Wie erfolgt die Ansteckung mit Toxoplasmose?
Der Toxoplasmose Erreger ist sehr anpassungs- und vermehrungsfreudig. Ständig ist der Parasit auf einer Art Rundreise durch verschiedene Säugetiere, wie Schweine, Schafe oder Ziegen.
Um zur Geschlechtsreife zu gelangen und sich vermehren zu können, benötigt er allerdings den Darm einer Katze. Sobald also eine Katze infiziertes Fleisch frisst, gelangt Toxoplasma gondii in deren Verdauungstrakt und produziert dort Eier (medizinisch: Oozysten). Diese scheidet die Katze mit dem Kot aus. Innerhalb von zwei bis vier Tagen sind die Oozysten ihrerseits infektiös. In diesem Zustand können sie aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit viele Jahre im Erdreich überleben. Sobald der Parasit in den Futterkreislauf eines Nutztieres gelangt, bildet er in dessen Muskelgewebe Toxoplasmose-Zysten.
Durch den Verzehr von infiziertem Fleisch kann sich der Parasit auf den Menschen übertragen. An erster Stelle steht hier rohes Fleisch, wie Tatar, Mett, Rohwurst oder nicht durchgebratenes Steak.
Achtung! Auch Obst und Gemüse aus Freilandkultur können durch Katzenkot infiziert sein.
Ein weiterer Infektionsweg ist die Schmierinfektion durch direkten Kontakt mit Katzenkot. Ob bei der Gartenarbeit oder beim Reinigen des Katzenklos: Gerade der Kot von Freigänger-Katzen ist sehr häufig Träger des Erregers.
Typische Symptome einer Toxoplasmose-Infektion
Experten zufolge macht wahrscheinlich jeder Zweite im Laufe seines Lebens eine Toxoplasmose Infektion durch, welche das körpereigene Abwehrsystem bestens bekämpfen kann. Ist die Krankheit überwunden, verfügt der Körper über Antikörper und es besteht eine lebenslange Immunität.
Beim überwiegenden Teil der Bevölkerung verläuft die Erkrankung beinahe unbemerkt. Manche spüren eventuell grippeähnliche Symptome, wie:
- Schwellung der Lymphknoten
- Gliederschmerzen
- allgemeine Mattigkeit
- leichtes Fieber
- eventuell Durchfall
Eine genaue Diagnose ist ausschließlich über die Antikörperbestimmung im Blut möglich und selbst ein positiver Befund bedarf im Normalfall keiner Behandlung.
Ausnahmen bilden allerdings Menschen mit ausgeprägter Abwehrschwäche und schwangere Frauen.
Warum ist Toxoplasmose in der Schwangerschaft so gefährlich?
Sobald sich eine schwangere Frau zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Toxoplasmose Erreger infiziert, hat sie ihm gegenüber noch keine Abwehrkörper. Deshalb besteht das Risiko, dass Toxoplasma gondii die vergleichsweise zarte Plazentamembran passiert und in den Kreislauf des Kindes gelangt. Das Immunsystem des Ungeborenen ist noch nicht funktionsfähig, sodass der kindliche Organismus dem Toxoplasmose-Parasit hilflos ausgeliefert ist.
Welche Folgen hat Toxoplasmose fürs Baby?
Im Falle einer Infektion kann es im ersten Schwangerschaftsdrittel zu einem Abgang, später beim Fötus zu schweren geistigen oder körperlichen Schäden kommen. Zum Beispiel Schäden an Augen und Gehirn des Kindes, Gehirnverkalkung, oder ein Wasserkopf.
Infiziert sich die werdende Mutter zu einem späteren Schwangerschaftszeitpunkt, leidet ihr Kind nach der Geburt möglicherweise unter einer Fehlbildung an der Augennetzhaut, die später bis zur völligen Blindheit führen kann. Auch Taubheit oder Spastiken und Epilepsie sind bekannt. Manche der gesundheitlichen Beeinträchtigungen entwickeln sich erst Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte später.
Wann zum Arzt?
Obwohl im Mutterpass eine Spalte für den Toxoplasmose Test vorgesehen ist, ist er in Deutschland kein grundsätzlicher Bestandteil der Mutterschaftsvorsorge. Lediglich bei einem begründeten Verdacht auf eine Infektion übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Testkosten. Trotzdem sollten schwangere Frauen mit verdächtigen Symptomen oder erhöhtem Ansteckungsrisiko unverzüglich zum Arzt gehen und einen Bluttest durchführen lassen.
Behandlung von Toxoplasmose
Toxoplasmose ist behandelbar und es lassen sich mit rechtzeitiger, gezielter Therapie unter Umständen schwere Schädigungen des Fötus abwenden! Sofern der erste Test während der ersten drei Schwangerschaftsmonate erfolgte, sollte er unabhängig vom Ergebnis oder einer erfolgten Behandlung etwa in der 20. Schwangerschaftswoche wiederholt werden. Nur dann lässt sich eine eventuelle Neuinfektion sicher ausschließen.
Übrigens: Kindesinfektionen mit Toxoplasmose während der Schwangerschaft sind in Deutschland meldepflichtig.
Therapie während der Schwangerschaft
Verläuft der Erregertest bei der Mutter positiv, folgt eine Behandlung mit Antibiotika während der Schwangerschaft. Spezialisten wählen hierzu geeignete, der Entwicklung des Babys angepasste Präparate aus und verabreichen diese in einer mindestens vier Wochen andauernden Stufentherapie. Umfangreichen Studien zufolge sinkt dadurch das Erkrankungsrisiko des Ungeborenen drastisch.
Um Kenntnis darüber zu gewinnen, ob das Kind im Mutterleib eventuell schon Schaden davongetragen hat, wird eine sorgfältige Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Nach der 20. Schwangerschaftswoche kann eine zusätzliche Fruchtwasseruntersuchung den Nachweis erbringen, ob die Toxoplasmose-Erreger den kindlichen Organismus überhaupt erreicht haben.
Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Toxoplasmose
Eine Impfung für Katzen gegen Toxoplasmose gibt es bisher noch nicht, es wird aber daran geforscht. Der Tierarzt kann allerdings jedes Tier auf Toxoplasmose-Parasiten hin testen. Sicherer ist es jedoch, wenn eine Katzenbesitzerin, sobald sie von ihrer Schwangerschaft erfährt, umgehend einen Eigentest auf Antikörper veranlasst. Sofern dessen Ergebnis negativ ausfällt, besitzt die werdende Mutter noch keine Antikörper, ist demnach gegenüber einer Erstinfektion nicht geschützt und sollte folgende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:
- Katze testen lassen und bei positivem Bescheid für die Zeit der Schwangerschaft vorsichtshalber an einem anderen Ort unterbringen
- Katzen nur gekochtes und kein rohes Fleisch geben. Bei der Fleischzubereitung am besten Einweghandschuhe tragen
- während der Schwangerschaft sollte das Katzenklo besser von einer anderen Person aber möglichst täglich gereinigt werden
- um Schmierinfektion bei der Gartenarbeit vorzubeugen, empfiehlt sich auch hier das Tragen von Handschuhen
- Obst und Gemüse aus Freilandkultur stets sorgfältig waschen
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