Von der ersten Ultraschalluntersuchung geht immer eine ganz besondere Faszination aus: Die werdenden Eltern können auf dem Monitor das erste Mal das Herz ihres ungeborenen Kindes schlagen sehen. Für viele Eltern ist das ein unvergesslicher Moment.
Ab wann und wie oft Ultraschalluntersuchungen nötig sind und was dabei gemacht wird
In den 40 Wochen einer Schwangerschaft werden drei medizinisch notwendige Ultraschalluntersuchungen, die sogenannten Screenings, durchgeführt. Diese werden im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge von den Krankenkassen bezahlt. Die Screenings dienen dazu, den Verlauf einer Schwangerschaft genau zu überwachen.
Der Gynäkologe kann mit den Ultraschalluntersuchungen die Entwicklung des Ungeborenen im Mutterleib beobachten und mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden vom behandelnden Arzt im Mutterpass dokumentiert. Im Folgenden erklären wir, auf was bei den drei Ultraschalluntersuchungen geachtet wird.
1. Ultraschalluntersuchung: 9. bis 12. Schwangerschaftswoche
Die erste Ultraschalluntersuchung wird bei Schwangeren vaginal vorgenommen. Bei diesem Screening achtet der Arzt darauf, ob es sich um einen Fötus oder eine Mehrlingsschwangerschaft handelt. Ausserdem wird der Sitz des Fötus kontrolliert, um eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft ausschliessen zu können.
Ausserdem werden Herzschlag, Bewegungen und die zeitgerechte Entwicklung des Ungeborenen genau untersucht. Der Arzt kann beim ersten Ultraschall ebenso Auffälligkeiten entdecken, die Hinweise auf das Down-Syndrom oder andere Erkrankungen geben können.
Bei der ersten Ultraschalluntersuchung zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche kann der Arzt ausserdem den voraussichtlichen Geburtstermin des Babys bestimmen.
2. Ultraschalluntersuchung: 19. bis 23. Schwangerschaftswoche
Das zweite Screening wird nun nicht mehr vaginal, sondern abdominal auf der Bauchdecke der Schwangeren durchgeführt. Bei diesem Ultraschall schaut sich der Gynäkologe vor allem die Organe des Embryos ganz genau an. Sollten bei dieser Untersuchung Unregelmässigkeiten festgestellt werden, überweist der behandelnde Gynäkologe an einen Facharzt. Darüber hinaus werden Herzaktionen, Bewegungen sowie eine altersgerechte Entwicklung des Embryos kontrolliert. Auch die Fruchtwasser-Menge und die Lage der Plazenta (Mutterkuchen) wird beim zweiten Screening beobachtet.
Eine Erweiterung der zweiten Ultraschalluntersuchung besteht seit dem 1. Juli 2013: Schwangere haben im Rahmen der Vorsorge Anspruch auf eine ausführlichere Untersuchung. Der Embryo wird auf Fehlbildungen an Herz, Kopf, Rücken, Magen und Blase untersucht. Bei Auffälligkeiten wird ein so genannter Feinultraschall durchgeführt. Diese pränatale Diagnose kann für das Baby unter Umständen lebensrettend sein: Zum Beispiel bei einem Herzfehler können Arzt und Eltern im Vorfeld eine Entbindungsklinik mit entsprechenden Spezialisten auswählen. Im Ernstfall kann das Baby nach der Geburt operiert werden.
Für viele Eltern ist die Frage „Mädchen oder Junge?“ besonders spannend: Zwischen der 19. und 23. Schwangerschaftswoche kann der Gynäkologe einen ersten Blick auf das Geschlecht des Kindes werfen – wenn die Eltern dies wünschen.
3. Ultraschalluntersuchung: 29. bis 32. Woche
Im Fokus des dritten und letzten Ultraschalls vor der Entbindung steht die körperliche Entwicklung des Embryos. Die kindliche Lage im Mutterleib wird genauso kontrolliert wie die Struktur und Lage der Plazenta. Darüber hinaus wird Wachstum, Bewegung, die Herzaktion sowie die Fruchtwassermenge begutachtet. Weitere Screenings können dann nötig werden, wenn das Ungeborene ab der 36. Schwangerschaftswoche noch nicht die Geburtsposition eingenommen hat.
