Schnelle Gewichtszunahme und Lungenreifung – Die körperliche Entwicklung deines kleinen Bauchbewohners ist so weit abgeschlossen. In den nächsten Wochen bis zur Geburt geht es nun „nur noch“ um Feinarbeit. Mit den manchmal recht heftigen Boxen und Tritten, wird das Baby auch für Papa „sichtbar“: mit einer kleinen Wölbung am Bauch der Mama sagt es dann „Hallo!“. Falls du unter Schwindelattacken leidest, lege so oft wie möglich die Füße hoch, und sprich mit deinem Frauenarzt über einen eventuellen Eisenmangel.
Das Baby in der 23. SSW
In der 23. Schwangerschaftswoche misst das Baby in der Scheitel-Fersen-Länge 29 bis 30 Zentimeter und wiegt etwa 500 bis 580 Gramm. Gegenüber der vergangenen Woche hat sein Gewicht damit nochmals deutlich zugenommen. Sein Bewegungsprogramm sowie das Training der Reflexe setzt es kontinuierlich fort und wird dabei sogar noch aktiver als in den vergangenen Wochen.
Die Bewegungen werden koordinierter. Manchmal dreht sich das Baby auch im Bauch, was nicht nur für die Mutter spürbar sein kann, sondern eventuell auch von außen sichtbar ist. Dabei schiebt sich eine kleine Ausbuchtung – meist der Po des „Bauchbewohners“ – wellenförmig von einer Bauchseite zur anderen. Auch die Boxer und Tritte des Babys haben vielleicht an Kraft gewonnen und sind ab und an durch die Bauchdecken klar erkennbar.
Die Wahrnehmungsfähigkeit des Babys prägt sich in dieser Woche weiter aus. Seine Hirnströme ähneln in der 23. SSW bereits denen eines neugeborenen Kindes. Die ersten Erinnerungen – an die Stimmen der Eltern, an Musik oder Geschichten – werden abgespeichert.
Auch die ersten Fettpölsterchen sind inzwischen zu erkennen. Bis zu ihrer vollen Ausprägung und damit auch der Fähigkeit, den Wärmehaushalt des Körpers eigenständig zu regulieren, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Wenn das Kind bereits jetzt zur Welt kommt, benötigt es auch dabei noch lange Unterstützung.
Die Mutter – Kreislaufbeschwerden und möglicherweise Eisenmangel
Der sechste Schwangerschaftsmonat ist für die meisten Frauen eine ruhige, angenehme Zeit. Zwar machen sich Schwangerschaftssymptome wie Sodbrennen, häufiger Harndruck sowie Rücken– und Bänderschmerzen jetzt deutlicher bemerkbar, der Babybauch ist jedoch noch nicht so groß, dass er die Mutter in ihrem Alltag stark belastet.
Der obere Rand des Uterus ist jetzt etwa drei Zentimeter oberhalb des Nabels tastbar. Der Bauchnabel wölbt sich jetzt übrigens bei vielen Frauen stark heraus, nach der Geburt kehrt seine ursprüngliche Form jedoch schnell zurück. Die Mutter steht in der 23. SSW in intensivem körperlichem und seelischem Kontakt zu ihrem Kind, seine Aktivitäten kann sie rund um die Uhr deutlich spüren.
Viele Frauen leiden ab der 23. Schwangerschaftswoche unter plötzlichem Blutdruckabfall und Schwindelattacken, die sich vor allem beim Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen zeigen. Durch das größere Blutvolumen, die erweiterten und durch die Schwangerschaftshormone aufgelockerten Gefäße sowie die wachsende Belastung durch das Gewicht von Uterus und Kind fällt es dem Kreislauf immer schwerer, das Blut aus den Extremitäten zum Herzen zurück zu pumpen.
Die Schwindelanfälle halten meist nur wenige Sekunden an – sobald der Körper in Bewegung ist, ist auch die Kreislaufattacke ausgestanden. Für das Baby sind sie nicht gefährlich, da sein Blutkreislauf weitgehend unabhängig vom Kreislaufsystem der Mutter funktioniert. Häufige schwere Schwindelanfälle, die vielleicht sogar eine Bewusstlosigkeit zur Folge haben, gehören in die Hand des Arztes. Der Grund dafür ist oft ein Eisenmangel, der durch die zusätzliche Gabe von Eisen-Präparaten – bitte nur nach ärztlicher Verordnung – schnell ausgeglichen werden kann.
