Meistern des Alltags mit Zwillingen: Tipps und Einblicke
Die Anfangszeit mit Zwillingen
In den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt machen Eltern von Mehrlingen wohl immer die Erfahrung, dass sich der gesamte Alltag fast ausschließlich um die neuen Babys dreht.
Hier hilft nur gute Organisation, so viel Unterstützung, wie Sie von Freunden und Verwandten irgendwie bekommen können und eine gute Portion Gelassenheit. Zwillings- und andere Mehrlingseltern wissen: Das Leben mit den Kindern macht äußerst kreativ – und wenn die Kleinen etwas älter sind, wird auch der Alltag wieder leichter.
Die besondere Bindung von Zwillingen
Zwillinge leisten sich bereits im Mutterleib Gesellschaft und lieben dies auch im späteren Leben. Als Mutter oder Vater werden Sie bald erleben, wie stark sich Ihre Zwillinge gegenseitig brauchen und dass sie sich hervorragend miteinander und allein beschäftigen können.
Zwillinge und Mehrlinge geben sich gegenseitig auch viel Sicherheit und Nähe – was Sie als Eltern auf lange Sicht entlastet. Zudem sind Mehrlingseltern notgedrungen konsequentere Erzieher: Zwillinge lernen oft viel schneller als Einzelkinder, sich zu beschäftigen, allein zu essen und mit Grenzen umzugehen.
Eine gute Vorbereitung auf den Alltag mit Zwillingen ist schon in der Schwangerschaft wichtig
Hebammen und andere professionelle Helfer sind über ein Phänomen bei Zwillingseltern oft erstaunt: Vor der Geburt halten sich die Befürchtungen – und die Planungen – für den Alltag mit mehreren Babys in engen Grenzen. Während der Schwangerschaft geht es vielen Frauen vor allem um die Freude auf die Kinder.
Meistern des Alltags mit Mehrlingen: Tipps und Erfahrungen
Die Herausforderungen der ersten Wochen
In den ersten Wochen folgt darauf oft eine „harte Landung“ – Stillen, Füttern, Wickeln und die Tatsache, dass auch der Haushalt weiterlaufen muss, beanspruchen die gesamte Kraft der Mütter. Der Partner kann dabei oft nur abends und an den Wochenenden helfen, da er in seinen Arbeitsalltag eingebunden ist.
Vorbereitung und Unterstützung als Schlüssel
Relativ harmonisch wachsen Eltern vor allem dann in den Alltag mit mehreren Neugeborenen hinein, wenn sie sich schon vor der Geburt der Kinder umfassend informieren, für ein stabiles Netzwerk sorgen und den künftigen Familienalltag planen. Die Erfahrungen anderer Mehrlingseltern oder sogar Live-Eindrücke können dabei beträchtlich helfen. Möglichkeiten für entsprechende Kontakte gibt es in Zwillingsforen und in lokalen Zwillingsgruppen.
Zwillinge: Doppelte Freude und doppelte Herausforderung
Stillen von Zwillingen: Anpassung und Flexibilität
Natürlich können Sie – ebenso wie Einzelkinder – auch Ihre Zwillinge voll stillen. Ihre Milchproduktion wird durch den Saugreflex der Kinder angeregt und passt sich schnell dem Bedarf der beiden Babys an. Ob Sie Ihre Zwillinge zur gleichen Zeit oder einzeln stillen, bleibt Ihnen und dem Rhythmus Ihrer Babys überlassen.
Unterstützung beim Stillen: Expertenrat und Gruppen
Ersteres spart Zeit – sofern die Kinder zu gleichen Zeiten hungrig sind. Bei Anfangsschwierigkeiten und zum Erlernen der für Sie am besten passenden „Technik“, die Kinder zum Stillen anzulegen, stehen Ihnen auf Wunsch Ihre Nachsorge-Hebamme oder eine professionelle Stillberaterin zur Seite.
