Nicht verwechseln: Laktoseintoleranz und Kuhmilchallergie – Bei der Ernährung von Babys und Kleinkindern ist (Mutter-)Milch der wichtigste Nährstofflieferant. Wissenswert ist, dass der größte Teil, der für die Säuglingsernährung hergestellten Produkte auf Kuhmilchbasis hergestellt wird. Es gibt Kinder, die den in der Milch enthaltenen Zucker, die Laktose, nicht vertragen. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einer Laktoseunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz. Was es damit aus sich hat, erfahren Sie in unserem Artikel:
Laktoseintoleranz: Was ist das?
Der Begriff Laktoseintoleranz beschreibt die Unverträglichkeit von Milchzucker (wissenschaftlich: Laktose). Normalerweise wird der über die Nahrung aufgenommene Milchzucker mithilfe des Laktase-Enzyms in kleinere Zucker (Glukose und Galaktose) aufgespalten und dadurch für den menschlichen Organismus verwertbar gemacht.
Menschen, die unter Laktoseintoleranz leiden, produzieren dieses Enzym entweder gar nicht oder zu wenig, sodass ihr Organismus den Milchzucker nicht verwerten kann. Er bleibt unverdaut im Darm und wird dort von speziellen Bakterien in Milchsäure und verschiedene Gase umgewandelt.
Man unterscheidet mehrere Formen der Laktoseintoleranz:
- Endemische / natürliche Laktoseintoleranz: Dies ist die häufigste Form und genetisch bedingt. Weltweit sind ca. 75% aller Erwachsenen betroffen, in Deutschland ca. 10-15%. In Asien und Afrika ist diese Form Normalität, denn über 90% der Bevölkerung sind betroffen. Die Beschwerden treten nur selten vor dem 5. Lebensjahr auf und die Hälfte der Betroffenen hat keine Symptome.
- Kongenitaler Laktasemangel (Alaktasie): Diese Form ist extrem selten und führt durch einen vererbten Gendefekt zu einem kompletten Laktasemangel aufgrund fehlender Enzymbildung von Geburt an. Bereits kleinste Mengen von Laktose reichen aus, um Beschwerden hervorzurufen. Die Symptome beginnen mit der ersten Milchaufnahme, die Erkrankung bleibt das ganze Leben bestehen und ist nicht heilbar.
- Entwicklungsbedingter Laktasemangel: Diese seltene Form betrifft v.a. Frühgeborene. Es besteht ein Enzymmangel aufgrund einer unvollständig entwickelten Darmschleimhaut, der sich üblicherweise im Laufe des ersten Lebensjahres normalisiert.
- Sekundäre Laktoseintoleranz: Aufgrund einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut wird keine oder zu wenig Laktase produziert. Wird die Grundkrankheit erfolgreich behandelt, verschwindet im Normalfall auch die erworbene Milchzuckerunverträglichkeit wieder.
Typische Symptome einer Laktoseintoleranz
- untröstbares Weinen nach dem Stillen oder Fläschchen
- anhaltender, teilweise dramatischer Durchfall
- Blähungen und häufiges Pupsen
- laute Geräusche im Bäuchlein
- Bauchschmerzen, starke Koliken
- Verstopfung
- Unangenehmer Geruch des Stuhls
Werden die Symptome nicht rechtzeitig erkannt und wird nicht entsprechend gehandelt, besteht als Folge die Gefahr der Unterernährung mit unzureichender Gewichtszunahme und Austrocknung.
Achtung! Säuglinge, die an einer angeborenen Laktoseintoleranz leiden, vertragen auch keine Muttermilch. Das äußert sich bereits während der ersten Lebenstage durch heftigen Durchfall. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt. Im schlimmsten Fall kann der nicht aufgespaltene Milchzucker nämlich in den Blutkreislauf des Babys gelangen und dort schwere Vergiftungen auslösen.
Sofern Eltern bei ihrem Baby die genannten Symptome beobachten, ohne sie einer anderen Krankheit zuordnen zu können, sollten sie umgehend einen Kinderarzt aufsuchen!
Die Diagnose
Auch wenn dem Arzt verschiedene wissenschaftliche Testverfahren zur Verfügung stehen, ist die Diagnose einer Milchzuckerunverträglichkeit bei Babys vergleichsweise schwierig. Die meisten Untersuchungsverfahren dauern mehrere Stunden, während derer der Patient normalerweise nüchtern bleiben muss.
Das ist bei kleinen Kindern nicht praktikabel. Aus diesem Grund empfehlen Mediziner bei Babys und Kleinkindern im ersten Schritt, laktosehaltige Lebensmittel für etwa zwei bis vier Wochen vollkommen wegzulassen. Als Ersatz gibt es spezielle laktosefreie Säuglingsnahrung. Parallel zur Ernährungsumstellung wird dann ein spezieller Gentest durchgeführt, mit dessen Hilfe sich die angeborene Milchzuckerunverträglichkeit eindeutig nachweisen lässt.
