Folge der stärkeren körperlichen Belastung – Werdende Mütter haben während ihrer Schwangerschaft oft auch unter Gelenkschmerzen zu leiden. Die Ursachen dieser Beschwerden liegen in verschiedenen Faktoren: Mit fortschreitender Schwangerschaft wirkt sich natürlich die Gewichtsbelastung durch das Baby aus.
Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft – Folge der stärkeren körperlichen Belastung
Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft sind vor allem eine Folge der stärkeren körperlichen Belastung. Die durchschnittliche Gewichtszunahme während einer Schwangerschaft bewegt sich zwischen 10 und 15 Kilogramm, im Einzelfall kann sie auch deutlich darüber liegen.
Gelenke, Muskeln und Bänder müssen diese zusätzliche Last verkraften, was durch die kontinuierlich wachsende Belastung auch zu Schmerzen führen kann. Unter mehr oder weniger ausgeprägten Rückenschmerzen leiden nahezu 50 Prozent aller Schwangeren, bei vielen Frauen sind mit fortschreitender Schwangerschaft auch andere Gelenke mitbetroffen.
Besonders heftig können die Beschwerden werden, wenn Wirbelsäule und Gelenke bereits durch starkes Übergewicht, Fehlstellungen oder Vorerkrankungen belastet sind. Wie stark sich Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft bemerkbar machen, hängt außerdem von genetischen Dispositionen ab.
Die Schwangerschaftshormone lockern die Gewebe auf
Ab dem ersten Moment der Schwangerschaft stellt sich der Körper darauf ein, für die Entwicklung des Babys möglichst optimale Bedingungen zu schaffen – Hormone spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Während des weiblichen Zyklus bereitet das Hormon Relaxin im Zusammenspiel mit anderen Hormonen die Gebärmutterschleimhaut auf die Aufnahme der befruchteten Eizelle vor, im nicht-schwangeren Zustand nimmt der Relaxin-Spiegel in der zweiten Zyklushälfte deutlich ab.
Falls eine Schwangerschaft zustande kommt, steigt die Relaxin-Konzentration dagegen kontinuierlich an, ihren höchsten Stand erreicht sie im ersten Schwangerschaftstrimester. Das Hormon lockert bereits in diesem frühen Stadium der Schwangerschaft als Vorbereitung auf die Geburt das Gewebe des Muttermundes und des Beckenbodens, aber auch die Bänder der Gelenke auf.
Durch die Erweiterung der Blutgefäße sorgt es außerdem für die Anpassung des mütterlichen Blutkreislaufes an die Schwangerschaft. Unmittelbar vor der Geburt bewirkt Relaxin zusammen mit weiteren Hormonen die Auslösung des Blasensprungs und ist an der Öffnung des Muttermunds beteiligt.
Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft resultieren damit indirekt auch aus der Wirkung des Relaxins und anderer Hormone. Die Lockerung der Körpergewebe führt zu einer geringeren Belastbarkeit der Gelenke – in einer Zeit, in der der Körper besonders stark beansprucht wird und zehn Monate lang Höchstleistungen vollbringen muss.
Gelenkschmerzen durch statische Veränderungen
Auch statische Veränderungen durch die Schwangerschaft können zu Schmerzen in der Wirbelsäule sowie in Muskeln und Gelenken führen. Durch das Wachstum der Gebärmutter verlagert sich der Körperschwerpunkt.
Mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft entwickeln die werdenden Mütter ein ausgeprägtes Hohlkreuz, außerdem nimmt die Beweglichkeit der Wirbelgelenke ab. Nicht nur durch hormonelle Einflüsse, sondern auch durch die wachsende Beanspruchung der Bauchmuskulatur sowie der langen Muskulatur des Rückens werden die Gelenke des Beckenringes stärker aufgelockert.
In aufrechter Haltung trägt der Beckenring die Last des Oberkörpers, normalerweise wird er durch ein sehr straffes Bändersystem gehalten. Für das ungehinderte Wachstum des Babys und seinen Weg durch den Geburtskanal ist die Lockerung dieser Gewebe wichtig, was jedoch auch zu stärkeren Schmerzen im unteren Rücken, im Becken sowie den Leisten führen kann.