Ausnahmen: Mehr als drei Screenings
In besonderen Fällen ist es notwendig, dass mehr als die vorgesehenen drei Screenings bei einer Schwangeren durchgeführt werden. Ärzte schauen häufiger hin, wenn es sich zum Beispiel um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt, das Risiko einer Frühgeburt besteht oder die Schwangere unter Diabetes, Bluthochdruck oder anderen Krankheiten leidet. Ein weiterer Grund können Entwicklungsstörungen des Embryos sein.
Ultraschalluntersuchung zur pränatalen Diagnostik
Treten bei den drei Ultraschalluntersuchungen im Rahmen der Vorsorge Unregelmässigkeiten in der Entwicklung des Embryos auf, werden weitere Ultraschalluntersuchungen zur pränatalen Diagnostik nötig. Um das Herz und den Blutfluss innerhalb der Gefässe zu untersuchen, wird die Dopplersonographie angewandt. Der Organultraschall wird auch Feinultraschall genannt und eingesetzt, um Fehlbildungen an Organen und Gliedmassen zu erkennen. Hinweise auf das Down-Syndrom liefert die Messung der Nackenfalte. Mit dem Nackentransparenz-Test kann eine Flüssigkeitsansammlung im Nackenbereich des Embryos nachgewiesen werden.
Babyfernsehen mit 3D-Ultraschall
Obwohl von der medizinischen Seite betrachtet die drei Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft ausreichend sind, ist das immer mehr Eltern zu wenig. Sie möchten ihr ungeborenes Baby schon im Mutterleib ausführlich betrachten können. Die moderne Technik macht dies möglich und viele Ärzte bieten in ihren Praxen einen 3D-Ultraschall an.
Statt schemenhafter Bilder in schwarz-weiss kann dem Baby beim Nuckeln und Schlafen zugesehen werden. Dieser faszinierende Live-Blick auf das Ungeborene wird deshalb häufig „Babyfernsehen“ genannt – das hat allerdings seinen Preis: Im Gegensatz zu den drei Ultraschalluntersuchungen innerhalb der Vorsorge, werden die Kosten für den 3D-Ultraschall nicht von den Kassen übernommen.
Auch wenn der 3D-Ultraschall generell kein Risiko für Mutter und Kind darstellt, raten Ärzte werdenden Eltern davon ab, eine Sonographie nur fürs Fotoalbum durchführen zu lassen. Laut Experten ist es nicht vollständig geklärt, in wie weit häufige Ultraschalluntersuchungen dem Ungeborenen schaden können.
In einem vernünftigen Mass eingesetzt, schadet die Sonographie nach dem heutigen Stand der Wissenschaft dem Kind nicht. Ein Babyfernsehen aus Lust und Laune sollte allerdings vermieden werden.
Der 3D-Ultraschall hat selbstverständlich auch einen medizinischen Nutzen: Er kommt dann zum Einsatz, wenn der behandelnde Arzt im Laufe eines herkömmlichen Screenings zum Beispiel einen Herzfehler, einen Neuralrohrdefekt oder eine Gesichtsspalte vermutet. Auffälligkeiten können mit dem 3D-Screening genauer begutachtet werden.
Fazit
- Zur Schwangerschaftsvorsorge gehören drei Ultraschalluntersuchungen
- Diese Screenings sind medizinisch notwendig und werden von der Krankenkasse bezahlt
- Kontrolliert wird die Lage und die altersgerechte Entwicklung des Embryos
- Krankheiten und Fehlbildungen können frühzeitig entdeckt werden
- Bei Auffälligkeiten wird der Ultraschall als Feindiagnostik eingesetzt
- „Baby-Fernsehen“: 3D-Ultraschall wird immer beliebter
- Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft halte ich für sinnvoll, sie müssen allerdings von der Frau bezahlt werden.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.