Ernährung betroffener Babys und Kleinkinder
Der behandelnde Arzt verschreibt bei entsprechender Diagnose laktosefreie, dem jeweiligen Alter des Babys angepasste Spezialnahrung. Diese Produkte basieren überwiegend auf hochwertigen Sojaproteinen und sind vollständig laktosefrei.
Auch bei der Einführung von Beikost müssen die Eltern, vor allem bei Fertignahrung, sorgfältig auf die Inhaltsstoffe achten. Nicht nur reiner Milchbrei enthält Laktose, sondern oft auch Kekse, Joghurt oder süße Breisorten. Getreideprodukte, Gemüse, Fleisch und Obst können jedoch zumeist problemlos gefüttert werden.
Einige Anbieter haben auch spezielle laktosefreie Milchbreie im Sortiment. Bei Unsicherheiten empfiehlt sich immer die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.
Wie wird die Kalziumversorgung sichergestellt?
Für den Knochenaufbau und die Entwicklung gesunder Zähne benötigen Babys und Kinder viel Kalzium. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder mit Laktoseintoleranz ausreichend laktosefreie Milchprodukte bekommen. Dafür gibt es spezielle Milchpulver-Präparate, in denen alle notwendige Mineralien und Vitamine enthalten sind.
Mit dem Beikoststart können die betroffenen Kinder einen Teil des notwendigen Kalziums über andere Lebensmittel, wie etwa Karotten, grünes Gemüse und Obst zu sich nehmen. Auch stilles Mineralwasser mit einem besonders hohen Kalziumgehalt ist zu empfehlen.
Merke: Laktosefreie Milch und daraus hergestellte Produkte haben den gleichen Kalziumgehalt wie Produkte aus „normaler“ Milch.
Nicht verwechseln: Laktoseintoleranz und Kuhmilchallergie
Oft wird der Begriff Laktoseintoleranz in einem Atemzug mit dem Begriff Kuhmilchallergie genannt oder sogar das eine als Synonym für das andere verwendet. Das ist falsch.
Während bei der Laktoseintoleranz das Laktase-Enzym fehlt und deshalb der Milchzucker in allen Milchprodukten vom Körper nicht gespalten werden kann und damit nicht vertragen wird, ist eine Kuhmilchallergie die Reaktion auf gewisse Milcheiweiße (meist beta-Lactoglobulin und Casein) in der Kuhmilch. Muttermilch vertragen Säuglinge mit Kuhmilchallergie häufig gut, in manchen Fällen ist es jedoch notwendig, dass sich die stillende Mutter kuhmilcheiweißfrei ernährt.
Die Kuhmilchallergie gehört zu den am häufigsten auftretenden Nahrungsmittelallergien im Säuglings- und Kleinkindalter. Typische Symptome sind Magen-Darm-Probleme, die mit heftigen Koliken einhergehen und Hautausschlag.
Fazit
- Eine Laktoseintoleranz bei Neugeborenen oder Säuglingen ist im Gegensatz zur Kuhmilchallergie recht selten. Typischerweise treten die Symptome ab der ersten Milchaufnahme auf und auch Muttermilch wird nicht vertragen.
- Die Symptome im Säuglingsalter sind eher heftig und dramatisch, die Diagnose sollte bereits in den ersten Lebenstagen gestellt werden.
- Ab dem Alter von 5 Jahren tritt eine Laktoseintoleranz deutlich häufiger auf, in Asien und Afrika ist sie „Normalzustand“ bei fast allen Erwachsenen.
- Eine Darmerkrankung /-entzündung als Ursache für das Auftreten einer Laktoseintoleranz jenseits des Säuglingsalters sollte ausgeschlossen werden.
- Die Therapie beinhaltet in jedem Fall die Vermeidung von Laktose in der Nahrung, hierfür stehen zahlreiche laktosefreie Produkte zur Verfügung.
- Wenn bei Ihrem Baby ab dem ersten Lebenstag schwere Verdauungsprobleme und Beschwerden im Bereich des Bauches auftreten, sollten Sie dies umgehend mit einem Kinderarzt besprechen.
- Bei wiederkehrenden Bauchschmerzen oder Durchfall nach der Aufnahme von Milchprodukten sollten Sie bei älteren Kindern (ab 5 Jahre) einen Auslassversuch machen, um zu testen, ob es sich möglicherweise um eine Laktoseintoleranz handelt. Oft werden jedoch trotz des Enzymmangels kleinere Mengen Laktose vertragen./li>
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.