Auch eine Stillgruppe kann hilfreich sein – vor allem, wenn dort auch andere Zwillingsmütter sind. Sie treffen dort auf Menschen, die Ihre Fragen und Unsicherheiten aus eigener Erfahrung kennen. Gleichzeitiges Stillen bietet außerdem den Vorteil, dass die Babys einen gemeinsamen Tagesrhythmus entwickeln, also auch zu den gleichen Zeiten schlafen.
Gemeinsamer Rhythmus: Schlaf und Nähe
Die meisten Zwillinge möchten im Schlaf übrigens gern recht nahe beieinander liegen. Wenn sie sich durch einen unterschiedlichen Rhythmus dabei nicht gegenseitig stören – in diesem Fall brauchen sie eventuell sogar einen getrennten Schlafraum – sind daher eine Zwillingswiege oder ein Zwillingsbettchen ideal.
Doppelte Arbeit: Zeitmanagement und Unterstützung
Zwillinge bedeuten immer doppelte Arbeit. Jedes Baby muss mehrmals täglich gefüttert und gewickelt werden, möchte Ihre Zuwendung und verlangt nach Ihrem Trost. Versuchen Sie also besser gar nicht, jedem Kind zu jeder Zeit gerecht zu werden.
Dies ist nicht zu schaffen – eines der Babys wird immer schreien, während Sie gerade mit dem anderen Zwilling beschäftigt sind. Die Kinder lernen jedoch schnell, zu warten, bis sie selber an der Reihe sind. Gut ist, wenn Ihr Partner, Großeltern oder eine Freundin Sie manchmal so entlasten, dass Sie Zeit finden, sich einmal nur einem Kind zu widmen.
Tagebuch führen: Überblick und Entwicklung
Viele Eltern empfinden es als hilfreich, ein Tagebuch über die Pflege und die Entwicklungsfortschritte ihrer Zwillinge zu führen. Bereits zum Zeitpunkt der Geburt haben die Babys nur selten das gleiche Gewicht und die gleiche Größe, auch danach entwickeln sie sich unterschiedlich.
Im Alltag wird es Ihnen oft schwer fallen, sich daran zu erinnern, wie oft Sie welches Kind gewickelt oder gefüttert haben, was kein Grund zu Panik ist – Sie sehen, ob es Ihren Babys gut geht oder einem von ihnen etwas fehlt.
Zwillinge: Rechte, Unterstützung und finanzielle Vorteile für Eltern
Umfassende Hebammenbetreuung und Haushaltshilfe
Eine Seite ist Ihr privates Netzwerk – hier gilt: Desto umfangreicher und zuverlässiger, umso besser. Anfangs wird Ihre Hebamme zu Hausbesuchen kommen. Die Krankenkassen zahlen bei Zwillingen außerdem eine verlängerte Hebammenbetreuung und übernehmen für einen begrenzten Zeitraum zum Teil auch die Kosten für eine Haushaltshilfe.
Verlängerter Mutterschutz und Elterngeld
Der Mutterschutz für Mehrlingsmütter beginnt wie bei allen anderen Müttern sechs Wochen vor dem voraussichtlichen Geburtstermin, beträgt danach jedoch nicht acht, sondern zwölf Kalenderwochen. Ein Urteil des Bundessozialgerichtes vom 27. Juni 2013 stärkt die Position von Zwillingseltern im Hinblick auf das Elterngeld.
Doppeltes Elterngeld und Familienzeit
Demnach wird Elterngeld für jedes Kind bis zum 14. Lebensmonat gezahlt, sofern beide Eltern bisher voll erwerbstätig waren und ihre Ansprüche darauf mit einem separaten Antrag stellen. Zuvor wurde das Elterngeld nur für einmal 14 Monate – also wie bei einem einzigen Kind – gewährt.