Im Alltag hilft gegen die Schwindelattacken, die Beine sowohl im Liegen als auch im Sitzen hoch zu lagern, um beim Aufstehen den Kreislauf zu entlasten. Bei den nächsten Vorsorgeuntersuchungen wird der Arzt außerdem verstärkt nach Anzeichen eines Schwangerschaftsdiabetes sowie Präeklampsie-Symptomen forschen, um bei Schwangerschaftskomplikationen frühzeitig zu intervenieren.
Daneben gewinnt die Vorbereitung auf die Geburt jetzt größeren Stellenwert. Die Entscheidung für den Geburtsort – als Hausgeburt, im Geburtshaus oder im Krankenhaus – sollte bereits in der 23. Schwangerschaftswoche fallen. Arzt und Hebamme werden die Schwangere zu dieser Frage ausführlich beraten – bei jüngeren Frauen und einem problemlosen Schwangerschaftsverlauf sind alle drei Optionen möglich.
Viele Frauen bringen zu den Vorsorgeterminen auch ihren Partner mit, der dabei natürlich auch seine eigenen Fragen stellen kann. Auch auf den werdenden Vater wartet mit der Geburt ein einschneidendes und faszinierendes Erlebnis, seiner Frau soll er dabei eine echte Hilfe sein. Frauen, deren Lebensgefährte oder Ehemann bei der Geburt nicht dabei sein kann oder die derzeit keinen Partner haben, sollten in der 23. SSW darüber nachdenken, wer sie an seiner Stelle während der Geburt begleiten kann – beispielsweise die eigene Mutter oder die beste Freundin.
Ein Geburtspartner ist auf alle Fälle wichtig – im Kreissaal begleiten er oder sie die Gebärende auch emotional in intensiver Form und unterstützen sie natürlich auch mit praktischen Hilfen.
Nabelschnurblut – ja oder nein?
In der 23. SSW wird es außerdem Zeit für die Entscheidung, ob während der Geburt das Nabelschnurblut des Babys entnommen und für eine spätere Stammzell-Therapie eingefroren werden soll. Die Organisation der Prozedur braucht mehrere Wochen Vorlauf. Möglich sind dabei die Konservierung des Nabelschnurblutes durch eine private Blutbank oder eine Nabelschnurblut-Spende, die dann nicht dem eigenen Kind zugutekommt, sondern an einen unbekannten kranken Menschen geht. Eine Kombination dieser beiden Varianten ist normalerweise ausgeschlossen, allenfalls kann eine private Konservierung später in eine Spende umgewandelt werden.
Die Stammzellen des Blutes aus der Nabelschnur können nach heutigem Wissensstand bei über 70 verschiedenen Krankheitsbildern heilend wirken. Sowohl von Medizinern als auch der Öffentlichkeit wird das Thema bisher jedoch kontrovers betrachtet. In der Praxis gilt: Die Konservierung des Nabelschnurblutes kann dem Kind in seinem späteren Leben bei schweren Erkrankungen möglicherweise wirksam helfen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass dies nötig wird, ist jedoch relativ gering. Auf jeden Fall entstehen durch eine private Konservierung Kosten in Höhe von mehreren tausend Euro, zumal die Stammzell-Konservierung nur dann wirklich sinnvoll ist, wenn die Präparate lange aufgehoben werden. Unwägbarkeiten entstehen insbesondere bei einer Ratenzahlung durch die finanzielle Belastung, aber auch durch die Seriosität der Blutbank – was geschieht mit dem Nabelschnurblut beispielsweise im Fall von deren Insolvenz?
Das Nabelschnurblut eignet sich zudem nicht in jedem Fall für eine Konservierung. Die Blutbanken geben Misserfolgsquoten an, die sich zwischen drei und 20 Prozent bewegen – zumindest ein Teil der Kosten fällt für die Eltern trotzdem an.
Überblick – 23. Schwangerschaftswoche
- … steigt das Körpergewicht des Babys kontinuierlich an
- … beginnt die Reifung der Lungen sowie des Lungenkreislaufs
- … leidet die Mutter oft unter plötzlichem Blutdruckabfall und Schwindelanfällen. Stärkere Beschwerden resultieren oft aus einem Eisenmangel. Der Arzt verordnet in diesem Fall zusätzliche Eisen-Präparate
- … steht die Entscheidung an, wo das Kind geboren werden soll und wer die Mutter als Geburtspartner begleitet
- … muss eine eventuell gewünschte Konservierung von Stammzellen aus dem Blut der Nabelschnur in Angriff genommen werden. Die Entnahme des Blutes erfolgt während der Geburt. Für die Vorbereitung sind jedoch mehrere Wochen Vorlauf nötig
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