehirn des Fötus eine glatte Oberfläche. In dieser Woche bilden sich die typischen Furchen des Gehirns heraus, dessen Struktur nun dem Gehirn eines Erwachsenen ähnelt. Begleitet wird dieser Prozess durch eine sehr intensive Gehirnaktivität des Kindes, das nach Ansicht mancher Wissenschaftler ab dieser Woche auch seine ersten Träume hat.
Die Licht- und Geräusch- und Tastwahrnehmungen des Babys sind in der SSW 27 bereits weit entwickelt. Steht die Mutter in grellem Licht, zieht es die Hand vor seine Augen oder dreht sich weg. Lichteinstrahlungen nimmt es ansonsten in einem sanften Rot-Ton war. Um das Neugeborene in einer ihm vertrauten Atmosphäre zu begrüßen, sind in manchen Kliniken deshalb auch die Geburtsräume in Rot gestrichen.
Die Bewegungen der Mutter nimmt das Baby aufgrund der Dämpfung durch das Fruchtwasser als sanftes Schaukeln wahr. Sehr berührend für die Eltern: Wenn der Babybauch sanft gestreichelt wird und vor allem in Entspannungsphasen kann es passieren, dass sich das Kind auf die Hand von Mutter oder Vater zubewegt.
Das Blut des Babys wird ab der 27. Schwangerschaftswoche direkt durch das Knochenmark gebildet. Auch seine Körpertemperatur kann es immer besser eigenständig regeln. Die „Schwachstelle“ des Fötus im Hinblick auf eine mögliche Frühgeburt liegt vor allem in der Reife seiner Lungen. Zwar ist deren organische Ausbildung in der 27. SSW so gut wie abgeschlossen, was bisher fehlt, ist jedoch eine ausreichende Menge des sogenannten Surfactant. Dabei handelt es sich um eine oberflächenaktive Substanz, die für den Schutz- und Reinigungsmechanismus der Bronchien unabdingbar ist und dafür sorgt, dass die Lungenbläschen beim Atmen nicht verkleben.
Frühgeborene leiden in dieser Phase ihrer körperlichen Entwicklung daher schnell an einem Atemnot-Syndrom. Unmittelbar nach der Geburt erhalten sie deshalb ein Medikament zur Lungenreifung und für einige Zeit auch künstliche Atemunterstützung. Bei vorzeitigen Wehen wird der Mutter neben Wehen-hemmenden Substanzen aus diesem Grund auch Cortison gespritzt, welches die fetale Lungenreifung weiter anregt.
Die Mutter – intensive Träume und Schwangerschaftsbeschwerden
Die Mutter erlebt in der 27. SSW die Verstärkung verschiedener Schwangerschaftsbeschwerden, die sich schon in den vergangenen Wochen bemerkbar machten. Der obere Rand des Uterus ist inzwischen deutlich oberhalb des Bauchnabels tastbar. Die inneren Organe im Bauch- und zunehmend auch im Brustraum geraten damit immer stärker unter Druck. Einige Frauen leiden jetzt unter Beinkrämpfen, Krampfadern oder Hämorrhoiden.
Körperliche Entlastung, entspannende Bäder, die Behandlung mit Hausmitteln und milde Salben bringen in solchen Fällen Linderung. Kompressionsstrümpfe kompensieren wirksam die Belastung der stark beanspruchten Venen in den Beinen. Bei Krampfadern im Schambereich ist hier jedoch Vorsicht angesagt, da diese sich durch das Tragen von Stützstrümpfen verschlimmern können.
Oft stellen sich bei den werdenden Müttern ab der Schwangerschaftswoche 27 intensive, dramatische und manchmal auch recht bizarre Träume ein. Mediziner nehmen an, dass auch hier hormonelle Einflüsse wirksam sind. Zudem verarbeitet das Unterbewusstsein die intensiven Erfahrungen der Frauen in der Schwangerschaft auf seine eigene Weise.
Viele Schwangere erleben spätestens jetzt, dass ihnen übel wird, wenn sie auf dem Rücken liegen. Das Gewicht von Uterus und Kind drückt in dieser Position direkt auf die Vena Cava und behindert damit den Rückfluss des Blutes durch die größte Körpervene. Am angenehmsten und gesündesten für Mutter und Baby ist das Liegen auf der linken Körperseite, das Kreislauf und Organe optimal entlastet und am besten bereits in einer frühen Schwangerschaftsphase trainiert wird.
Viele Schwangere haben ab der SSW 27 mit ersten Wassereinlagerungen zu kämpfen. Viele Hebammen bieten dagegen eine Akupunkturbehandlung an. Falls die Beschwerden sich verstärken oder sich durch den Druck des eingelagerten Wassers ein Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk entwickelt, sollte jedoch ein Arzt hinzugezogen werden.
Eine eiweißreiche Ernährung mit Fleisch, Fisch und Milchprodukten beugt der Entstehung von Wassereinlagerungen in gewissem Maße vor. Grundsätzlich gilt: Finger weg von eigenen „Therapieversuchen“! Saft- und Reis-Tage, entwässernde Tees und andere Entwässerungskuren können sogar einen negativen Einfluss auf die gesunde Entwicklung des Babys haben.
Bei einem Arztbesuch in der 27. SSW wird der Gynäkologe möglicherweise das Blut der Schwangeren auf einen versteckten Eisenmangel untersuchen. Der Bedarf an Eisen ist in der zweiten Schwangerschaftshälfte generell erhöht. Wenn er durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht gedeckt wird, sind zusätzliche Eisen-Gaben nötig, die jedoch ausschließlich durch den Arzt verordnet werden dürfen.
Falls die werdende Mutter bei früheren Vorsorgeterminen Rhesus-negativ getestet wurde, das Baby jedoch einen positiven Rhesusfaktor hat, erfolgt zwischen der 27. Und 30. Schwangerschaftswoche eine Untersuchung auf Rhesus-Antikörper sowie eine Injektion von Anti-D-Immunglobulinen, um eine solche Antikörperbildung zu verhindern oder einzudämmen. In einem Zeitfenster von zwei bis 72 Stunden nach der Entbindung werden die Anti-D- Immunglobuline erneut verabreicht, um auch künftige Kinder vor Unverträglichkeitsreaktionen auf das mütterliche Blut zu schützen.
Die Vor-oder Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen) prägen sich bei vielen Frauen jetzt stärker als in den vergangenen Wochen aus. Einige Gynäkologen raten dazu, die Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur dazu zu nutzen, die im Geburtsvorbereitungskurs erlernten Atemtechniken für die Geburt bewusst und mit dem Hintergrund dieser körperlichen Erfahrung weiter zu trainieren.
Überblick – 27. Schwangerschaftswoche
- … wird das Blut des Babys direkt im Rückenmark gebildet.
- … sind die Licht-, Geräusch- und Tastwahrnehmungen des Babys bereits sehr weit entwickelt.
- … ist die Ausbildung seiner Lungen organisch weitgehend abgeschlossen. Für die Ausübung der Atemfunktion fehlt jedoch eine ausreichende Menge des sogenannten Surfactant, welches die Verklebung der Lungenbläschen verhindert und das gesamte Bronchial-System schützt und reinigt.
- … machen sich bei vielen Müttern erste Wassereinlagerungen bemerkbar.
- … erfolgt gegebenenfalls eine Behandlung der Mutter mit Anti-D-Immunglobulinen, um Rhesusfaktor-bedingte Blutunverträglichkeiten zu verhindern.
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