Im Klartext: Sowohl Mütter als auch Väter von Zwillingen können sich zeitgleich für Familienzeit entscheiden und sich zunächst ausschließlich ihren Kindern widmen. Das doppelte Elterngeld wird allerdings nur in diesem Fall gezahlt. Falls nur einer der beiden Partner für die Betreuung der Kinder zu Hause bleibt, kann dieser nur das einfache Elterngeld erhalten.
Rückwirkende Ansprüche und gesetzlicher Höchstbetrag
Zwillingseltern können den Anspruch auf das doppelte Elterngeld durch einen Überprüfungsantrag bei ihrer Elterngeldstelle auch rückwirkend geltend machen, sofern beide Eltern ihre berufliche Tätigkeit wegen der Betreuung ihrer Kinder zeitweise unterbrochen haben. Die Verjährungsfrist dafür beträgt vier Jahre.
Außerdem erhöht sich das Elterngeld für das zweite Kind um 300 Euro und für jeden weiteren Mehrling um die gleiche Summe. Bei Mehrlingen kann das Elterngeld den gesetzlichen Höchstbetrag von 1.800 Euro im Einzelfall also durchaus übersteigen.
Zusätzliche finanzielle Unterstützung und Arbeitsmodelle
Einige Bundesländer und Kommunen bieten Mehrlingseltern zusätzliche finanzielle Unterstützung an. Familien, die durch die Geburt von Mehrlingen in eine Notlage geraten sind, gewährt die Bundesstiftung „Mutter und Kind“ auf Antrag finanzielle Unterstützung.
Falls Sie nach der Geburt von Zwillingen keine längere Familienpause planen, hilft Ihnen das allgemeine Recht auf Teilzeitarbeit, familienfreundliche reduzierte Arbeitszeiten auszuhandeln. Möglicherweise ist auch Home-Office eine Lösung, die nach dem Wiedereinstieg für Sie und Ihre Firma passt. Mit Ihrem Arbeitgeber sollten Sie solche Fragen frühzeitig besprechen.
Zwillinge und Mehrlinge: Muss man alles doppelt kaufen?
Vorbereitungen und Anschaffungen
Zwillinge und Mehrlinge verändern mit Sicherheit Ihr gesamtes Leben, ein Einzelkind tut dies aber ebenso. Auch dessen ganz praktische Elemente wollen vorab und möglichst schon vor der Geburt gut geplant sein. Ist die Wohnung groß genug oder steht in absehbarer Zeit ein Umzug an? Passt der Zwillingskinderwagen, den Sie sich wünschen, durch die Wohnungstür? Und natürlich auch: Welche Sachen müssen wir jetzt doppelt kaufen?
Spielzeug und persönliche Gegenstände
Doppelt kaufen müssen Sie natürlich alle persönlichen Dinge der Kinder – Kleidung, Wäsche, Betten, Babygeschirr, Töpfchen, Kuscheltiere, Babywippen, Autokindersitze. Anders sieht es mit Spielzeug aus: Kinder spielen zwar gern zusammen, beschäftigen sich ansonsten jedoch meist mit sehr unterschiedlichen Dingen.
Wenn Mehrlinge älter werden, brauchen sie selbstverständlich auch Spielsachen, die ihnen allein gehören, beispielsweise Roller oder Fahrrad. Für die Baby- und Kleinkindzeit reicht aus, wenn sie sich ihr Spielzeug bis auf wenige geliebte Einzelstücke teilen.
Wohnsituation und Zimmeraufteilung
Ob Ihre Zwillinge von vornherein ein eigenes Zimmer haben sollen, hängt vor allem von der Größe Ihrer Wohnung ab. Oft werden sich die Kleinen bis weit ins Schulalter hinein jedoch sehr gern ein Zimmer teilen wollen. Wenn Sie über genügend Platz verfügen, bietet sich hier eine Aufteilung in ein Schlaf- und ein Spielzimmer für die Kleinen an.
