Den sogenannten Nestschutz erhalten Babys noch im Mutterleib. In ihren ersten Lebensmonaten schützt er die Kinder vor vielen Krankheiten und verschafft ihnen Zeit, ihre eigene Immunabwehr zu entwickeln.
Der Nestschutz als Immunabwehr
Der Babybauch ist für das ungeborene Kind ein sehr geschützter Raum. In den ca. 38 Wochen von der Empfängnis bis zur Geburt bekommt es dort alles, was es für seine Entwicklung und das Leben in der Außenwelt benötigt. Während der Schwangerschaft sorgt die sogenannte Plazentaschranke im Mutterkuchen dafür, dass auch die meisten Krankheitserreger das Baby nicht erreichen können.
Sobald das Baby das Licht der Welt erblickt, wird es mit Viren, Bakterien und anderen Keimen konfrontiert. Seine Immunabwehr muss erst lernen, Krankheitserreger zu erkennen und wirksam zu bekämpfen.
Zum Zeitpunkt der Geburt ist sein Immunsystem noch ein unbeschriebenes Blatt, auf dem in Zukunft jeder Kontakt mit Keimen seine Spuren hinterlassen wird.
Der Nestschutz sorgt in den ersten Lebensmonaten dafür, dass das Kind gegen viele Krankheitskeime trotzdem gut geschützt ist.
Der Nestschutz – Antikörper aus dem mütterlichen Blut
Den größten Teil des Nestschutzes erhält das Baby erst in den letzten Wochen vor der Geburt. Der Transfer von Antikörpern aus dem mütterlichen Blut in den kindlichen Organismus intensiviert sich ab der 34. Schwangerschaftswoche. Der aktuelle Immunstatus der Mutter wird somit vor der Geburt auf das Baby übertragen. Dieser Transfer bricht ab, sobald die Nabelschnur durchtrennt ist – das Kind ist in den folgenden Monaten gegen jene Keime, die in der Umgebung der Mutter tatsächlich existieren, jedoch relativ gut geschützt. Bei einer erneuten Infektion sind die mütterlichen Antikörper im kindlichen Organismus in der Lage, diese Keime zu erkennen und sie abzuwehren.
Wieso das Stillen so wichtig ist für das Baby ist
Stillkinder erhalten während der gesamten Stillzeit weiterhin Antikörper aus der Muttermilch, diese reagieren jedoch unspezifischer auf Keime und bewirken eher eine allgemeine Stärkung des Immunsystems, sowie einen gewissen Schutz vor Magen-Darm-Infektionen. Der vorgeburtlich über das Blut übertragene Nestschutz ermöglicht dagegen Abwehrreaktionen gegen jeweils konkrete Krankheitserreger.
Nestschutz bei Neugeborenen in den ersten drei Monaten
Am stärksten ist er in den ersten zwei bis drei Lebensmonaten des Babys und lässt dann deutlich nach. Spätestens im neunten Monat ist kein Nestschutz mehr vorhanden. In dieser Zeit entwickelt das Baby sein eigenes Immunsystem. Bei jedem Kontakt mit Keimen baut es eigene Antikörper auf. Ab dem zweiten Lebensmonat tragen auch die ersten Impfungen dazu bei. Die vollständige Entwicklung des Immunsystems zieht sich allerdings noch über Jahre hin.
Wirkt der Nestschutz gegen alle Krankheitskeime?
Auch der Nestschutz hat seine Grenzen. Er kann das Baby nur vor Krankheiten bewahren, deren Antikörper sich im Blut der Mutter finden – die sie also selber durchgemacht hat oder gegen die sie geimpft ist. Hierzu gehören auch Kinderkrankheiten wie Masern, Windpocken oder Röteln, gegen die das Kind durch den Nestschutz zunächst immun ist. Dabei ist der Nestschutz wohl besser und länger, wenn die Mutter die Erkrankung durchgemacht hat, als wenn sie dagegen geimpft wurde.
Bei anderen Krankheiten – beispielsweise Keuchhusten und Grippe – greift der Nestschutz nicht oder nur unvollständig, da sich die Bakterien- oder Virenstämme hier zu schnell verändern. Gegen solche Krankheiten sind ein sorgfältiger Infektionsschutz und – falls möglich – frühzeitiges Impfen besonders wichtig.
Frühchen sind besonders anfällig für Infektionen, da der Nestschutz bei ihnen nicht oder nur in sehr geringem Maß vorhanden ist. Bis zum Ende der 34. Schwangerschaftswoche werden nur sehr wenige Antikörper von der Mutter auf das Baby transferiert.
Kinder, die vor diesem Termin geboren werden, sind von Anfang an fast ausschließlich auf ihre eigene Immunabwehr angewiesen. In ihren ersten Lebenswochen benötigen sie einen guten Schutz gegen den Kontakt mit potenziell gefährlichen Krankheitserregern. In ihrem ersten Lebensjahr sind sie besonders anfällig gegenüber Infektionen.
Im zweiten Lebenshalbjahr steigt die Anfälligkeit für Infektionen
Wenn der Nestschutz nachlässt, also spätestens im zweiten Lebenshalbjahr des Kindes, steigt die Anfälligkeit für Infektionen. Babys, die häufig andere Kinder treffen oder ältere Geschwister haben, die bereits in den Kindergarten gehen, werden im Winter dann die Erkältungskrankheiten kaum noch los, Kinderärzte rechnen in dieser Zeit mit mindestens einem Infekt im Monat.
Falls die Babys in diesem Alter noch überwiegend zu Hause sind, verschiebt sich diese Phase meist noch etwas in die Zukunft. Daneben gibt es auch Kinder, die selten krank sind, was nicht bedeutet, dass sich ihr Immunsystem nicht entwickelt.
Mediziner bezeichnen dieses Phänomen als „stille Feiung“ – der Körper setzt sich mit Infektionen auseinander und entwickelt Antikörper, ohne dass sich ein Krankheitsbild entwickelt. Sicher ist, dass die Erkrankungshäufigkeit im ersten Lebensjahr keinen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes im späteren Leben hat.
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- Stillen schützt das Baby noch zusätzlich und unterstützt den Nestschutz positiv, da über die Muttermilch Antikörper und andere Abwehrstoffe auf das Baby übertragen werden.
- Da für Keuchhusten keine Leihimmunität von der Mutter besteht und diese Erkrankung in den ersten Lebensmonaten für Babys sehr gefährlich sein kann, sollten Sie Kontakt mit potenziell Erkrankten (länger hustenden Personen) möglichst vermeiden.
- Mit Abnahme des Nestschutzes im zweiten Lebenshalbjahr ist es völlig normal, wenn sich die Virusinfekte bei Kindern häufen. Dies ist Ausdruck eines normal funktionierenden Immunsystems und nicht, wie viele Mütter häufig annehmen, einer schwachen Immunabwehr.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.