Bei manchen Frauen zeigen sich entsprechende Beschwerden schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft, anderen bereiten die Beckengelenke erst nach der Geburt für eine gewisse Zeit Probleme.
Wassereinlagerungen können zu Gelenkbeschwerden führen
Auch Wassereinlagerungen durch die Schwangerschaft können vor allem in der zweiten Schwangerschaftshälfte zum Auslöser von Gelenkbeschwerden werden. Viele Schwangere verspüren vor allem nachts Taubheitsgefühle oder Schmerzen in den Händen und den Handgelenken.
Dabei handelt es sich möglicherweise um ein Karpaltunnelsyndrom, das dann entstehen kann, wenn die Nervenbahnen im Handwurzelkanal stark und einseitig belastet werden. Wenn der Handwurzelkanal stark von Wassereinlagerungen betroffen ist, kann dies die gleichen Folgen haben.
Eine Schlafposition, die Hände und Handgelenke nicht belastet, bringt bei einem schwangerschaftsbedingten Karpaltunnelsyndrom manchmal Linderung. Auch das Ruhigstellen des Handgelenks durch eine Schiene oder Akupunktur können in solchen Fällen helfen.
Bei starken Schmerzen in Handgelenk und Fingern wird der Arzt empfehlen, schmerzlindernde Medikamente direkt an die überreizten Nervenbahnen zu injizieren. Nach der Geburt sind diese Beschwerden meist schnell verschwunden.
Was hilft gegen Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft?
Die besten Mittel gegen Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft sind Wärme, Ruhe, Entspannung und Bewegung:
- Wärme löst Verspannungen und wirkt wohltuend auf Muskeln und Gelenke. Bei einer Schmerzattacke oder permanenten Schmerzen können ein warmes Bad, eine Wärmflasche oder ein erhitztes Kirschkernkissen Wunder wirken.
- Schwangere Frauen brauchen auch zur Entlastung der Muskeln und Gelenke regelmäßige Ruhepausen und sollten darauf achten, diese tatsächlich in ihren Alltag einzubauen.
- Schwere körperliche Arbeiten und größere Belastungen – beispielsweise durch schweres Heben oder Tragen – verbieten sich mit fortschreitender Schwangerschaft von selbst. Ärzte und Hebammen empfehlen in der zweiten Schwangerschaftshälfte eine maximale Belastung von fünf Kilogramm.
- Stress und psychische Belastungen führen zu Verspannungen und können Schmerzzustände auslösen oder verstärken. Auch seelische Entspannung ist in der Schwangerschaft daher besonders wichtig. Als wirkungsvolle Unterstützung eignen sich beispielsweise Massagen oder bestimmte Yoga-Formen.
- Bewegung lindert Schmerzen in Rücken und Gelenken. Gezielte Übungen zur Kräftigung des Rückens, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen, Aqua-Gymnastik oder Yoga sind als Ausgleichssport in der Schwangerschaft besonders gut geeignet. Wichtig sind auch regelmäßige Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens.
- Zur Entlastung der Bauch- und Rückenmuskulatur leisten Bauchtücher oder ein Stützgürtel gute Dienste.
- Nachts diehnt ein Stillkissen, das du dir, auf der Seite liegend, zwischen die Beine klemmst, zur Entlastung der Muskeln und Bänder.
Homöopathische Arzneien und Akupunktur lindern akute Schmerzen
Eine medikamentöse Behandlung von Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft ist nicht empfehlenswert. Bei akuten starken Schmerzen kann gelegentlich – und ausschließlich nach Absprache mit dem Arzt – Paracetamol genommen werden, dessen Wirkung jedoch meist begrenzt ist.
Ungefährlich und oft recht wirkungsvoll sind dagegen homöopathische Arzneien: Wenn Bewegung die Schmerzen lindert, eignet ist beispielsweise Rhus toxicodendron D12 geeignet. Im umgekehrten Fall – wenn Bewegung den Schmerz verschlimmert – bringt möglicherweise Bryonia D6 Erleichterung.
Viele Hebammen bieten werdenden Müttern zur Linderung von Gelenkbeschwerden in der Schwangerschaft auch eine Akupunkturbehandlung an.
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- Es können natürlich auch andere Gelenkerkrankungen die Ursache sein, die sich in der Schwangerschaft verschlechtern oder erstmalig auftreten.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.