Kleidung und Individualität
Ob Sie Ihre Zwillinge identisch kleiden, ist Säuglingen und Kleinkindern noch recht egal. Ab dem Kindergartenalter entwickeln jedoch auch Zwillinge ihre eigene Individualität und damit ihren persönlichen Geschmack, was für unterschiedliche und frei gewählte Kleidung spricht.
Online-Ressourcen und Shopping-Tipps
Auf die speziellen Bedürfnisse von Zwillings- und Mehrlingseltern haben sich verschiedene Internet-Portale spezialisiert. In den Shops finden Sie alles, was Sie für Ihre Kinder brauchen – und auch gute Tipps für schenkungswillige Verwandte oder Freunde. Kostengünstige Alternativen bieten Baby-Flohmärkte im Internet oder an Ihrem Wohnort.
Unterwegs mit Zwillingen: Tipps und Empfehlungen
Mobilität und Trageoptionen
Unterwegs befinden sich Zwillinge wohl und bequem in ihrem Zwillingswagen (auch für Drillinge und Vierlinge gibt es entsprechende Modelle) – so weit, so gut. Etwas anstrengend kann teilweise das Rangieren der Gefährte werden. Für Zwillinge gibt es auch spezielle Tragesäcke oder -Tücher, die sich allerdings nur für die ersten Lebensmonate eignen, da die Kinder danach zu groß und zu schwer für gemeinsames längeres Tragen werden.
Kurse und Aktivitäten für Mehrlinge
Viele Unternehmungen oder Kurse mit den Kindern erfordern Begleitpersonen, die sich um eines der Babys kümmern können. Beim Babyschwimmen ist ein solcher Betreuer beispielsweise unverzichtbar. Gut geeignet für Mehrlinge sind die sogenannten PEKiP-Kurse – nach dem „Prager Eltern-Kind-Programm“ – bei denen es um Gruppenarbeit sowie die Frühförderung der Kinder in einer moderierten Krabbelgruppe geht.
Anregungen zu altersgerechtem Spielen wechseln mit Ruhephasen ab, bei den Spielangeboten werden die Babys selbst aktiv. Die Eltern kommen zu Fragen rund um die Entwicklung und den Alltag ihrer Kinder ins Gespräch.
Integration von Zwillingen in Familien mit älteren Geschwistern
Reaktionen von Geschwisterkindern
Falls Sie schon eines oder mehrere ältere Kinder haben, brauchen auch diese Zeit, sich an den Familienzuwachs zu gewöhnen. Geschwisterkinder reagieren auf Zwillinge und Mehrlinge zum Teil trotzig bis aggressiv, andere fordern mehr Zuwendung und Nähe von den Eltern ein.
Elterliche Arbeitsteilung und Einbindung
Empfehlenswert ist in der Anfangsphase eine elterliche Arbeitsteilung: Die Mutter konzentriert sich auf die Babys, der Vater widmet sich dafür stärker den älteren Kindern. Begleiten Sie Ihr Kind dabei, eine Beziehung zu den jüngeren Geschwistern aufzubauen, beziehen Sie es in die Betreuung der Kinder auf altersgerechte Weise ein, erklären Sie ihm, dass Sie gerade vor einem Berg von Arbeit stehen.
Reservieren Sie aber – mit Unterstützung Ihres Partners und anderer Helfer – auch Zeit für Ihre älteren Kinder. Und: Bestrafen Sie niemals Eifersucht.
Vorteile älterer Geschwister für Mehrlinge
Dass Zwillinge und Mehrlinge ältere Geschwister haben, ist übrigens von Vorteil. Gerade bei Zwillingen hebt es die Fixierung aufeinander ein Stück weit auf. Die älteren Geschwister sind Spielkameraden, Vorbilder und eben auch „Sparring-Partner“ für die eigene Entwicklung. Als Eltern stehen Sie vor der Aufgabe, eine große Familie zu integrieren.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.